Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
überreicht hatte. „Du … du bist J-Design ! Das J steht für Jacob.“ Weil er daraufhin nur die Schultern hob, lachte sie etwas gequält. „Und ich habe dir gesagt, die Firma sei gar nicht schlecht! Warum machst du ein Geheimnis aus deinem Erfolg?“
„Ich lebe seit Jahren sehr … zurückgezogen und schätze nichts höher als meine Privatsphäre“, gab er widerstrebend zu. „So etwas ist nicht leicht zu ändern.“
Die Jahre, die Jacob irgendwo in der Fremde verbracht hatte, lagen wie eine tiefe Kluft zwischen ihnen, angefüllt mit Erinnerungen und Erfahrungen, von denen Mollie kaum etwas wusste und die sie nicht nachvollziehen konnte.
Ebenso wenig wie seine Geschwister, nicht einmal Annabelle. Und doch hatte sie ihrem großen Bruder verziehen, das wusste Mollie aus Annabelles letzten E-Mails.
Mollie war diejenige, die immer noch auf Erklärungen und Entschuldigungen wartete, obwohl sie nicht das leiseste Recht dazu hatte. Jedenfalls nicht in dem Maß wie Jacobs Familie.
„Ich wollte dir das hier geben“, sagte Jacob schließlich und hielt ihr eine Plastiktragetasche hin, die sie überrascht entgegennahm.
„Was ist das?“
„Etwas von dem ich dachte, du könntest es brauchen.“
Neugierig zog sie das ungewöhnlichste Paar Gummistiefel hervor, das sie je gesehen hatte. Aus echtem Kautschuk, mit hohem Schaft und übersät mit pinkfarbenen Punkten. Automatisch dachte Mollie an ihre alten, undichten Stiefel, die dreckige Pfützen auf dem Teppich im Haupthaus hinterlassen hatten. Jacob schien seine Augen überall zu haben, und stets hatte er eine Lösung parat.
„Danke, das ist wirklich sehr … umsichtig von dir. Wahrscheinlich müsste ich dir jetzt im Gegenzug einen neuen Läufer für die Eingangshalle anbieten.“
„Nicht nötig“, wehrte er mit schwachem Lächeln ab. „Das olle Ding stand ohnehin auf der Abschussliste. Du hast ihm nur den ultimativen Todesstoß gegeben.“
Kaum war es heraus, hätte er es am liebsten zurückgenommen, doch es war zu spät. Mollie sah, wie Jacob sich versteifte und spürte, wie sich die unbedachten Worte zu einem quälenden Schweigen zwischen ihnen ausdehnten.
Den Todesstoß …
„Hm, na jedenfalls, vielen Dank“, brachte sie schließlich mühsam hervor und wollte gehen.
„Da ist noch etwas anderes, Mollie.“
Überrascht blieb sie stehen und hob fragend die Brauen.
„Ich fahre morgen nach London zu einer Designmesse. J-Design stellt dort seine neuesten Projekte vor, zusammen mit anderen Architekturunternehmen. Dazu gehören auch die Bereiche Garten- und Landschaftsgestaltung. Wärst du interessiert?“
Sie blinzelte. „Ich?“
„Ja, ich wollte fragen, ob du Lust hättest, mich zu begleiten.“
Mollie zu fragen, ob sie ihn zu der Messe begleiten wollte, war ein spontaner, unüberlegter Entschluss gewesen, den Jacob sofort bereute. Hatte er sich nicht fest vorgenommen, ihre Anwesenheit zu ignorieren, bis die Arbeiten in den Gartenanlagen endgültig abgeschlossen waren? Und trotzdem hatte er sich immer wieder dabei ertappt, vom Fenster seines Arbeitszimmers nach ihr Ausschau zu halten. Wenn er sie dann tatsächlich einmal zwischen Büschen und Bäumen erspähte, hatte er etwas verspürt, was ungezähmter, sexueller Begierde verdächtig nahe kam.
So viel zu seiner grandiosen Selbstkontrolle!
Die Vorbereitung der Londoner Messe hatte ihn von derart unsinnigen Emotionen ablenken sollen, doch sobald er auf dem Gelände die Entwürfe für Gärten und Grünanlagen gesehen hatte, musste er schon wieder an Mollie denken. An ihre Begeisterung für ihre Arbeit und daran, wie ihre Augen beim Anblick der innovativen und teilweise spektakulären Ideen ihrer Kollegen geleuchtet hätten.
Das war auch der einzig plausible Grund für die Einladung. Sie war ein Akt der Freundlichkeit, wenn nicht des Mitleids.
Beim Blick in ihre sanften braunen Augen, in denen plötzlich goldene Fünkchen tanzten, wurde seine Brust seltsam eng. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie fragen würde, so viel stand fest. Wahrscheinlich dachte sie im Moment sogar über seine Motive nach. Hatte sie etwa Angst, er würde ihr erneut einen unsittlichen Antrag machen? Das war vollkommen absurd.
Trotzdem konnte er sich gut vorstellen, etwas mehr Zeit mit Mollie zu verbringen. Er empfand ihre Gesellschaft als angenehm und anregend. Und manchmal auch aufregend, im positiven wie im negativen Sinn. Nämlich dann, wenn sie ihn mit neugierigen Fragen quälte. Offenbar sah sie etwas in ihm, das
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