Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
ehrlich gemeint hatte.
    Jetzt aber war Mittag, und sie war neugierig, ob er seine verwegene Flucht von Raphael inzwischen bereute.
    Zum Mittagessen setzte Igeia ihnen eine köstliche Minestrone mit Backerbsen und Scheiben ihres frisch gebackenen Kräuterbrots vor. »Ich würde Aristoteles gern sein Essen hinunterbringen«, sagte Mrs. Pollifax. »Möglicherweise versetzt ihn Igeias köstliche Suppe in so gute Laune, daß er aus sich herausgeht. Igeia ist eine großartige Köchin!«
    »Sie ist Nitos Großmutter und die Base von Sandrino, der Frau Peppinos«, erklärte Kate.
    »Wenn sie Sie besser kennt, macht sie Ihnen vielleicht sogar pasta con le fave. Falls Sie wirklich hinuntergehen wollen, dann schicken Sie Nito doch bitte zum Essen herauf, ja?«
    Mrs. Pollifax versprach es ihr. Mit Aristoteles' Essen auf einem Tablett stieg sie vorsichtig die Kellertreppe hinunter und sah erleichtert, daß die Laterne am Fuß der Treppe noch brannte.
    Unten bemerkte sie, daß der Vorhang von der Öffnung zur Ausgrabungsstätte entfernt worden war. Doch weder Nito noch Aristoteles waren zu sehen. Erschrocken blieb sie neben dem flackernden Licht stehen und rief: »Mister Bimms? Nito?«
    Ein gedämpftes Ächzen ertönte aus der linken Kellerecke, und überrascht sah sie, daß dort seit ihrem ersten Besuch am Morgen eine neue Ziegelwand, etwa einsachtzig hoch, entstanden war.
    Mrs. Pollifax griff nach der Laterne und ging darauf zu, auf der Suche nach dem Ursprung des Ächzens, das offenbar von dahinter gekommen war. Sie stellte fest, daß die Mauer massiv und türlos war, doch als sie um ihre Ecke bog, sah sie eine Öffnung. Und da saß Aristoteles auf einem Stuhl, mit einem Buch auf dem Schoß und einer Taschenlampe auf die Seiten gerichtet. Im Licht der Laterne stellte sie amüsiert fest, daß es sich bei dem Buch um die Geschichte Siziliens handelte, durch das sie sich selbst auch durchgekämpft hatte. Aber die Wand überraschte sie.
    »Diese Wand, Mister Bimms...«, begann sie.
    Er blickte feindselig hoch. »Ja. Eine Wand.«
    »Mittagessen.« Sie stellte das Tablett ab. »Sie war in der Früh nicht da - die Wand.«
    »Nein.«
    Als sie mit der Laterne in der Hand diesen seltsamen Alkoven rückwärts verließ, kam Nito mit seiner eigenen Laterne von der Ausgrabungsstätte herauf. »Diese Wand, Nito«, begann sie aufs neue.
    Nito zuckte die Schultern. »Er beharren, Signora. Er sehen Ziegeln und beginnen - einen auf einen, zwei auf zwei. Dann er gehen hinein und setzen sich. Er wollen nichts anderes, Sie verstehen? Na und, was zum Teufel, er sitzen. Ich ihm geben Taschenlampe, er verlangen Buch.«
    »Sehr merkwürdig«, murmelte Mrs. Pollifax.
    Nito nickte. »Nicht verstehen. Aber nicht nötig sitzen mit Pistole, also ich ein bißchen arbeiten. Doch ich halten Ohren offen - und Türschlüssel in Hosentasche.«
    »Sehr vernünftig«, lobte sie stirnrunzelnd. »Wie mein klein Base«, sagte er lächelnd. »Sie machen Haus aus Pappkarton, sie machen Nest. Und sitzen.«
    »Ja«, murmelte Mrs. Pollifax. Oder wie eine Zelle, dachte sie verwirrt. »Ich soll Sie bitten, zum Essen zu kommen. Ich werde inzwischen auf unseren Gefangenen aufpassen.« Als Nito gegangen war, grübelte sie, was Aristoteles an einer solchen Enge so schätzte. Man könnte sie mit viel Phantasie mit dem Mutterschoß vergleichen. Nur waren für ihn offenbar die Wände das Wichtige. Mauern, welche die Welt fernhielten? fragte sie sich. Vielleicht, weil sich die Person in ihnen größer fühlte? So würde gerade die Enge die größte Sicherheit bedeuten: eine völlig beherrschbare Umwelt. Vielleicht ist es das, dachte Mrs. Pollifax. Wie eine Gruft, natürlich, aber überschaubar und vor allem sicher vor Menschen. Und Aristoteles hatte es klar genug gemacht, daß er Menschen nicht mochte.
    Jetzt würde er allerdings dulden müssen, daß sie in seine Zuflucht eindrang. Sie holte sich ein paar Ziegel, stapelte sie am Eingang und setzte sich darauf. Ohne auf seinen eisigen Blick zu reagieren, sagte sie: »Der Wagen, mit dem Sie gekommen sind und den Sie am hinteren Tor abgestellt haben, wurde weggebracht und versteckt. Aber mich würde Ihre Meinung interessieren, was Raphael oder seine Leute als nächstes tun werden. Denken Sie, sie haben eine Ahnung, daß Sie hier in der Villa Franca sein könnten?«
    »Oh, ja«, antwortete er gleichgültig.
    Erschrocken fragte sie: »Woher?«
    Er betrachtete interessiert seine Suppe. »Weil ich heut morgen Mister Farrell erschießen und

Weitere Kostenlose Bücher