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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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halbe Wein blieben übrig. «Das reicht auch fürs Abendessen», dachte er und legte sich hin.

    Eine Woche später ging ein Gerede durch das Dorf: der Crik sei übergeschnappt, er verbringe seine Tage damit, in der Kabine des Leopard zu schlafen oder um den Lastwagen herumzugehen.
    Eines Tages nahm Peppone sein Motorrad und ging mit dem Smilzo zusammen zum Crik.
    Der war in der Kabine, und als Peppone ihn anrief, streckte er den Kopf aus dem Fenster. «Ist Revolution?» fragte er.
    «Nein», antwortete Peppone.
    «Dann laß mich in Ruhe. Ich habe zu tun.»
    Es half nichts, weiter in ihn zu dringen. Peppone und der Smilzo gingen wieder.
    Als nächstes interessierte sich die Polizei für die Angelegenheit. Sie erschien eines Morgens im Sumpfgelände, als der Crik gerade am Motor herumwerkelte. Der Maresciallo schaute ihm eine Weile zu, dann fragte er höflich: «Im Vertrauen - warum gehen Sie nicht nach Hause?»
    «Sobald ich den Lastwagen repariert habe, gehe ich», antwortete der Crik. «Wenn ich die zweihunderttausend Lire hätte, um ihn reparieren zu lassen, ginge ich sofort. Aber ich habe sie nicht, und so muß ich selber damit zurechtkommen. Und nachts bleibe ich hier, damit mir die Einzelteile nicht gestohlen werden.»
    Der Maresciallo zuckte die Achseln und entfernte sich.
    Der Crik störte niemanden, wollte von niemandem etwas haben. Man ließ ihn in Ruhe. Und so verging ein Monat, bis der Crik eines Morgens ein Klopfen an der Kabinentür hörte und, als er aus dem Fenster blickte. Don Camillo draußen stehen sah, ganz rabenschwarz in dem Schnee, der über Nacht gefallen war.
    «Ist das Jüngste Gericht ausgebrochen?» fragte der Crik.
    «Leider noch nicht», brummte Don Camillo.
    «Dann laßt mich in Ruhe. Ich habe zu tun.»
    Er zog den Kopf zurück und drehte die Fensterscheibe zu, doch Don Camillo klopfte erneut.
    «Hochwürden!» rief der Crik. «Seid Ihr noch böse, Weil ich Euch auf der Straße zum Molinetto ein wenig erfrischt habe? Ist es Euch nicht genug, wenn Ihr seht, daß ich niemanden mehr anspritzen kann?»
    «Crik», sagte Don Camillo ernst, «warum bleibst du hier?»
    «Das hab’ ich dem Maresciallo schon erklärt.»
    «Ich bin nicht der Maresciallo.»
    «Aber fast», kicherte der Crik. «Ihr seid ein Gendarm des Papstes.»
    «Crik, laß den Papst aus dem Spiel. Im Dorf sagen sie, du seist verrückt geworden, aber das glaube ich nicht. Es ist doch gar nicht möglich, daß einer plötzlich den Verstand verliert, wenn er, wie du, überhaupt nie einen gehabt hat.»
    «Hochwürden», wehrte sich der Crik, «Ihr macht Euch ja nur über mich lustig, weil Ihr wißt, daß mir ein bißchen lausig zumute ist.»
    «Wie kannst du hier leben, Crik? Wer gibt dir zu
    essen?»
    «Weiß nicht. Ab und zu bringt mir einer etwas. Aber das ist wahrscheinlich nur eine Ausrede, um mich anglotzen zu können.»
    «Ich verstehe nicht, was du hier machst. Ich sehe einfach keinen Sinn darin. Vielleicht weil das alles überhaupt keinen Sinn hat und du wirklich ein Spinner bist.»
    «Einen Sinn hat es schon», behauptete der Crik. «Ich warte hier.»
    «Auf was denn?» rief Don Camillo ungeduldig. «Daß Manna vom Himmel fällt? Daß der Herrgott dir einen Raupenschlepper samt einer Equipe Automechaniker schickt?»
    Der Crik zuckte die Achseln. «Ich warte.»
    «Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!» redete Don Camillo ihm energisch zu. «Man muß sich anstrengen, wenn man etwas erreichen will.»
    «Man strengt sich an und hilft sich, solange es geht. Wenn es dann Nacht wird und kein Licht mehr da ist, kann man nur noch warten, bis wieder Tag ist. Auch für mich wird es wieder Tag.»
    «Sicher — aber nur, wenn du die Augen aufmachst. Solange du die Augen zusperrst, bleibt es für dich immer Nacht. Los, geh nach Hause, arbeite, dann findest du deinen Weg auch wieder.»
    «Meinen Weg hab’ ich nicht verloren! Mein Weg ist das hier. Jetzt steht mein Camion still, aber eines Tages wird er wieder laufen! Ich bleibe hier, auf meinem Wagen.»
    Damit zog er endgültig den Kopf zurück und schloß das Fenster. Und Don Camillo nahm unter dem Mantel eine Markttasche voller Eßwaren hervor, stellte sie auf die Motorhaube des Leopard und ging.
    «Jesus», sagte Don Camillo zum Gekreuzigten, als er wieder zu Hause war, «der Crik ist verrückt.»
    «Wer der göttlichen Vorsehung vertraut, ist nie verrückt», antwortete Christus.
    «Der Crik ist ein Tropf, der weder an Gott, noch an die göttliche Vorsehung glaubt», widersprach

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