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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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glühenden, staubigen Straßen aufhalten mochten. So kam Pioppina nie zu einer echten Kirchweih mit Tanz, Verkaufsständen und Touristenrummel. Und während die übrigen bloß moralisch darunter litten, hatte Cimossa, der Kneipenwirt, auch einen beträchtlichen materiellen Schaden davon.
    Er war es also, der die Leute aufwiegelte. Und das gelang ihm so gut, daß sich eines schönen Tages Cimossa und die Honoratioren des Dorfes als Abordnung zu Don Candido begaben und ihm erklärten, was das Volk wollte.
    «Andere Schutzheilige?» stammelte Don Candido. «Aber warum denn? Haben sie euch etwas Böses getan?»
    «Weder Böses noch Gutes. Wir wollen keine Sommerheiligen und keine Winterheiligen mehr, sondern Heilige der Zwischensaison, die das Volk zufriedenstellen und es fröhlich Kirchweih feiern lassen, wie es andernorts der Brauch ist.»
    Don Candido war völlig verwirrt. «In einem solchen Fall muß man sich an den Bischof wenden», brachte er endlich heraus. «Den Bischof geht das nichts an», bekam er zur Antwort. «Dies hier ist eine freie, unabhängige Pfarrei, boykottiert von der Kirchenbehörde, aber vom Volk gewollt. Euer Bischof ist das Volk, und das Volk will andere Heilige.»
    «Wie soll das gehen?»
    «Man nimmt die alten Heiligen weg und stellt die neuen an ihren Platz.»
    «Welche neuen?»
    «Sankt Venantius und Sankt Virgilius», rief Cimossa. «Sie sind schon bereit und bis auf den letzten Centesimo bezahlt. In Cimello, auf der andern Seite des Po, ist eine Kirche überflutet worden, und man baut sie nicht mehr auf, weil auch das Dorf vom Hochwasser zerstört ist. Die beiden Heiligen von Cimello waren also arbeitslos, genau wie Ihr, Herr Pfarrer. Wir haben sie gekauft und geben ihnen hier einen Posten. Es sind genau die richtigen für uns: Heilige der Zwischensaison. Mitte Mai: Sankt Venantius; Ende September: Sankt Virgilius. Ihr braucht bloß die feierliche Zeremonie vorzubereiten, die am 26. September mit großen Festlichkeiten begangen wird. So was belebt den Fremdenverkehr. Es gibt einen Festzug von blumengeschmückten Barken, die über den Fluß fahren, um die neuen Heiligen, die drüben warten, abzuholen und hierher zu bringen. Hier haltet Ihr den Heiligen die Begrüßungsrede und stellt ihnen das Dorf vor. Die Heiligen werden ausgeladen und in einer Prozession mit Musik vor die Kirche gebracht. Ihr geht dann in die Kirche, gefolgt von den Gläubigen, und haltet den alten Heiligen die Abschiedsrede. ... und so weiter. Ihr entlaßt sie also elegant, und dann kommen die neuen Heiligen und nehmen ihre Plätze ein. Anschließend feierliche Messe mit Gesang und mit einem Organisten, den wir aus der Stadt kommen lassen.»
    Die Abordnung stimmte begeistert zu. Ein grandioses Fest!
    «Was die Heiligen anbelangt, könnt Ihr beruhigt sein», fügte Cimossa hinzu. «Sie sind besser als neu, denn wir haben sie von einem Spezialisten frisch lackieren lassen. Im übrigen sind sie eine gute Spanne höher als die alten.»
    «Nun gut», stammelte Don Candido. «Laßt mir nur Zeit, darüber nachzudenken, wie ich die Sache in Ordnung bringen kann.»

    Als Don Camillo das Priesterchen erblickte, verfinsterte sich sein Gesicht.
    «Ich bin Don Candido», erklärte das Priesterchen schüchtern. «Ich wäre der Pfarrer ... der Interimspfarrer—»
    «Der Interimspfarrer der Unpfarrei Pioppina», vollendete Don Camillo mit scharfer Betonung des «Un». -«Ich verstehe. Und?»
    «Und nun ist es so, daß die Bevölkerung von Pioppina die Heiligen auswechseln will», flüsterte Don Candido bedrückt.
    «Sagt der Bevölkerung, sie soll lieber ihre Köpfe auswechseln. Überhaupt ist das Eure Angelegenheit.»
    «Ich weiß - aber ich brauche Eure Hilf e.»
    «Ich Euch helfen?» brüllte Don Camillo. «Ich einem Geistlichen helfen, der vom rechten Weg abgekommen ist und auf der Straße der Verlorenen wandelt? Ich einem Rebellen, einem irregulären Priester helfen?»
    Don Candido wurde leichenblaß, und seine Augen füllten sich mit Tränen: «Monsignore», stotterte er, «warum sagt Ihr mir so häßliche Dinge? Was habe ich Euch getan?»
    «Ach was, Monsignore!» polterte Don Camillo. «Ich bin kein Monsignore und habe nichts damit zu tun. Ihr tut nicht mir etwas an, sondern der Kirche, indem Ihr Euch gegen den Bischof stellt!»
    «Ich habe mich gegen niemanden gestellt, das schwöre ich!» beteuerte Don Candido voller Furcht. «Ich arbeite als Priester in

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