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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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fünfundzwanzig für seine Gesundheit wertvolle Tage rauben? Was haben wir Ihnen getan?»
    «Ich will nicht, daß man sich über mich lustig macht», erklärte Peppone.
    «Und wer hat sich über Sie lustig gemacht?»
    «Ihre Briefe ... vor allem der letzte.»
    «Ich verstehe. Weil ich Sie gefragt habe, ob ich Ihrem Sohn sagen soll, Stalin habe das Universum erschaffen. Oder die Partei.»
    Peppone machte eine ungeduldige Handbewegung:
    «Lassen wir das. Geben Sie mir das Kind zurück und reden Sie nicht mehr davon.»
    Schwester Filomena lächelte:
    «Sie sind der Vater, und das Kind gebe ich Ihnen zurück. Aber auch damit ist das Problem nicht gelöst. Morgen oder übermorgen wird das Kind Sie fragen, wer das Universum erschaffen habe. Und Sie, verzeihen Sie, was werden Sie ihm antworten?»
    «Das ist meine Sache», knurrte Peppone finster.
    Schwester Filomena schüttelte den Kopf:
    «Es tut mir leid, Sie verletzt zu haben. Wenn ich Sie um Entschuldigung bitte, verzeihen Sie mir dann?»
    «Nein», sagte Peppone und blickte auf die Spitzen seiner Schuhe.
    «Hoffen wir, daß der liebe Gott mir verzeiht. Darf ich Sie wenigstens um einen Gefallen bitten?»
    Peppone gab ihr zu verstehen, daß sie es dürfe.
    «In Ihrem vorletzten Brief haben Sie geschrieben, daß Sie, nachdem Sie oben auf dem Telegrafenmast angekommen waren, die Fahne machten. Was bedeutet das?»
    Das war nicht leicht zu erklären.
    «Es ist ein Spiel: es besteht darin, daß man den Mast unter die linke Achselhöhle bringt, sich dann auf den rechten Ellenbogen stützt und die ausgestreckten Beine von sich schleudert.»
    Schwester Filomena sah ihn verwundert an.
    «Das verstehe ich nicht.»
    Peppone versuchte, den Gedanken besser zu vermitteln, aber er komplizierte die Dinge nur noch mehr. Schließlich zog er die Jacke aus, klammerte sich an den Beleuchtungspfosten und demonstrierte, was es praktisch bedeutete, die Fahne zu machen.
    Schwester Filomena sah ihn mit laternengroßen Augen an:
    «In Ihrem Alter und mit Ihrem Gewicht wagen Sie noch eine solche Übung?»
    Dann, während Peppone sich nach der schrecklichen Mühe schweißgebadet auf die Bank fallen ließ, hob Schwester Filomena die Augen gen Himmel:
    «Jesus», sagte sie, «wie schade, daß ein so starker Mann so schlecht ist!»
    Schwester Filomenas dünnes Stimmchen ließ Peppone auffahren: «Genug!» flehte er. «Sie geben mir meinen Sohn zurück, und alles ist zuende!»
    «Nein», erklärte Schwester Filomena autoritär.
    «Dann lassen Sie mich ihn wenigstens sehen!»
    «Das hängt davon ab, wie Sie um neun Uhr auftreten.»
    Um neun Uhr kam Peppone mit einem vorzeigbaren Gesicht zurück, und Schwester Filomena ließ ihn eintreten und erlaubte ihm, den Tag zusammen mit seinem Sohn am Strand zu verbringen.
    Und als Peppone sich am Abend verabschiedete, fragte ihn Schwester Filomena:
    «Wie ist das nun, wenn mir das Kind wieder die bewußte Frage stellt, was soll ich ihm antworten?»
    «Antworten Sie von mir aus, was Sie wollen, Schwester», brummte Peppone finster und wütend.
    Was Schwester Filomena denn auch tat.

Die beiden Straßen

    «Jesus», sagte Don Camillo zum Gekreuzigten des Hauptaltars, «ich stelle mir vor, daß ein gerechter Mann mit guten Augen am Fenster seines Zimmers im obersten Stock des Hauses steht. Kann das eine richtige Geschichte werden?»
    «Wenn der Mann am Fenster wirklich ein Gerechter ist und wirklich gut sieht, ja», antwortete Christus.
    Don Camillo spann den Faden weiter: «Der gerechte Mann überblickt aus dem hohen Haus das ganze Land weitherum, bis zum Horizont. Und durch das Land läuft eine Straße, die sich unweit des Hauses teilt. Und der Gerechte sieht ganz deutlich, daß eine der Abzweigungen zu einem freundlichen, ruhigen Dorf führt, die andere dagegen in einer trostlosen Hochebene endet, wo der trügerische Boden Menschen und Tiere verschlingt.»
    Don Camillo schritt eine Weile vor dem Altar auf und ab, dann blieb er stehen und nahm die Erzählung wieder auf: «Vor dem Scheideweg kann man die Straße nicht schlecht nennen, auch wenn Leute mit der klaren Absicht darauf gehen, dann den Weg zum Treibsand einzuschlagen. So näherte sich ein Mann der Abzweigung, und als der Gerechte ihn erblickte, rief er hinunter: Der Mann aber rief zurück:
    Der

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