… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
anderen Kollegen im Auge, der etwas mit der Verschleierungsaktion am Yard zu tun haben könnte und bei dem es sich lohnen würde, mal genauer nachzufühlen. Und eventuell verschafft er mir auch Zugang zu Frank Collins.“
Elizabeth zuckte bei der Erwähnung ihres Beinahe-Vergewaltigers zusammen. „Was willst du denn von dem?“
„Nichts weiter“, sagte Wood unschuldig. „Ich will nur sehen, ob ich ihm das Leben noch ein bisschen mehr zur Hölle machen kann.“
„Liz“, lachte Daniel, „falls du Tony jetzt küssen möchtest, meinen Segen hast du!“
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„Ich hätte wirklich gedacht, dass es jemandem wie dir leichter fällt, ein paar Minuten lang stillzuhalten.“
„Und warum bitte sollte es jemandem wie mir nicht langweilig werden? Da bekommt zu Tode gelangweilt doch gleich eine ganz neue Bedeutung.“
„Warst du eigentlich schon früher so, oder hat erst das Sterben dich morbide gemacht?“, grollte Elizabeth und widmete sich wieder der Skizze des Sonnenamuletts.
Die Schriftzeichen machten ihr besonders zu schaffen. Die Devanagari Symbole waren so winzig, so filigran und gleichzeitig unwahrscheinlich kompliziert, dass Elizabeth für jedes einzelne mindestens drei Anläufe benötigte.
Aber der Aufwand lohnte sich. Riley hatte sie heute früh angerufen und darüber informiert, dass es Mick letzte Nacht gelungen war, die Schriftzeichen auf dem Schwarz-Weiß-Foto des Bhowanee-Dolchs deutlich sichtbar zu machen. Elizabeth würde also auf ihrem Weg nach Richmond bei Mick haltmachen, um die Kopie abzuholen, und dann Sir Thomas bitten, den Text zu übersetzen. Bei dieser Gelegenheit wollte sie dem Antiquitätenhändler auch die Skizze des Sonnenamuletts vorlegen, an der sie nun seit fast einer Stunde arbeitete. Vielleicht konnte er ihnen ja etwas mehr über dessen Herkunft und die Bedeutung der Inschrift verraten.
Daniel begann, mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln. Auch wenn er dabei nicht das leiseste Geräusch verursachte, empfand es Elizabeth dennoch als unglaublich nervtötend. Den warnenden Blick, den sie ihm über den Notizblock hinweg zuwarf, begegnete er mit einem entwaffnenden Lächeln. Mittlerweile wusste er einfach zu gut, wie er sie zu nehmen hatte …
„Warst du heute Nacht eigentlich bei Justin?“, fragte sie betont gelassen.
„Ja, war ich. Ich soll dich von ihm grüßen.“
„Danke.“
„Er macht sich langsam. Er hat sich jetzt soweit unter Kontrolle, dass er sich längere Zeit im Haus aufhalten kann, ohne dass die Elektrik ständig verrücktspielt.“
Überrascht sah Elizabeth von ihrer Arbeit auf. „Heißt das etwa, wir haben ihn nur deshalb im Garten angetroffen, weil er nie für längere Zeit im Haus sein konnte, ohne dass etwas um ihn herum Opfer einer Überspannung wurde?“
„Es ist wohl mit der Zeit immer schlimmer geworden“, nickte Daniel. „Je wütender und frustrierter er wurde, desto mehr Energie gab er ab. Seine Mutter dachte, etwas sei mit den Stromleitungen nicht in Ordnung und hatte deshalb ständig die Elektriker im Haus.“
„Die natürlich nichts fanden …“
„Natürlich nicht. Aber Justin arbeitet jetzt an sich. Er versucht, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, damit er sich wieder in der Nähe seiner Familie aufhalten kann.“
„Hast du ihn nach den Thuggees und Bhowanee gefragt?“
„Klar“, antwortete Daniel. „Aber er hat noch nie davon gehört.“
„Und hast du ihn noch mal auf den Schal angesprochen?“
„Justin kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, ob der Schal von den Angreifern mitgenommen wurde, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das ist.“
„Aha. Und warum?“ Elizabeth überprüfte noch mal das letzte Symbol, war mit dem Ergebnis zufrieden und legte Block und Stift beiseite.
„Nun, er hatte den Schal offensichtlich nicht um, als er angegriffen wurde, sonst würde er ihn ja immer noch tragen. Tatsächlich hat er bestätigt, dass er ihn fest an seinen Rucksack gebunden hatte. Weder die Sanitäter noch die Polizei hätten einen triftigen Grund gehabt, den Schal vom Rucksack zu lösen.“
„Okay, aber dennoch … Wie du gestern schon sagtest, ein Fanschal erscheint im Vergleich zu einem magischen Amulett doch recht banal. Hatte Justin vielleicht irgendeinen besonderen Gegenstand bei sich? Irgendetwas, von dem er vielleicht gar nicht wusste, dass es magisch war? Du wusstest über das Amulett ja auch nicht Bescheid.“
„Er sagt, er habe mit Sicherheit nichts dergleichen besessen.“
„Hm.“
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