und der tanzende Derwisch
nickte. Das war, als sie sich zur
Nervenberuhigung den Cognac bestellt und dem falschen Janko
vom Mord an Hamid ou Azu im Souk erzählt hatte. »... und von
da an folgte ich Ihnen ständig.«
Sie lächelte. »Und erklärten mir Koranschatullen in Er
Rachidia.«
»Ja, ich wollte wissen, wie Sie sind«, gestand er. »Ich konnte
mir vorstellen, was er mit Ihnen vorhatte, und mußte mir ein
Bild von Ihnen machen.« Amüsiert erklärte er: »Ich kam zu dem
Schluß, daß Sie keineswegs so wehrlos und arglos waren, wie
Sie aussahen, und daß Sie nicht so leicht einzuschüchtern oder
zu erschrecken seien. Nun, zumindest hoffte ich es.«
»Trotzdem war ich seinetwegen schon etwas beunruhigt«,
räumte sie ein. »Aber für wen hat Janko - oder vielmehr Flavien
- gearbeitet?«
Er blickte in den Rückspiegel, dann auf seine Uhr. »Kein
Wagen auf der Straße, also folgt uns niemand. Aber wissen Sie,
daß ich keine Ahnung habe, wohin es als nächstes geht? Ich
glaube, unser Abstand ist groß genug. Auf dem Rücksitz ist eine
Thermosflasche mit Kaffee, ich denke, wir könnten beide einen
brauchen. Wollen wir anhalten?«
»Eine großartige Idee! Mit Kaffee überlebe ich den Vormittag
vielleicht.«
Er bog von der Straße ab, und sie stiegen aus. Sie befanden
sich inmitten einer riesigen Ebene mit stumpfgelbem Sand und
Kies, die sich bis zu niedrigen Bergen derselben Farbe
erstreckte. Aber die Sonne schien, der Himmel war von
wolkenlosem, strahlendem Blau, und Dampf stieg vom Kaffee
auf, als er einen Becher füllte und ihr reichte.
»Ein Genuß!« sagte sie lächelnd. »Ich hatte kein Frühstück.« Er hob seinen Becher mit ernstem Gesicht. »Einen Toast auf
uns beide und auf eine erfolgreiche Beendigung unseres
Auftrags.«
»Darauf trinke ich gern.« Und als erstes Zeichen ihres
Vertrauens zu ihm sagte sie: »Wir müssen nach Tinerhir zu
Informant Nummer vier. Er heißt Omar Mahbuba und handelt
mit Versteinerungen. Und darf ich Sie noch einmal fragen: Für
wen hat dieser andere Janko - dieser Flavien — gearbeitet?« Und während sie in dieser flachen, kiesigen Wüste standen,
die leer war, wenn man von den Telegrafenmasten absah, die
quer hindurch verliefen, sagte er es ihr:
»Für den marokkanischen Geheimdienst.«
» Marokkanischen?« krächzte sie. Sie war wie betäubt. Viele
Möglichkeiten hatte sie sich durch den Kopf gehen lassen, aber
nicht die, daß er zu diesem Land gehörte und die ganze Zeit über
weitverzweigte Verbindungen verfügt hatte. Jetzt verstand sie,
wieso er ruhig in der Bar im Palais Jamai hatte sitzen können,
während Hamid ou Azu ermordet wurde. Er brauchte nur vom
Hotel aus zu telefonieren, das konnte lediglich Minuten gedauert
haben. Sie stellte sich vor, wie er mit dem Hörer in der Hand
barsch sagte: »Der Mann ist Hamid ou Azu, ein Messinghändler
in Fes el Bali. Er ist jetzt dort. Gehen Sie sofort!«
Sie stammelte: »Aber ich hatte angenommen, daß die
Informanten ...«
Er schüttelte den Kopf. »Alle sieben Informanten sind
Polisarios, jeder einzelne - Nomaden, Sahraoui, die in der Wüste um ihr Land kämpfen, das Westsahara war, bis Marokko es sich
aneignete.«
Ihre sofortige, heftige Reaktion überraschte sie und erst recht
Max Janko. »Ich bin ja so erleichtert...«
» Erleichtert?«
»Ich mußte auf pures Vertrauen hin hierherkommen«, erklärte
sie ihm ernst. »Oh, ich bin so froh, daß ich es getan habe. Denn
als Bishop mir in groben Zügen über diesen Krieg erzählte,
weigerte ich mich zunächst, den Auftrag anzunehmen, meine
Sympathie galt ganz ...« Sie unterbrach sich und runzelte die
Stirn. »Aber er sagte mir auch, daß die USA Marokkos Kampf
gegen die Polisarios mit Waffen und Geld unterstützen.« Vorsichtig sagte er: »Sie müssen wissen, daß die CIA nicht
ein einziges großes Ganzes ist, sondern Abteilungen hat und
Unterabteilungen ... Mitte der siebziger Jahre wurde Atlas als
kleine Einheit aufgestellt, völlig unabhängig vom Rest der
CIA.« Er hielt inne und sagte abrupt: »Hören Sie, hat man Ihnen
denn nicht gesagt, was Sie erwartet? Daß dieser Auftrag von
Atlas ist?«
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Bishop sagte mir lediglich,
daß nur sehr wenige etwas von dieser Abteilung wissen, daß sie
- irgendwie separat ist.«
»Separat!« rief er heftig. »Sie und ich hätten nicht die
geringste Rechtsgrundlage und bestimmt nichts zu lachen, wenn
wir von CIA-Leuten hier in Marokko gestellt würden. Und es
sind welche hier, das dürfen Sie mir glauben.«
Sie sagte verärgert:
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