...und da sagte Don Camillo...
entschuldigte und auf Briefpapier der Sektion Pioppina die Anweisungen wegen der Parteibücher schrieb.
Nachdem nun die Republik Pioppina moralisch gegründet war und funktionierte, nahte das Fest von Sankt Hippolyt, einem der beiden Schutzheiligen des Dörfchens, und wie vom Bischof angeordnet, traf Don Camillo vor der Kirche ein, um die Messe zu lesen.
An die Kirchentür war ein Schild genagelt:
Bis zur Rückkehr des amtierenden Pfarrers GESCHLOSSEN.
Die Einwohnerschaft
Don Camillo verstand den Wink, stieg wieder auf sein Fahrrad und kehrte nach Hause zurück.
Dann geschah etwas Unvorhergesehenes, das niemand bedacht hatte: ein Kind wurde geboren und sollte getauft werden.
«Eher lasse ich es überhaupt nicht taufen, als daß ich es zur Taufe nach drüben bringe», beteuerte der Vater des Kindes.
Da aber hatte er den ganzen weiblichen Teil der Familie gegen sich. Die Diskussion landete nach zwei Tagen auf dem Dorfplatz, unter Beteiligung aller Pioppiner.
Schließlich schien einer das schlagende Argument gefunden zu haben: «Auch als Pioppina noch eine Pfarrei war, wurden die Geburten nicht hier, sondern in der Gemeinde angemeldet. Jetzt, nachdem ihr die Geburt des Kindes in der Gemeinde gemeldet habt, wollt ihr sie dem Herrgott nicht melden. Das heißt ja, daß ihr den Bürgermeister für wichtiger haltet als Gott.»
Die Bemerkung gab zu denken, und was neben allem übrigen dem Kindesvater am meisten in die Nase stach, war die Tatsache, daß man beim Unterlassen der Taufe Gefahr lief, den Bürgermeister des Hauptortes zu überschätzen.
«Morgen gehe ich und lasse es taufen», entschied er.
Da mischte sich Cimossa ein: «Bis jetzt wurde jeder in Pioppina Geborene im Kirchenbuch von Pioppina eingetragen. Wenn ihr es im Hauptort taufen laßt, wird es im dortigen Kirchenbuch eingetragen. Mit dieser Amtshandlung verzichten wir von Pioppina auf unser Bürgerrecht und anerkennen, daß Pioppina keine Pfarrei mehr ist, sondern in allem und für alles vom Hauptort abhängt. Damit akzeptieren wir, eine Kolonie des Hauptortes zu werden.»
Von dieser präzisen Folgerung waren alle beeindruckt, und der Kindesvater kam auf seinen Entschluß zurück: «Ich lasse es nicht taufen! Mein Sohn wird kein Verräter der Heimat!»
Schlimm für das arme Neugeborene. Zum Glück tauchte im richtigen Augenblick Don Candido auf.
Don Candido war ein junges, mageres Priesterchen. Vielleicht mehr jung als mager. Vielleicht mehr mager als jung. .
Im übrigen war er äußerst schüchtern, und als er auf die Piazza geriet und die Versammlung gestikulierender und schreiender Leute vor sich sah, hätte er am liebsten kehrt gemacht.
Doch er war bereits entdeckt und wurde sogleich umringt.
«Wer schickt Euch?» fragte Cimossa und musterte ihn mißtrauisch.
«Niemand», antwortete Don Candido. «Ich bin nur auf der Durchreise. Ich besuche meinen Vetter in Torricella.»
Jemand sprach halblaut einen Namen aus, und gleich ging ein großes Gemurmel los.
«Seid Ihr nicht der Sohn des armen Perini?» fragte eine Frau den Priester.
«Ja. Meine Angehörigen sind alle tot, ich habe in Torricella nur noch meinen Vetter Dante Malasca.»
«Da habt Ihr Pech, Herr Pfarrer: gestern früh haben sie ihn zu Grabe getragen.»
Der Priester wischte sich den Schweiß vom Gesicht: «Dann hat es keinen Sinn, weiterzugehen. Ich grüße nur noch schnell Don Giuseppe und kehre wieder um.»
«Ihr könnt gleich umkehren», brummte Cimossa. «Don Giuseppe ist seit einem halben Jahr tot.»
Der Priester bekreuzigte sich.
«Friede seiner Seele. Armer Don Giuseppe. Auch er hat mir so viel geholfen.»
«Er war über fünfundachtzig, und seine Zeit war um», rief eine alte Frau. «Nur schade, daß seine letzten Tage so unglückselig waren.»
Man erzählte Don Candido die Geschichte von der Pfründe, die der Fluß verschlungen hatte, und die Geschichte vom verbrannten Pfarrhaus.
Der Priester lächelte traurig: «Eigentlich ist es noch besser gegangen als bei mir.»
«Das glaube ich nicht!» widersprach Cimossa. «Kaum möglich, daß in einer Pfarrei noch Schlimmeres passieren kann.»
«Leider doch», sagte der Priester. «Ich war seit zwei Jahren in den Bergen. Man hatte mir die Pfarrei Rugino gegeben, ein Dörfchen am Monte Doletta. Bittere Armut, aber gute Luft und eine wunderschöne Landschaft. Vor zwei Monaten tut sich in der Dorfstraße plötzlich ein Riß auf. Tags darauf ist der Riß breiter, und weiter oben am Berg entstehen zwei neue.
Wir räumen
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