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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Entfernung», antworteten die von der Abordnung. «Es geht ums Prinzip.»
    «Das Prinzip jedes guten Christenmenschen ist es, nach dem Paradies zu trachten, auch wenn er den Gottesdienst nicht am Wohnort genießen kann. In Pioppina gibt es keinen Tierarzt; wenn bei euch ein Stück Vieh erkrankt, lauft ihr doch auch ins Dorf und holt den dortigen. Wollt ihr behaupten, das Heil eurer Seele sei weniger wichtig als die Gesundheit eines Kalbes?»
    Die Abordnung kehrte nach Hause zurück und berichtete, was der Bischof gesagt hatte, und die Leute hörten aufmerksam zu, ohne Einwendungen zu äußern.
    Dieses finstere Schweigen aber stellte - in geschichtlicher und geografischer Hinsicht - den Gründungsakt der Republik Pioppina dar.
    Von dem Tage an nämlich begann in Pioppina die moralische Loslösung vom Hauptdorf, unter dem Motto: «Wir wollen nicht vom Dorf abhängig sein, weder in bezug auf den Priester, noch in bezug auf das übrige.»
    Obwohl sie dreimal so weit zu gehen hatten, besorgten sie alle Einkäufe im Hauptort der Nachbargemeinde. Inzwischen richtete Cimossa, der Wirt des «Mohren», zu seiner Kneipe mit Bocciabahn und dem Tabak- und Salzkleinhandel noch einen Gemischtwarenladen ein.
    Man fand einen jungen freien Arzt, der in Pioppina ein kleines Ambulatorium eröffnete und die Einwohner der neuen Republik in seinen Kundenkreis einschloß.
    Solchermaßen vom Gemeindearzt befreit, versuchten die Pioppiner sich auch des Tierarztes zu entledigen. Als ihnen das nicht gelang, beschlossen sie feierlich: «Die Tiere können dem Hauptort unterstellt bleiben; die Hauptsache ist, daß wir, die wir kein Vieh sind, die Unabhängigkeit erlangt haben.»
    Das alles ging still vor sich, doch das Manöver war bald einmal klar, und noch klarer wurde es, als Cimossa, der Kneipenwirt und Chef der kommunistischen Zelle Pioppina, Peppone aufsuchte und ihm sagte: «Chef, alle Genossen von Pioppina wollen nicht mehr von der Sektion des Hauptdorfes abhängig sein.»
    «Das ist ja zum Lachen! Die Genossen der andern Fraktionen hängen auch alle von der Gemeindesektion ab; sind die Genossen von Pioppina denn anders als die der übrigen Fraktionen?»
    «Nein, Chef, die Genossen sind gleich. Nur Pioppina ist anders.»
    Die Roten von Pioppina waren eine kräftige Bande, kernig und jederzeit bereit, die Ärmel hochzukrempeln. Peppone machte also gute Miene zum bösen Spiel: «Genosse, das verstehe ich. Aber denk daran, daß Kirchturmpolitik eine der schwersten Gefahren für den Sieg der Sache ist. Nichts darf die Genossen trennen, nicht einmal Staatsgrenzen. Ein Genosse von Pioppina muß sich mit einem Genossen von Peking als gleich betrachten, selbst wenn sie eine verschiedene Hautfarbe haben.»
    «Einverstanden, Chef. Aber zwischen Pioppina und Peking ist der Abstand weniger groß als zwischen Pioppina und hier.»
    Wenn es so stand, halfen wohl keine Einwände mehr. «Was möchtet ihr denn? Unmittelbar dem Provinzverband unterstehen?»
    «Nein. Die Zelle Pioppina wird zur autonomen Sektion Pioppina umgewandelt.»
    «Ach so - du hast es dir in den Kopf gesetzt, Parteibonze zu werden.»
    «Nein, Chef. Sobald nämlich die Unabhängigkeit der Sektion anerkannt wird, wählen wir dich zum Sektionsobmann.»
    «Na schön, aber bleibt dann nicht alles, wie es war?»
    «Nein, alles wird anders. Wir unterstehen nämlich nicht mehr der Sektion der Gemeinde, sondern dem Genossen Bottazzi.»
    Im Grunde hieß das nichts weiter, als daß man ein wenig Schreibpapier mit dem Briefkopf K.P.I. Sektion La Pioppina - Der Obmann bedrucken ließ. Und daß man die normalen Briefbogen benutzte, um die Befehle an die übrigen Fraktionen zu schicken, und die neuen Briefbogen, um die Befehle nach Pioppina zu schicken. Um eine Abspaltung zu vermeiden, lohnte es sich schon, ein paar Lire zu opfern. Und alles funktionierte denn auch tadellos. Als der Smilzo einmal das falsche Papier erwischte und in Pioppina ein Schreiben mit dem Briefkopf der Gemeinde eintraf, wurde es natürlich, von einer Klarstellung begleitet, an Peppone zurückspediert:
    «An den Genossen Giuseppe Bottazzi,
    Wir erhalten soeben ein vom Obmann der Sektion der Gemeinde unterzeichnetes Schreiben mit Anweisungen betreffend Bezug von Parteibüchern. Wie Du weißt, ist unsere Sektion autonom und nimmt Weisungen nur vom eigenen Obmann, dem Genossen Giuseppe Bottazzi, entgegen. Dies ordnungshalber.»
    Worauf sich Peppone auf Briefpapier der Sektion der Gemeinde für den unabsichtlichen Fehler

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