und der verschwiegene Verdacht
Pyms falsch verstanden, zudem hatte er den Grund für ihren Besuch falsch verstanden, und außerdem hielt er sie für jemand anderes. Wenn er es nicht so eilig gehabt hätte, dann hätte sie ihm erklären können, dass sie keineswegs von seiner Tante geschickt worden war, um sich des Kapellgartens anzunehmen.
Es ging nicht darum, dass sie es nicht wollte. Das Vergnügen, das ihr eine Besichtigungsreise in verschiedene Gärten bedeutete, war nichts im Vergleich zu der Freude, die sie beim Anlegen eines ganz neuen Gartens empfand. Natürlich war es eine unmögliche Aufgabe. Selbst ein Fachmann würde länger als drei Monate brauchen, um den Kapellgarten wieder zu neuem Leben zu erwecken, auch mit Hilfe aller High-Tech-Werkzeuge, die der Herzog ihr zur Verfügung stellen mochte. Trotzdem, dachte sie sehn-süchtig, es wären drei herrliche Monate gewesen.
Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken, und gleich darauf trat ein junges Mädchen ein, ein zartes blondes Ding, zweifellos das Zimmermädchen.
Ihre gestärkte weiße Schürze, das taubengraue Kleid und das weiße Häubchen mit Spitzen und Bändern sahen aus, als seien sie aus dem Kostüm-fundus der BBC geborgt, und genauso anachronis-tisch wirkte ihr Knicks. Emmas Gedanken lösten sich aus dem Jahrhundert der Weltraumforschung, um in die Zeit von Eduard VII. zurückzukehren, und erneut hatte sie das Gefühl, sich in einer Zeit-maschine zu befinden.
»Ich heiße Mattie, Miss, ich bin Crowleys Enkelin«, sagte das Mädchen schüchtern. Mattie wies Emma auf einen luxuriösen, weichen blauen Bademantel hin, der im Schrank bereithing, dann machte sie sich ohne Umschweife an ihre Aufgaben. Sie ließ das Badewasser einlaufen, zog die Vorhänge zu und entfachte ein Feuer im Kamin, während Emma ihren beschmutzten Rock auszog.
Mattie taute erst ein wenig auf, als Emma sie um Rat fragte, was sie zum Abendessen anziehen solle.
Nachdem sie Emmas bescheidene Garderobe in Augenschein genommen hatte, entschied sie sich für das einzige hübsche Kleid, das Emma mitgenommen hatte, ein wadenlanges graublaues Jerseykleid mit einem Schalkragen und langen Ärmeln. Während sie es auf dem Bett bereitlegte, prüfte Mattie den Saum.
»Guter Stoff«, sagte sie leise.
Emma, die dem Mädchen die Scheu nehmen wollte, fragte, ob sie sich für Stoffe interessiere.
»Ich entwerfe gern Sachen«, erwiderte Mattie.
»Als ich erfuhr, dass ich hierher komme, um unter Nanny Cole zu arbeiten, habe ich mir das gemacht.« Mit stillem Stolz hob sie die Hand und deutete auf ihre erstaunliche Kopfbedeckung.
»Es steht Ihnen gut«, sagte Emma diplomatisch.
»Da muss es doch ein Erlebnis für Sie sein, dass Ashers hier in Penford Hall ist.«
Matties Gesicht leuchtete auf. »O ja, Miss. Haben Sie sie gesehen? Ist sie nicht schön?« Ihr hübsches Lächeln verdüsterte sich jedoch etwas, als sie vertraulich hinzufügte: »Aber Großvater und die anderen mögen sie nicht sehr. Na ja, sie redet auch andauernd von dieser alten Geschichte …«
»Welche alte Geschichte?«, fragte Emma, indem sie an den Kamin trat, um sich die Hände zu wärmen.
Matties Augen wanderten zur Tür. »Die Sache mit diesem schrecklichen Sänger und seiner Band.
Niemand will mehr darüber reden, nach all dem Ärger, den es uns gebracht hat.« Das Mädchen nahm Emmas Cordrock und ging zur Tür, wo sie mit der Hand am Porzellanknopf stehen blieb.
»Mir macht es nicht so viel aus. Ashers ist nicht wie wir, Miss. Sie hat wohl etwas, das man ein Künstlertemperament nennt. Und außerdem hat sie gesagt, dass sie sich meine Zeichnungen ansehen will.« Mattie strahlte wieder. »Stellen Sie sich das vor, Miss, es ist, als ob ein Traum …« Als es an die Tür klopfte, zuckte Mattie zusammen.
»Mattie, bist du da drinnen?«, rief eine Frauenstimme. »Sei so lieb und mach auf, ja? Ich habe die Hände voll.«
Mattie strich sich die Schürze glatt, rückte das Häubchen gerade, ehe sie die Tür öffnete und eine dunkelhaarige Frau hereinließ, die etwas trug, das wie ein tragbarer Zeichentisch aussah. Darauf balancierte sie ein langes Lineal und eine durchsichtige Plastikschachtel mit allerlei Zeichenbedarf, die sie mit dem Kinn festhielt.
»Hilf mir, Mattie«, sagte die Frau. Sie mochte Ende zwanzig sein, feingliedrig und mit heller Haut.
Sie trug einen handgestrickten Rollkragenpullover und eine gut geschnittene Hose. Nachdem sie mit Matties Hilfe den Tisch aufgestellt hatte, entließ sie das Mädchen. Sie wandte sich zu Emma und
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