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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Don Camillo. «Der glaubt nur an seinen Lastwagen.»
    Christus lächelte: «Das ist doch schon etwas, Don Camillo. Weil dieser Lastwagen sein ganzes Leben ist, glaubt er also an das Leben und damit an Gott.»

    Don Camillo war noch nicht länger als eine Stunde fort, als der Crik jemanden um den Wagen trippeln hörte, und als er hinausguckte, bemerkte er ein junges Mädchen, das schnell davonlaufen wollte, als es sich entdeckt sah.
    «Keine Angst, keine Angst!» rief der Crik lachend. «Kommt nur und seht Euch das Wundertier an, es kostet nichts.»
    Das Mädchen blieb stehen. «Wenn Ihr drinbleibt, gut, aber wenn Ihr herauskommt, renne ich fort, und Ihr seht mich nie wieder.»
    «Ich bleibe drin», murrte der Crik. «Was sollte ich draußen?»
    Da kam das Mädchen näher, setzte sich auf einen großen Stein und betrachtete den Mann neugierig.
    «Gefallen Euch meine äußeren Merkmale?» erkundigte sich der Crik ironisch.
    «Ich weiß nicht», gab das Mädchen zurück. «Der Bart deckt Euch das ganze Gesicht zu.»
    Diese Bemerkung verblüffte den Crik. Er zog den Spiegelscherben unter dem Sitz hervor, den er immer brauchte, wenn ihm bei der Arbeit Dreck in die Augen geriet, und schaute hinein.
    Es war wirklich zum Grausen: Mit seinen sechsundzwanzig Jahren sah er aus wie ein alter Bettler.
    Er schielte zu dem Mädchen hinüber. Sie konnte höchstens drei-, vierundzwanzig sein und war, so im Dämmerlicht gesehen, ein ausnehmend hübsches Ding.
    Der Crik schämte sich, so über und über dreckig zu sein, und zog den Kopf vom Fenster zurück. «Ende der Vorstellung», verkündete er. «Morgen um vier Uhr ist der Verrückte in Zweitaufführung zu sehen.»
    Das Mädchen stand auf und ging. Der Crik dachte nicht weiter an sie. Trotzdem holte er am andern Morgen das Notwendige aus dem Kasten unter dem Sitz und rasierte sich. Dann wusch und kämmte er sich auch noch.
    Um vier Uhr erschien das Mädchen wieder, und als es den Crik so gestriegelt und geschniegelt sah, machte es ein sehr zufriedenes Gesicht.
    «Warum spielt Ihr den Verrückten, wenn Ihr es doch gar nicht seid?» fragte es.
    «Ich spiele nicht den Verrückten!» erwiderte der Crik. «Ich warte.»
    «Auf was?»
    «Das ist schwer zu erklären, besonders einem Mädchen.»
    «Versucht’s doch.»
    Sie redeten einander mit «Ihr» an, wie es bei den alten Leuten hierzulande üblich ist, und sprachen beide sehr ernsthaft. Der Crik bemühte sich, die ganze Geschichte zu erzählen, und am Ende schüttelte das Mädchen den Kopf.
    «Ich habe nicht begriffen, warum Ihr wartet», gestand es. «Aber ich will darüber nachdenken.»
    Am folgenden Tag um vier Uhr war das Mädchen wieder da und reichte dem Crik ein Päckchen mit Brot und Wurst. Er errötete: «Nein, von Frauen kann ich nichts annehmen», brummelte er.
    «Ihr müßt es aber annehmen», erklärte das Mädchen ruhig, «wenn Ihr nicht verhungern wollt.»
    Plötzlich rebellierte der Crik; er riß den Wagenschlag auf und sprang hinunter. «Ich habe mir mein Brot immer mit diesen meinen Händen verdient!» schrie er. «Ich habe noch nie jemanden nötig gehabt, und ich werde auch nie jemanden nötig haben. Ich bin der Crik, und der Crik bleibt, was er ist!»
    Auf dem Flußufer lag ein Nachen, und ein langer, dicker Eichenbalken sorgte dafür, daß der Nachen nicht abrutschen konnte; mit wütender Kraft packte der Crik den Balken, zwängte ihn einen halben Meter weit unter die Achse eines der Hinterräder des Leopard, bückte sich tief, um das freie Ende des Balkens auf die rechte Schulter zu schieben, stemmte die Füße in den Schlamm, der im Frost eisenhart geworden war, und richtete sich langsam auf.
    Der Leopard, mit dem gefrorenen Boden sozusagen verschweißt, rührte sich nicht, dafür brach der Eichenbalken entzwei.
    Das Mädchen zeigte keinerlei Begeisterung. «So grobe Leute gefallen mir nicht», bemerkte es bloß.
    Der Crik verkroch sich in der Kabine, und das Mädchen setzte sich wieder auf den gewohnten Stein.
    Wie oft saß das Mädchen noch auf diesem Stein? Wie oft versuchte es noch, den Crik umzustimmen?
    Jedenfalls stand es eines Abends nach dem üblichen Zureden auf und sagte: «Ich komme jetzt nicht mehr; ich habe Euch ja gesagt, wo ich wohne. Wenn Ihr mich sehen wollt, müßt Ihr Euch selber auf den Weg machen.»
    Schon war der Frühling im Anzug, und der Boden unter den Rädern des Leopard wurde wieder zu Morast.
    Und der Schnee in den Bergen schmolz, und der Regen strömte in der Ebene und in den

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