und der sizilianische Dieb
Aristoteles hier in Sizilien ist.«
»Unsinn«, entgegnete sie. »Aristoteles sitzt in einem französischen Gefängnis, und dort wird er auch noch sehr lange bleiben. Wurde er nicht zu lebenslänglich verurteilt?«
»Schon«, sagte Farrell leise, »aber vor vier Tagen, kurz nachdem ich auf der Insel angekommen war, machte man mich mit ihm bekannt, das könnte ich beschwören. Er hatte eine Frau dabei, und sie wurden mir als Mister und Mrs. Davidson vorgestellt.
Einsdreiundfünfzig groß, jetzt mit Schnurrbart, und Augen, die mir sehr, sehr bekannt vorkamen. Stechende Augen - man kann Augen nicht verändern, Herzogin. Aber da war noch etwas. Erinnern Sie sich, wie Sie den merkwürdigen Gang des Mannes bei der Safari beschrieben, der sich schließlich als Aristoteles entpuppte?«
Sie blickte ihn erschrocken an: » ›Ein Stolzieren und Stocken wie ein hinkender Pfau‹.«
Er nickte. »Deshalb bat ich um Sie und Cyrus. Sie machten beide die Safari mit ihm, ehe Sie wußten, daß er Aristoteles war.
Deshalb erkannten Sie seinen »stolzierenden und stockenden Gang«, wie Sie ihn nannten, auch wieder, als er sein Aussehen völlig verändert hatte.«
»Aber Farrell«, sagte Mrs. Pollifax, »wie kann dieser Davidson Aristoteles sein, wenn Aristoteles in einem französischen Gefängnis sitzt?«
»Das ist ja mein Dilemma!« rief Farrell. »Ich sage mir immer wieder, daß Aristoteles nicht in Sizilien sein kann, aber gleichzeitig bin ich mir sicher, daß er es ist, und ich muß sagen«, fügte er hinzu, »nach den Ereignissen heute abend - und wie versessen man darauf ist, mir den Garaus zu machen - komme ich immer mehr zur Überzeugung, daß meine Instinkte mich nicht täuschen. Ich habe jemanden aufgeschreckt, aber nicht wegen Cäsars Unterschrift. Ich habe bei Aristoteles' Verhandlung kurz vor Gericht ausgesagt, wie Sie wissen, und wenn er mich vor vier Tagen ebenfalls erkannte...« Er ließ den Satz unbeendet.
»Wo sind Sie denn vorgestellt worden?«
»In Ambrose Vicas Villa.«
»Ohoh«, hauchte Mrs. Pollifax.
Farrell fuhr fort: »Ja. Er und seine Frau waren gerade dabei, sich von Vica zu verabschieden - er hatte sie zum Mittagessen eingeladen gehabt -, sie standen in der Diele, als ich durch die Haustür kam. Vica machte uns miteinander bekannt und erwähnte beiläufig, daß Mrs.
Davidson gleich in die Vereinigten Staaten fliegen müsse, zum Begräbnis ihrer Mutter in Virginia.«
»Endlich kommen Sie auf die Beerdigung zu sprechen!« entfuhr es Mrs. Pollifax.
»Richtig. Also wartete ich höflich ein paar Schritte entfernt und betrachtete die Gemälde an der Wand, während Vica dieser Mrs. Davidson einen angenehmen Flug wünschte. Ich habe gute Ohren, und sie hörte sich gern reden. Der Name Blaise fiel, und daß die Beerdigung in Reston in Virginia stattfinden würde.«
»Deshalb die Aufnahmen von der Beerdigung!« rief Mrs. Pollifax aufgeregt. »Aristoteles kann sein Aussehen wie ein Chamäleon verändern, aber wenn Sie das eben erst geschossene Foto der Frau haben, können Sie es mit älteren vergleichen...?«
Sie kramte in ihrer Handtasche nach den Bildern.
Er nickte zustimmend. »Das könnte vielleicht beweisen, daß ich nicht verrückt bin.«
»Oder daß Sie es sind«, warf Kate grinsend ein. »Ich hätte nicht gedacht, daß Berufskiller überhaupt heiraten.«
Mrs. Pollifax reichte Farrell die Fotos. Er überflog sie, dann sagte er: »Das ist sie!« Er zog mit einem Kugelschreiber einen Kreis um ihr Gesicht.
Kate und Mrs. Pollifax beugten sich über den Tisch, um es besser sehen zu können. »Ich erinnere mich an sie«, sagte Mrs.
Pollifax. »Eine kleine Frau mit scharfen Gesichtszügen. Sie weinte fast die ganze Zeit.«
»Sie nennen ihn immer Aristoteles. Er muß doch einen richtigen Namen haben!« warf Kate ein.
»Ja, sie haben ihn schließlich herausgefunden. Er heißt Bimms, Reshad Bimms.«
» Bimms?« wiederholte Kate staunend.
»Merkwürdig, nicht wahr? Wer würde bei dem Namen Bimms an einen mehrfachen Killer denken? Er hat eine pakistanische Mutter, einen englischen Vater, und er war zur Zeit der Verhandlung dreiundvierzig. Er ist ein ausgezeichneter Scharfschütze und wurde, aus nicht erwähnten Gründen, unehrenhaft aus der Armee entlassen. Seine Frau kam nur einmal in den Gerichtssaal, wo sie, so habe ich gehört, wegen der vielen Leute und des ständigen Fotografierens in Panik geriet und nie wieder gesehen wurde. Aber es dürfte zumindest ein Foto von ihr in den Zeitungsarchiven
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