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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Haus habe ich Ziegel, aber in der Kirche ist ein Fliesenboden», betonte er stolz. «Letztes Jahr neu gemacht.»
    «Hochwürden», seufzte der Mann, «Sie sind ein feiner Mensch; um mir zu helfen, sind Sie sogar imstande, zu schwindeln. Danke! Auch das muntert mich schon auf. Wenn Sie einmal Fliesen haben, dann erinnern Sie sich bitte an mich.»
    Don Camillo stand auf und ging zur Tür; der Mann leerte noch hastig sein Glas, nahm seine Tasche und folgte ihm. Er glaubte, das Gespräch sei beendet, und wollte sich draußen verabschieden, doch Don Camillo faßte ihn beim Arm und führte ihn über den Vorplatz in die Kirche.
    «Also - sind das Fliesen oder nicht?» fragte er triumphierend.
    Der Fremde bückte sich und berührte mit dem Finger die matten, trüben Fliesen.
    «Bei diesem Wetter bringen mir die Leute tonnenweise Schmutz herein. Aber der Boden ist sehr schön!» Er netzte seinen Zeigefinger mit Speichel und rieb damit über eine Fliese: «Sehen Sie, wie das glänzt? Aber man kann ihn nicht ständig bohnern, weil das Wachs beim nassen Aufwischen immer weggeht. Da würde man ja Tonnen von Bohnerwachs brauchen.»
    Der Mann lachte. Er nahm die große Dose aus der Tasche, öffnete sie, fischte aus der Tasche noch einen Lappen und bestrich eine der Fliesen mit einer dünnen Schicht Ceratom. Mit einem zweiten Lappen polierte er die Fliese auf Hochglanz. Dann ging er schnell hinaus und kam mit einer Handvoll Schnee zurück.
    «Hochwürden», sagte er, «versuchen Sie jetzt, die Fliese naß zu machen!»
    Don Camillo verstrich den Schnee energisch auf der Fliese, bis er ganz geschmolzen war. Dann wischte er mit einem Lappen die Fliese trocken - und sie blieb glänzend.
    «Ceratom», erklärte der Mann, «ist wie ein Lack, der das Wasser nicht durchläßt. Sozusagen ein Kristallbelag auf den Fliesen.» Wieder ging er hinaus, trat in eine Pfütze und schmierte mit der Sohle so lange auf der ceratomisierten Fliese herum, bis sie eine einzige Schmutzfläche war. Die wischte er mit dem Lappen ab, und die Fliese strahlte wie zuvor.
    «Einmal alle zehn Tage mit Ceratom bohnern genügt vollständig», schloß er frohlockend.
    Sie traten auf den Kirchplatz hinaus.
    «Danke für die Gastfreundschaft, und auf Wiedersehen, Hochwürden», sagte der Mann und tat, als wolle er in seinen Kleinwagen steigen. Aber Don Camillo faßte ihn erneut am Ärmel und zog ihn mit sich ins Pfarrhaus. «Eine angebrochene Flasche will ausgetrunken werden», erklärte er.
    Sie setzten sich wieder ans Kaminfeuer. «Ich möchte es wirklich ausprobieren», meinte Don Camillo. «Wieviel kostet eine Dose?»
    «Dreihundert Lire. Die kleine.»
    «Und die große?»
    «Vierhundertfünfzig, also nur wenig mehr. Aber lassen wir das, Hochwürden. Ich will nicht das Gefühl haben, Ihnen etwas . Bleiben wir lieber gute Freunde.»
    Da fing Don Camillo an zu lachen: «Freundschaft ist eine Sache, Bohnerwachs eine andere. Ich nehme zwei Dosen. Nein, drei. Drei große.»
    Der Mann schüttelte den Kopf: «Entweder eine oder gar nichts! Mir liegt etwas an der Freundschaft. Sie probieren das Ceratom aus, und wenn Sie damit zufrieden sind, schreiben Sie mir zwei Zeilen an diese Adresse, und ich lasse Ihnen soviele Dosen schicken, wie Sie nur wollen.»
    Der Mann füllte den Bestellzettel aus, und Don Camillo griff zum Portemonnaie: «Wieviel bin ich Ihnen schuldig?»
    «Nichts. Ich darf kein Geld entgegennehmen. Sie zahlen, wenn Sie die Ware bekommen. Also eine große, Hochwürden?»
    «Ja.»
    «So, das wär’s. . Kontrollieren und unterschreiben Sie. Die Unterschrift ist nicht für mich, sondern für die Firma, natürlich.»
    Don Camillo unterschrieb und bekam den Durchschlag.
    Der Mann hob sein Glas: «Gottseidank ist dieser Landstrich, dieser Käfig von entfesselten Roten, nicht die reine Hölle. Für den, der hungert, hat selbst eine Brotkrume ihren Wert, denn wenn sie auch nicht zu sättigen vermag, nährt sie doch die Hoffnung. Die Hoffnung braucht so wenig, um zu leben: ein Bröselchen Brot, übergossen mit dem Vertrauen in die göttliche Vorsehung, und weiter geht der Marsch!»
    Don Camillo begleitete ihn zum Auto und sah ihm nach.
    «Ich hätte ihn zum Mittagessen hierbehalten können!» bedauerte Don Camillo im Gedanken an das Brotbröselchen mit der Sauce des Vertrauens in die göttliche Vorsehung.
    Es vergingen vierzehn Tage, da traf eines Nachmittags die Post mit dem Lastwagen vor dem Pfarrhaus ein, lud eine riesige Kiste ab,

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