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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Hügeln nieder. Der große Fluß war zum Fürchten angeschwollen, und die kleinen Nebenflüsse füllten sich durch den Rückstau immer mehr.
    Auch der Stivone stieg an, und bald beleckte das Wasser die Räder des Leopard.
    Der Crik wartete einen Abend, zwei, drei Abende auf das Mädchen, aber das Mädchen kam nicht, und das
    Wasser bedeckte den Stein, auf dem es gewöhnlich saß.
    «Ihr wißt ja, wo ich wohne; wenn Ihr mich sehen wollt, dann müßt Ihr kommen» - ja, der Crik würde zu dem Mädchen gehen, aber nicht zu Fuß. Am Steuer seines Leopard würde er hinfahren. Er wartete gelassen, denn er spürte, daß der Leopard sich nun bald bewegen, bald wieder auf der Straße dahinrollen mußte.
    Das Wasser bedrängte die Dämme, die Leute machten sich Sorgen. Den Crik hatten sie alle vergessen. Nur das Mädchen nicht: Es wartete auf ihn, denn es war sicher, daß er kommen werde.
    Und in der Nacht, in der das Hochwasser den höchsten Stand erreichte, ließ der Crik sich tatsächlich sehen; es war fast elf Uhr, und es regnete in Strömen.
    Das Mädchen in seinem Zimmer im ersten Stock des Hauses am Fuß des Hauptdammes hörte auf einmal ein Hupen, und als es ans Fenster trat, das sozusagen auf gleicher Höhe mit der Dammstraße war, sah es den Leopard gerade vor seinem Fenster auf der Dammstraße stehen.
    Der Crik saß am Steuer; lächelnd zeigte er sich am Wagenfenster und hob winkend den Arm. Dann schaltete er den Gang ein und brauste davon. Noch von fern hörte das Mädchen sein Hupen.
    Es waren etliche, die den Crik und den Leopard an diesem Spätabend sahen. Und etliche hörten das Hupen.
    Als nach wenigen Tagen die Fluten zurückgingen, war Don Camillo der erste, der, bis zum Magen im Wasser watend, zum Leopard vordrang. Der war noch tiefer in den Boden versunken, und das Wasser stand bis zur Höhe des Sitzes in der Kabine.
    Don Camillo öffnete den Schlag, und da saß der Crik am Steuer: stolz und lächelnd und sah aus wie lebendig.
    Lange Zeit später war Don Camillo wieder an einem Regenabend auf der morastigen Straße zum Molinetto unterwegs, und als er ein Hupen hörte, trat er wieder kräftig in die Pedale, um sich auf dem Brücklein in Sicherheit zu bringen.
    Und gleich darauf rumpelte der Leopard vorbei, aber er bespritzte ihn nicht mit Schlamm, denn der Crik verzichtete auf die Bosheit, den Wagen so herumzuwerfen, daß die rechten Räder die tiefe Pfütze durchquerten. Ruhig ließ der Crik die Hand auf dem Steuerrad, als er vorüberfuhr, und Don Camillo seufzte: «Wieviel hast du durchmachen müssen, arme Seele, um Anstand zu lernen. Gott sei dir und deinem Lastwagen gnädig.»
    Ihr braucht euch nicht zu fürchten, wenn euch in der einen oder anderen Nacht auf den Straßen über den Dämmen der Leopard begegnet: Das ist nur der Crik, der vor den Fenstern seiner Schönen den stolzen Gockel spielt.

«Ceratom»

    Ein verbeulter Topolino hielt auf dem Kirchplatz an, und heraus stieg ein hagerer Mann mit einer großen Ledertasche.
    Beim Kirchenportal blieb er stehen, öffnete es einen Spalt weit, streckte kurz den Kopf hinein und marschierte dann stracks auf das Pfarrhaus zu.
    Don Camillo genoß gerade das gemütliche Kaminfeuer in seiner Stube, und als er das Klopfen hörte, klang sein «Herein!» wie eine Drohung mit Waffengewalt. Doch beim Anblick dieses Mickermännchens wurde er gleich wieder friedlich.
    «Ich muß nur schnell ein Päckchen abgeben, dann lasse ich Sie sofort wieder in Ruhe», erklärte der Fremde mit traurigem Lächeln und kramte in der Tasche, die er auf den Tisch gestellt hatte.
    Das Päckchen enthielt eine Propagandabroschüre gegen die Roten. «Das schickt das Komitee», erläuterte der Überbringer.
    «Setzen Sie sich doch!» forderte Don Camillo ihn freundlich auf.
    «Hier drinnen ist es angenehmer als in meiner Mausefalle!» seufzte der Fremde und ließ sich vor dem Feuer nieder. «Auf der andern Seite - Geschäft ist Geschäft.»
    Don Camillo erhob sich, um die Broschüren wegzuräumen und gleichzeitig eine Flasche Fortanelia zu angeln. «Sind Sie vom Komitee?» erkundigte er sich.
    «Nein. Ich bin ein Freund von den Leuten des Komitees und erweise ihnen gern eine Gefälligkeit. Komitee oder nicht, der Kampf ist ja für alle anständigen Menschen derselbe. Da ich ohnehin die ganze Gegend Dorf um Dorf abklappern muß, macht es mir nichts aus, ein paar Broschüren mitzunehmen. So können die Porto sparen und sind erst noch sicher, daß das Material nicht verloren geht.»
    Der Fremde

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