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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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lebten und spazierten und plauderten hier, das kann man spüren. Wie lange ist das her, Kate?«
    »Die Archäologen schätzen, daß das Theater etwa um 409 vor Christus erbaut wurde.«
    Mrs. Pollifax blickte über die friedlichen Wiesen, auf das geschwungene Schachbrett bestellter Felder, die sonnenbeschienenen, kurvenreichen Straßen und dunstigen Gebirge am Horizont. Sie atmete tief und sagte: »Danke, Kate - all das ist ein wundervolles Rezept gegen strapazierte Nerven. Ich fühle mich wie neugeboren und finde Ihre Insel bezaubernd.« Dann fügte sie leise hinzu: »Aber ich fürchte, wir müssen jetzt weiterfahren.«
    Sie kehrten zum Wagen und in eine weniger zivilisierte Welt zurück, um Raphaels Haus zu suchen, wo Farrell angeschossen worden war.

10
    Farrell hatte ihnen einen Hügel versprochen, und es gab einen.
    Der Hang führte verhältnismäßig steil zu einem Punkt hinauf, von wo aus Raphaels Anwesen gut zu sehen war. Und hier endete der Hügel mit einer etwa hundert Meter hohen Steilwand, direkt an Raphaels Einfahrt. Zwei Büsche hatten die Erosion des Hügels überlebt und klammerten sich an den Rand eines Abgrunds. Hinter diesen, sagte Farrell, könnten sie abwechselnd Posten beziehen und beobachten, was sich unten tat.
    »Falls überhaupt etwas geschieht«, brummelte Kate müde und ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen. Es dämmerte bereits.
    Sie waren einer Menge falscher Abbiegungen gefolgt, ehe sie den Hügel gefunden hatten, an den Farrell sich von seinem nächtlichen Besuch erinnerte. Nachdem sie den Wagen abgestellt hatten, mußten sie fast anderthalb Kilometer zu Fuß bewältigen, das meiste davon bergauf. Die Sonne, die bei der Wanderung Mrs. Pollifax' Wangen gerötet hatte, verschwand hinter dem Citrushain neben Raphaels Villa. Die abkühlende Luft roch nach Wildkräutern. Farrell hatte sich sofort mit dem Feldstecher hinter einen der Büsche gelegt, und Mrs. Pollifax war froh, daß sie sich noch ein wenig ausruhen konnte; es war schließlich ein anstrengender Nachmittag gewesen. Sie hatte sich bereits vergewissert, daß sie selbst nicht gesehen werden konnten, jedoch einen guten Blick auf das Dach und eine Hausseite mit Tür und drei mit Weinranken umkränzten
    Fenstern hatten. Auch hatte sie sich sofort einen Weg eingeprägt, wie sie von hier aus im Dunkeln am besten zu der von Steinlöwen bewachten Villa kam. Nun war sie über die Wartezeit nicht böse.
    »Hier, essen Sie eine Orange.« Kate hatte mehrere aus ihrem Rucksack geholt. »Es dauert bestimmt noch eine Stunde, bis es dunkel ist.«
    »Danke«, sagte Mrs. Pollifax, dann wandte sie sich an Farrell.
    »Wäre es, in Anbetracht der heutigen Ereignisse, nicht an der Zeit, jetzt Carstairs zu benachrichtigen, daß Aristoteles hier ist? Immerhin haben wir ihn beide gesehen und erkannt. Was kann man mehr verlangen?«
    Farrell seufzte. »Verdammt, es war nicht einmal Zeit, Vica anzurufen und ihm zu sagen, daß ich morgen zurückkommen werde, so beschäftigt waren wir mit dem Untertauchen in der Menge, den herumfliegenden Kugeln und der Suche nach diesem Hügel.«
    »Ja, aber Carstairs...«
    Verärgert entgegnete er: »Ich muß Sie daran erinnern, daß ich hier bin, um heute nacht Raphaels Arbeitszimmer nach dem Cäsar-Dokument zu durchsuchen, das es mir erlauben wird, zu Vica zurückzukehren. Er ist immerhin unsere einzige Verbindung zu Aristoteles. Es genügt nämlich nicht, daß wir ihn gesehen haben, wir müssen ihn auch finden, richtig? Ehe er weitere Personen erschießt, vornehmlich uns.«
    »Ja«, sagte Mrs. Pollifax, »aber Carstairs...«
    »Essen Sie auch eine Orange.« Kate reichte ihm eine.
    Abwesend griff Farrell danach und ließ sie auf den Boden fallen.
    »Außerdem«, fuhr er hartnäckig fort, »wenn ich erst wieder bei Vica bin, dürfte es mir nicht schwerfallen, Aristoteles' Aufenthalt herauszufinden. Aber dazu brauche ich Zeit und vor allem diese verdammte Unterschrift Cäsars!«
    »Ich verstehe nicht, weshalb Sie so aufgebracht sind«, sagte Mrs. Pollifax. »Ich habe lediglich vorgeschlagen, daß wir Carstairs...«
    »Ich bin aufgebracht«, entgegnete er wütend, »weil ich mich mit meinem verletzten Knöchel verkriechen mußte; und ich bin aufgebracht, weil Aristoteles nicht nur mich, sondern auch noch Sie gesehen und erkannt hat, daß Ihr Leben deshalb in Gefahr ist und Kates vielleicht ebenfalls, und weil ich es nicht mag, wenn ich mich so hilflos fühle. Es sollte ganz anders verlaufen. So jedenfalls hatte ich mir

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