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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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machten um die verstümmelte Tschechoslowakei. Zu den wenigen gehörte Frank Hardy.
    Er beschäftigte sich so intensiv damit, daß er sich bereit erklärte, auf der ersten Versammlung der Stop Hitler Now Society zu sprechen.
    Es war eine traurige Zusammenkunft. Die Atmosphäre war bedrückend, im Saal waren kaum mehr Zuhörer erschienen als Redner.
    Frank Hardy war ein feuriger Redner. Er hatte den Aufstieg Hitlers mit wachsender Angst beobachtet. Ungläubig hatte er mitangesehen, wie sich England und Frankreich vor der Konfrontation zu drücken versuchten. Der Verrat an den Tschechen, den die meisten seiner Landsleute erleichtert und dankbar hinnahmen, hatte ihn empört.
    Er erhob sich und blickte über die Zuhörer hin: ein paar Frauen mittleren Alters, ein Mann, der aussah wie ein früherer Offizier, eine kleine Schar junger Leute, Lehrer oder Bankangestellte. Und ganz hinten, in der letzten Reihe, fünf Männer in schwarzen Hemden, mit steinernen Gesichtern und kurzgeschnittenem Haar.
    Als er gerade angefangen hatte zu sprechen, ging hinten im Saal die Tür auf und eine Frau kam herein. Sie ging schnell auf einen Platz zu, faltete die Hände im Schoß, blickte den Sprecher an und sagte mit klarer, deutlicher Stimme: «Entschuldigung.»
    Er machte die Andeutung einer Verbeugung und begann von neuem. Er gehörte zu den Rednern, die genau wissen, was sie sagen wollen, und das war gut so, denn sonst hätte er vielleicht den Faden verloren: die Frau war Alice Dorman.
    Sie richtete den Blick unverwandt auf den Redner. Und er wußte, daß sie in jedem Punkt mit ihm übereinstimmte. Mehr noch: Er spürte, wie erregend seine Worte auf sie wirkten. Was man von den andern Zuhörern nicht sagen konnte. Die Frauen sahen aus, als überlegten sie, was sie morgen zum Mittagessen kochen sollten. Einer der Bankangestellten war eingeschlafen. Die fünf Schwarzhemden beobachteten ihn kalt und unbewegt. Sie ließen sich kein Wort entgehen.
    Alice verschwand, sobald die Versammlung zu Ende war. Frank eilte ihr nach. «Alice!»
    Sie blickte sich um, wartete ungeduldig, und dann gingen sie zusammen weiter. «Gute Rede», sagte sie. «Aber du vergeudest deine Zeit. Du hast nicht nur das Dritte Reich gegen dich, sondern auch noch Neville Chamberlain und die englischen Wähler.»
    «Dann müssen sie blind sein!» rief er. «Er hat es ihnen doch genau beschrieben, in seinem Buch Mein Kampf, Wort für Wort.»
    «Nell hat zu mir einmal gesagt, sie sei nur ein Blatt, das auf dem Strom schwimmt. Und damit hatte sie recht. Aber jetzt ist es das ganze Volk, das sich treiben läßt.» Sie schwieg einen Augenblick und sagte dann: «Und wir sind schon fast am Wehr.»
    Eine befehlende Stimme rief laut: «He, Sie da! Hardy!»
    Beide blickten erstaunt auf. Die fünf Schwarzhemden waren in lautlosen Gummistiefeln herangekommen und umringten sie. «Was wollen Sie von mir?» fragte Frank ruhig.
    «Wir wollen Sie warnen, Hardy. Was Sie da heute abend gesagt haben, hat uns nicht gefallen. Sagen Sie es nicht noch einmal.»
    «Ich werde es so oft und so laut und vor so vielen Leuten wie möglich sagen.»
    «Hört, hört», sagte Alice laut.
    Sie beachteten sie nicht. Frank blickte in die harten, brutalen Gesichter. «Wenn Sie das tun», sagte der Anführer, «werden Sie den Rest Ihres Lebens als Krüppel verbringen. Merken Sie sich eins: wir machen keine leeren Drohungen.» Geschmeidig und lautlos wie Panther entschwanden sie.
    Alices Stimme war unsicher geworden. «Ich weiß, wie dir zumute ist, Frank. Ich bin wütend, und ich habe Angst, das ist ganz erklärlich. Aber du bist nur wütend, und das ist einfach dämlich. Das sind üble, gefährliche Burschen.»
    «Und gerade solche Leute bekämpfen wir!»
    «Ja, ich weiß. Aber es lohnt sich nicht, Frank. Was kann eine solche kleine Versammlung wie heute abend schon ausrichten?»
    «Was schlägst du mir also vor?» fragte er gekränkt. «Soll ich den Kopf in den Sand stecken, wie meine Landsleute?»
    Sie sagte: «Mut ist eine Eigenschaft, die ich bewundere. Aber Tollkühnheit nicht.»
    Schweigend gingen sie weiter. Beide hingen der Frage nach, auf die es, wie sie wußten, keine Antwort gab. Als sie vor dem Krankenhaus angelangt waren, seufzte er und sagte: «Ich danke dir jedenfalls für dein Interesse an meinem Wohlergehen.»
    War es demütig gemeint, oder sarkastisch? Sie nahm letzteres an und erwiderte kurz: «Ich habe keine persönlichen Gründe - ich wollte nur ein unnötiges Blutvergießen

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