Und endlich siegt die Liebe (German Edition)

nicht mehr als ein rein professionelles Arbeitsverhältnis existiert, also …“
    „Das ist es nicht“, beeilte Mollie sich noch einmal zu versichern, doch Jacob wirkte nicht überzeugt. Wie es aussah, war es Zeit für die Wahrheit. Mollie seufzte, hob hilflos die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Es ist dieses Haus“, gestand sie bedrückt. „All die belastenden Erinnerungen … spürst du es denn nicht, Jacob?“
    „Doch“, antwortete er nach einer langen Pause. „Das tue ich, aber ich ahnte nicht, dass es dir genauso geht.“
    Was für Erinnerungen Jacob umtreiben mochten, konnte Mollie sich nur vage vorstellen. Besser gesagt, sie konnte es sich gar nicht ausmalen. Er erlaubte ihr ja keinen Einblick in seine Gedanken, sein Herz, seine Seele.
    „Meine unterscheiden sich ganz sicher von deinen“, sagte sie leise. „Mein Vater hat mich geliebt, und ich ihn auch, aber …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Nachdem er aufgrund seiner fortschreitenden Demenz völlig den Bezug zur Realität verloren hatte, habe ich ihn in den letzten fünf Jahren durchgängig betreut. Ich wollte ihn nicht in ein Pflegeheim stecken, da er sich hier immer am wohlsten gefühlt hat, umgeben von seinen Rosen …“ Sie brach ab und schluckte. „Ich habe es wirklich gern getan, aber es war hart.“ Ihr Versuch zu lächeln misslang. „Sehr hart … und schrecklich einsam. Nach Dads Tod bin ich nach Italien gegangen, weil ich unbedingt einen Tapetenwechsel brauchte.“
    „Das alles tut mir sehr leid“, sagte Jacob ruhig. „Es muss für dich sehr belastend gewesen sein, hier ausharren zu müssen.“
    „Wie auch immer.“ Sie versuchte, einen leichteren Ton anzuschlagen. „Ich hatte nie vor, nach meiner Rückkehr länger als ein paar Tage im Cottage zu bleiben. Ich wollte nur meine und die Sachen meines Vaters zusammenpacken und in den nächsten Ort ziehen, wie ich es dir am ersten Abend gesagt habe. Und das will ich immer noch tun“, bekräftigte sie, da Jacob weiter schwieg. „Hier ganz allein für mich zu leben, das kann und will ich nicht. Ich bin mit dem festen Vorsatz zurückgekehrt, einen Neubeginn zu wagen.“
    Mit klopfendem Herzen hoffte sie auf eine Reaktion von Jacob, doch sie ließ auf sich warten.
    „Wie willst du einen Neustart schaffen, ohne vorher die Vergangenheit zu bewältigen?“, fragte er schließlich.
    Mollie hatte das seltsame Gefühl, dass er mehr mit sich selbst als mit ihr sprach. „Ist das der Grund, warum du zurückgekommen bist?“
    „Teilweise.“ Er trank einen Schluck Kaffee, dann sah er sie offen an. „Der andere Grund sind unsinnige Bauvorschriften, die es einzuhalten und zu überwachen gilt.“ Er lächelte schwach, und automatisch erwiderte sie sein Lächeln.
    Plötzlich beugte Jacob sich vor, als wollte er nach ihrer Hand greifen, schien sich dann aber anders zu besinnen. „Geh nicht, Mollie“, bat er rau. „Lauf nicht weg. Du hast all die Jahre durchgehalten, in denen es viel schwerer war als heute. Beende diesen Job. Nicht für mich, nicht wegen deiner Karriere oder für Wolfe Manor, sondern allein für dich und deinen Vater. Restauriere die alten Gartenanlagen, damit sie wieder in ihrem einstigen Glanz erstrahlen, und dann geh stolz deinen eigenen Weg.“
    Unter ihren Lidern brannten heiße Tränen. Das hatte sie nicht erwartet.
    „Und was ist mit dir?“, fragte sie leise. „Wirst du auch stolz von hier weggehen?“
    Lange blieb es ganz still zwischen ihnen. Wieder sah Mollie die Schatten, den Schmerz und die Dunkelheit in Jacobs nachtschwarzen Augen und spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog.
    „Ich werde gehen“, sagte er endlich, und Mollie wagte nicht weiter zu fragen.

5. KAPITEL
    Sie blieb. Insgeheim fragte sich Mollie sogar, ob sie überhaupt jemals ernsthaft beabsichtigt hatte zu gehen. Auf jeden Fall war jeder noch so vage Impuls mit Jacobs einfühlsamen Worten versandet. Außerdem musste sie zugeben, dass sie mehr als nur einen Kern Wahrheit enthielten.
    In erster Linie hatte sie den angebotenen Job akzeptiert, weil sie sich danach sehnte, die Gärten wieder in ihrem alten Glanz zu sehen. Außerdem liebte sie ihren Beruf und war ehrgeizig genug, diesen kreativen Gewaltakt selbst vollbringen zu wollen. Erst dann könnte sie leichten Herzens in ein neues Leben wechseln.
    Wenn sie die nächsten Wochen überlebte!
    Ein weiterer Verführungsversuch von Jacob war nicht zu erwarten, da er ihr offenbar bewusst aus dem Weg ging. So verbrachte Mollie den