... und dann bist du tot
Ehemann von Marie Ferguson fehlte ihm wie ein Loch im Kopf.
»Ich soll Ihnen sagen, es gäbe vielleicht einen Durchbruch bei den Ermittlungen.«
»Was denn für einen Durchbruch?«, fragte Joe gelangweilt.
»Das wollte er mir nicht sagen, aber Ferguson ist kein Mensch, der seine Zeit vergeudet, Lieutenant. Ich glaube, Sie sollten ihn anhören, wenn er behauptet, er habe etwas herausgefunden.«
»Ist er zu Hause?« Joes Interesse war geweckt.
»Nein, er ist hier in der Klinik in Maries Büro.«
Ferguson ging auf und ab, und seine Stiefel hinterließen auf dem weichen, blassgrünen Läufer Abdrücke. Im Büro seiner verstorbenen Frau waren die Unterlagen weggeräumt worden, aber Joe vermutete, dass es ansonsten genauso aussah, wie Marie es verlassen hatte. Der Raum war praktisch eingerichtet, hatte jedoch eine unverkennbar feminine Note, und Joe begriff nun, dass sie der ganzen Klinik ihren Stempel aufgedrückt hatte.
»Lieutenant, Gott sei Dank.« Ferguson trug Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine Lederjacke. Sein dunkles Haar war zerzaust, und er sah ein wenig wild aus, aber in seinen fast schwarzen Augen schimmerte eine Spur Triumph.
»Was haben Sie herausgefunden?« Joe kam sofort zur Sache.
»Ein Motiv.«
Joe spürte das altvertraute Prickeln auf seinem Rücken. »Schießen Sie los.«
Ferguson beugte sich hinunter und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus einer zerbeulten Lederaktentasche. »Recherchieren ist das, was ich am besten kann, Lieutenant. Journalisten sind es gewohnt zu recherchieren, und Romanschriftsteller können es sogar noch besser, wenn sie nur entschlossen sind, genau das zu finden, was sie brauchen, um eine gute Story zu schreiben.« Er legte das Blatt auf Maries Schreibtisch.
»Soll ich es lesen?« Joe war ungeduldig.
»Gleich.« Ferguson grinste ihn süßsauer an. »Vergeben Sie mir, wenn ich so theatralisch bin, Lieutenant. Ich habe mich so hilflos gefühlt, seitdem ich Marie verloren habe, und zu wissen, dass Ihre Leute nicht weiterkommen, hat mir auch nicht gerade geholfen. Was ich hier herausgefunden habe, mag uns vielleicht nicht weiterhelfen, aber ich habe so ein bestimmtes Gefühl, und das sagt mir, dass ich richtig liege.«
»Diese intuitiven Gefühle sind mir vertraut.«
»Okay.« Ferguson setzte sich hinter den Schreibtisch und forderte Joe auf, ihm gegenüber Platz zu nehmen. »Ich habe einen alten Zeitungsartikel gefunden. Vier Spalten mit einem Bild. Es gab nie einen Folgeartikel, aber ich habe auf eigene Faust recherchiert.«
Joe wartete.
»Anscheinend ist ein Krematorium auf der North Lincoln Avenue explodiert, das heißt, die Kammer und der Ofen explodierten nach Dienstschluss.« Ferguson hielt kurz inne. »Es ist wahrscheinlich explodiert, weil in dem Leichnam, der verbrannt wurde, ein Schrittmacher mit einer alten Batterie steckte, die damals verwendet wurde und die aus Quecksilber-Zinkzellen bestand. Wie es aussieht, passierte das mehrmals an verschiedenen Orten, und darum gibt es heutzutage ein Gesetz, das vorschreibt, die Schrittmacher vor der Verbrennung zu entfernen.«
Joe saß auf dem Rand seines Stuhls. Er schaute in Fergusons dunkle, vor Aufregung funkelnde Augen und dachte daran, dass es vielleicht besser zu ihm gepasst hätte, als Schauspieler oder Schriftsteller zu leben.
»Haben die Verstorbenen einen Namen?«, fragte er leise.
»Ja, haben sie.«
»Und können Sie mir die Namen sagen?«
Ferguson wandte seinen Kopf zur Seite und betrachtete ein Foto auf Maries Schreibtisch, auf dem er und seine Frau Arm in Arm abgebildet waren. Mit Genugtuung nahm er das Blatt langsam vom Schreibtisch, faltete es auseinander und reichte es Joe.
»Sagt Ihnen das etwas, Lieutenant?«
Joe war schon aufgesprungen.
»Oh ja.«
»Und das ist noch nicht alles«, fügte Ferguson hinzu.
»Für einen Durchsuchungsbefehl reicht es nicht aus«, sagte Jackson, als Joe ihn im Präsidium anrief.
»Natürlich nicht, Commander.«
»Wir haben keine konkreteren Beweise als vorher.«
»Seine ganze Personalakte ist voller Lügen.«
»Es könnte sich auch um Irrtümer handeln.«
»Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, Sir.«
»Vielleicht nicht, aber wir brauchen viel mehr, und das wissen Sie genau.«
»Seine Frau Mama war Puffmutter, und in seiner Personalakte steht Hausfrau.«
»Ich kann mir keinen Richter vorstellen, der ihn wegen einer solchen Lüge schuldig spricht.«
»In seiner Personalakte steht, sein Vater sei 1950 in Chicago gestorben,
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