… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
kopfschüttelnd und konzentrierte sich wieder auf das Spiel.
„Sir Thomas ist sicherlich ein großartiger Mentor, nicht wahr?“, versuchte es Elizabeth erneut. „Er ist ein bemerkenswerter alter Herr, und er setzt große Stücke auf dich. Du hast Glück, dass Danny dich ihm vorgestellt hat. Deine Eltern müssen furchtbar stolz auf dich sein.“
„Meine Eltern!“, lachte Simon höhnisch, doch sein Kopf blieb nach wie vor starr dem Spielfeld zugewandt, sodass Elizabeth seinen Gesichtsausdruck nicht lesen konnte. „Denen ist es doch Jacke wie Hose, was ich treibe. Die sind nur daran interessiert, dass ihre Spirituosenvorräte nicht zur Neige gehen. Meine Mom ist höchstens sauer, weil sie jetzt nur noch meinen Dad zum Anbrüllen hat.“
Hoppla, da hatte sie eindeutig an der falschen Tür geklopft.
„Aber Danny wäre mit Sicherheit sehr stolz auf dich“, sagte Wood leise.
„Ja, ganz sicher wäre er das“, schnaubte der Junge.
Verdutzt richtete Daniel sich auf und zog die Augenbrauen zusammen. „Natürlich bin ich stolz auf dich! Und wie. Das habe ich dir doch auch ein Dutzend Mal gesagt …“
„Warum bist du eigentlich nicht mehr ins Training gegangen, seitdem du das Stipendium angetreten hast?“, wollte Elizabeth nun wissen.
„Der umfangreiche Stundenplan lässt keine außerschulischen Aktivitäten zu“, antwortete der Junge wie aus der Pistole geschossen, und Elizabeth hatte das starke Gefühl, eine einstudierte Antwort präsentiert zu bekommen.
Simons Handy klingelte. Hastig holte er es aus der Innentasche seines Parkers. „Hallo Raf … Beim Fußball … Ja, ich weiß. Geht es ihm besser? Was, heute noch? Hat er gesagt, warum?“ Seine Stimme wurde rau. „Alle? Okay, bis gleich.“ Er klappte sein Handy zu und verstaute es wieder in der Tasche. „Ich muss los. Man sieht sich.“ Als er sich umdrehte, um zu gehen, hatte Elizabeth das erste Mal Blickkontakt mit Simon. Beinahe ängstlich sahen seine eisblauen Augen für eine Sekunde unter der Kapuze hervor, bevor er den Blick senkte und davon schlurfte.
Sobald er außer Hörweite war, sagte Wood: „Also tut mir leid, aber er ist nach wie vor ein komischer Kauz.“
„Da muss ich dir leider recht geben“, murmelte Daniel. „Aber wenigstens scheint er in der neuen Schule endlich Anschluss gefunden zu haben.“
„Ob er wohl von Sir Thomas gesprochen hat, als er fragte, ob es ihm besser ginge?“, überlegte Elizabeth. „Der Arme klang heute am Telefon wirklich ziemlich schwach.“
„Wenn es ihm so schlecht ginge, hätte er dich für morgen bestimmt nicht zu sich bestellt“, wiegelte Daniel ab. Er blickte prüfend zum westlichen Horizont. „Wie spät ist es eigentlich? Die Wolken sind so dicht, dass man noch nicht mal abschätzen kann, wie tief die Sonne steht …“
Elizabeth warf einen raschen Blick auf die Uhr. „Schon nach halb acht!“, rief sie. „Wir haben noch maximal drei Minuten!“
„Was ist in drei Minuten?“, fragte Wood irritiert.
„Sonnenuntergang“, sagte Elizabeth abwesend, während sie sich nach einem geeigneten Ort umsah.
„Und was heißt das?“, hakte Wood nach.
„Das heißt, dass mein Baby und ich mal kurz im Umkleideraum verschwinden werden“, grinste Daniel mit einem Nicken in die Richtung eines kleinen, flachen Gebäudes.
„Das erkläre ich dir später“, versprach Elizabeth. „Entschuldige uns bitte für fünf Minuten.“
Mit Woods verwunderten Blick im Rücken eilten die beiden davon. Elizabeth stürmte durch die unverschlossene Tür zum Umkleideraum, aus den Augenwinkeln gerade noch ein schwarz gerahmtes Foto von Daniel an der Anschlagstafel wahrnehmend. Er erwartete sie schon und schloss sie umgehend in seine bereits soliden Arme. Sie wirbelten herum, bis Elizabeth an einem der Spinde lehnte, Daniel zu sich zog und ihn förmlich inhalierte.
„Denkst du, es funktioniert nur bei Sonnenaufgang?“, flüsterte er.
„Was meinst du?“, fragte sie restlos außer Atem.
„Das, was auch immer du heute Morgen getan hast …“
„Keine Ahnung.“
„Versuch es. Bitte.“ Nach einem weiteren Kuss legte er seine Stirn an ihre und sah ihr erwartungsvoll in die Augen.
Elizabeth atmete einmal tief durch, um sich zu sammeln, dann legte sie beide Hände an die Seiten seines Gesichts und tastete mit ihrem Inneren, ihrem Herzen, ihrer Seele nach ihm. Es war sogar noch einfacher als am Morgen, denn Daniel war sicher und drohte nicht von ihr weggezogen zu werden.
Das berauschende Gefühl von
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