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Und dann kam Paulette (German Edition)

Und dann kam Paulette (German Edition)

Titel: Und dann kam Paulette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Constantine
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bitte. Sobald er den Raum verlassen hat, erzählt sie leise, dass er längst nicht so um sie herumscharwenzelt ist, als auf ihrem Konto nur die Rentenzahlungen eingingen. Kein roter Teppich, kein Tamtam. Als sie einmal ihr Konto überzogen hatten – daran würde sie sich ein Leben lang erinnern –, war sein Verhalten ein ganz anderes gewesen. Dabei ging es nicht um sehr viel Geld, kein Grund zur Aufregung eigentlich. Von wegen. Er hat ihnen sogar mit Pfändung gedroht! Per Einschreiben, mit allem Drum und Dran. Was hatten sie für eine Angst gehabt. Sie hatten sich schon vorgestellt, wie sie ins Gefängnis geworfen würden, mit geschorenem Kopf, einem gestreiften Pyjama und Eisenketten am Bein. Guy zieht die Augenbrauen hoch, sie sieht sich definitiv zu viele amerikanische Serien an. Ja, ja, zieh du nur die Augenbrauen hoch, mein Junge, aber du kannst dir nicht vorstellen, was wir durchgemacht haben. Wir haben tage- und nächtelang kein Auge zugetan, Hortense und ich. Und jetzt sieh dir das hier an, sein Lächeln, die Bücklinge usw. Diese Leute haben keinen Stolz. Das sag ich dir, Guy, Banker sind wie Versicherungsvertreter, alles Diebe! In diesem Punkt stimmt Guy ihr voll und ganz zu. Allerdings kann man auch kaum auf sie verzichten, darum würde er Simone gern davon abbringen, das Geld in ihrer Tasche mitzunehmen, um es zu Hause unter die Matratze zu legen. Das ist zu riskant. Aber Simone ist ein Dickschädel. Wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat … Sie werde darüber nachdenken! Und sich mit Hortense besprechen, falls der Armen noch der Sinn danach stehe. Mehr Zugeständnisse macht sie nicht.
    Sie verschließt die Tasche und steht auf. So, dann fahren wir jetzt nach Hause. Der Bankangestellte bleibt sitzen, mit leerem Blick und weichen Knien.
    Als sie zurückkommen, sitzt Hortense in ihrem Rollstuhl mitten auf dem Hof. Muriel und Kim stehen daneben und wirken etwas kleinlaut.
    «Seid ihr verrückt, sie in der Kälte draußen zu lassen?»
    «Sie wollte die Kraniche sehen …»
    «Was sie will, ist nicht unbedingt das, was gut für sie ist, das wisst ihr doch!»
    Hortense winkt Simone heran, ihre Stimme ist zu schwach, sie kann nur noch flüstern:
    «Ich habe sie gesehen.»
    «Ja, aber …»
    «Es war schön.»
    Simone seufzt und küsst sie auf die Stirn, dann schiebt sie den Rollstuhl zur Tür. Kim und Muriel helfen ihnen ins Haus.
    Als sie nach dem Abendessen draußen saßen, auf der Bank und auf den Stühlen verteilt, und ihren Kaffee tranken, kam Simone, um ihnen zu offenbaren, dass Hortense bald von ihnen gehen würde, es war nur noch eine Frage von Tagen. Hortense hatte es selbst gesagt. Die Kraniche waren das Zeichen gewesen, auf das sie gewartet hatte. Mit ihnen wollte sie ziehen, sie begleiten.

[zur Inhaltsübersicht]
    62
    Zu wenig Salz, von wegen!
    Ludo setzt sich auf die Bettkante, bohrt seinen Finger in die Decke.
    «Papa, schläfst du?»
    «Mmmm.»
    «Willst du eine Aspirin?»
    «Mmmmnein.»
    «Hast du heute Kopfschmerzen?»
    «Mmmmch, glaub nicht …»
    «Gut.»
    «Wo ist dein Bruder?»
    «Weißt du das nicht mehr? Er wollte gestern Abend zu Mama.»
    «Ach ja, stimmt. Wie spät ist es?»
    «Halb zehn.»
    «Oh, verdammt! Warum hast du mich nicht früher geweckt?»
    «Ich war zu beschäftigt.»
    «Womit denn?»
    «Mit was Bestimmtem.»
    «Und wo?»
    «In der Küche.»
    «Oje, ich hoffe, du hast dort kein Chaos angerichtet …»
    «Ich habe hinterher alles aufgeräumt.»
    «Hinter was?»
    «Hinter der Arbeit.»
    «Wovon redest du, Ludo?»
    «Komm einfach mit und schau’s dir an.»
    «Gut. Ich hoffe, du hast nichts angestellt.»
    Roland schlüpft in seinen Morgenmantel und seine Pantoffeln und schlurft die Treppe hinunter. Auf halber Strecke schnuppert er in die Luft und dreht sich zu Ludo um.
    «Was immer du angestellt hast, es riecht jedenfalls gut.»
    Ludo lächelt kaum merklich, er hat ein wenig Muffensausen.
    In der Küche hebt Roland das Geschirrhandtuch hoch und entdeckt einen großen Laib Brot, er ist goldbraun und knusprig.
    «Hast du das gebacken?»
    «Ja.»
    «Ganz allein?»
    «Na klar.»
    «Ich fass es nicht!»
    «Willst du probieren?»
    «Unbedingt!»
    Er schneidet zwei Scheiben ab. Sie beißen gleichzeitig hinein.
    «Mensch, das Brot ist knusprig und innen ganz weich, es ist luftig und riecht auch noch toll … Wer hat dir das denn beigebracht?»
    «Mamas Freund, der ist Bäcker.»
    «Ach so.»
    Roland steckt den Schlag weg, tut so, als müsste er Krümel vom

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