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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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hat, während man Stalin sehen und anfassen kann. Und obwohl ich selbst ihn nicht gesehen und angefaßt habe, kann man sehen und anfassen, was er geschaffen hat: den Kommunismus!»
    Don Camillo hob die Arme: «Und die Welt, in der wir leben, ich, du und Stalin, kann man die vielleicht nicht sehen und anfassen?»
    «Basta!» brüllte Peppone. «Fangen wir nicht wieder mit der Geschichte vom Huhn und vom Ei an! Tatsache ist, daß ich exkommuniziert bin, also komme ich nicht mehr in die Kirche, und darum bleibe ich bei mir zu Hause, und Ihr bleibt bei Euch zu Hause, und fertig! Wenn ich Predigten brauche, komme ich zu Euch in den Laden, und wenn Ihr einen Schmied braucht, kommt Ihr zu mir in den Laden.»
    «Ich hätte gern einen Riegel für die Kirchturmtür», sagte Don Camillo.
    Peppone packte ein Stück Kreide, kritzelte unter die übrigen Notizen an die Wand und begann wieder zu hämmern.
    «Wenn er fertig ist, schicke ich ihn Euch nach Hause. Guten Tag.»
    «Schön», sagte Don Camillo. «Habt Ihr den großen Lastwagen noch?»
    «Natürlich», brummte Peppone.
    «Führt Ihr immer noch Waren- und Personentransporte in privatem Auftrag durch?»
    «Klar.»
    «Würdet Ihr mir einen Kostenvoranschlag für zwanzig Personen nach Rom machen?»
    Peppones Schuppen lief schon einige Zeit ziemlich schlecht, seit einem halben Jahr war es dem Pechvogel nicht mehr gelungen, einen Transport zu ergattern.
    «Was soll dieser Transport bedeuten?» fragte er gepreßt.
    «Eine Pilgerfahrt zum Heiligen Jahr», gab Don Camillo Auskunft.
    Peppone hämmerte auf seinem Eisenstück herum. «Ich kann nicht etwas unternehmen, was meiner Ideologie widerspricht», erwiderte er finster.
    «Komisch», bemerkte Don Camillo. «Ich bin letztes Jahr mit einem ganzen Haufen Priester zusammen nach Rom gefahren, und vom Lokomotivführer bis zum Schaffner waren lauter Kommunisten im Zug. Und doch haben sie keine Schwierigkeiten gemacht. Gelten für ländliche Gebiete andere Vorschriften?»
    Peppone schielte nach dem Smilzo, und der Smilzo hob ratlos die Arme.
    «In der Stadt gibt es Priester, die sich von kommunistischen Ärzten behandeln lassen», fuhr Don Camillo fort.
    «Und die kommunistischen Ärzte behandeln sie. Ich verstehe das nicht.»
    Peppone hämmerte noch ein bißchen. «Geht es darum, euch nach Rom zu fahren und in den Tiber zu schmeißen?» knurrte er dann.
    «In diesem Fall ist die Fuhre gratis. Wenn ihr dagegen wieder zurück wollt, muß ich es mir überlegen.»
    «Nein, hin und zurück», erklärte Don Camillo.
    «Ich schicke Euch den Bescheid zusammen mit dem Riegel», schloß Peppone.
    Don Camillo verließ die Schmiede.
    «Da steckt doch eine dreckige klerikale Finte dahinter», wandte sich Peppone an den Smilzo.
    «Wachsamkeit ist die erste Tugend des Genossen», bestätigte dieser. «Chef, wenn du fährst, komme ich mit, zu zweit wacht es sich besser.»
    Peppone hatte Rom noch nie gesehen; sein Blut geriet in Wallung. Er lief ins Haus, um es seiner Frau zu erzählen.
    «Priester hin oder her, ich komme auch!» jubelte sie.
    Peppone ging in den Schuppen und betrachtete seinen großen Lastwagen. Er hatte ihn erst vor kurzem neu lackiert, und das Ding glänzte, daß es eine Wonne war. Er stieg in die Kabine und legte die Hände auf das Steuerrad.
    Der Smilzo schielte von unten herauf und kratzte sich verlegen am Schädel. Peppone fauchte ihn an: «Gaff nicht so blöd! Wenn ich auf dem Lastwagen sitze, bin ich die Partei!»
    «Der Chef hat immer recht», räumte der Smilzo ein.
    Und so begann in der stillen Abgeschlossenheit von Peppones Schuppen das, was später der berühmte Marsch auf Rom werden sollte - der von Don Camillo und Peppone.

Der «Crik»

    Der wenige Schnee, der am Vortag gefallen war, hatte sich in Matsch verwandelt, und alle Straßen waren wie Karrenwege.
    Scheußlich, sich mit dem Fahrrad zwischen Pfützen und Radfurchen durchzuwinden - Don Camillo, der seit geraumer Zeit den morastigen Bach entlang navigierte, zu dem die Molinetto-Straße geworden war, schwitzte erbärmlich.
    Plötzlich hörte er hinter sich ein heiseres Hupen und trat stärker in die Pedale, denn fünfzehn Meter weiter vorn überspannte eine kleine Brücke den rechten Straßengraben. Dort verließ er die Straße und wartete auf dem Brücklein, bis der von der Hupe angekündigte Wirbelsturm vorüber wäre.
    Bei der Einmündung der kleinen Brücke war die Straße fast völlig trocken. Fast: das heißt, bis auf ein tiefes,

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