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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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würde – ich lege Lavendelzweige zwischen die Seiten ihrer Selbsthilfebücher, bringe ihr vor dem Zubettgehen einen Milchkaffee mit einem Schuss Baileys, verteile Make-up auf ihrer müden Gesichtshaut, ehe sie Red oder Declan gestattet, sie zu sehen. Doch seit dem Wochenende auf Clemantine Castle nehme ich alles viel gelassener hin. Ich kämpfe nicht mehr gegen den Lauf der Dinge an. Ich habe mich ergeben, und irgendwie genieße ich es sogar.
    Das Romeo-und-Julia- Drama ist nur ein unbedeutender Schnipsel des Lebens, und er fliegt einfach an dem kuscheligen Kokon vorbei, den ich für Ellen und mich gebastelt habe. Maureen scheint das zu spüren und fängt sich schneller als sonst. Sie hat beschlossen, ein Jäckchen für Ellen zu stricken. Ein rosarotes.
    »Was diese verdammte Olwyn Burke kann, kann ich schon lange!«, tönt es von ihrem Krankenbett, in dem sie mit geröteten Augen, aber stoischer Ruhe thront.
    Olwyn Burke hat drei Enkel, die sie allerdings nicht mit »Großmutter« anreden dürfen, sondern nur mit »Olwyn«, was die drei vor erhebliche Probleme stellt, zumal sie erst vier, zweieinhalb und ein halbes Jahr alt sind.
    Bisher hat Maureen zwei Ärmel gestrickt, die zwar unterschiedlich lang sind, aber sie ist beschäftigt, und wir hüten uns, sie auf diesen Makel aufmerksam zu machen.
    »Wirst du Ellen sagen, sie soll mich Großmutter nennen? «, fragt sie mich.

    »Nur, wenn du das willst«, versichere ich ihr.
    »Ich … Ich … ich werde die einzige Großmutter sein, die das arme Wurm je kennenlernt.« Bei dieser Erkenntnis drückt es ihr erneut ein paar Tränen aus den Augen, die vom ausgiebigen Weinen und Wehklagen beinahe zugeschwollen sind.
    Es stimmt – wer auch immer Ellens Vater ist, Maureen wird ihre einzige Großmutter sein. Das arme Wurm, in der Tat.
    Doch nicht einmal dieser Gedanke kann mich aus der Ruhe bringen. Wie eine Feder schwebe ich auf einer leichten Brise dahin, während das Leben an mir vorbeirauscht. Es liegt an Ellen. Sie vereinnahmt mich völlig. Jeder Gedanke, der mir durch den Kopf geht, führt unweigerlich zu ihr. Ich bin begeistert von meiner Bilderbuchschwangerschaft. Von der senkrechten hellbraunen Linie, die pünktlich in der sechsundzwanzigsten Woche auf meinem Bauch erscheint. Von meinen leicht angeschwollenen Hand- und Fußgelenken, die der Arzt als »ganz normal« bezeichnet, genau wie alle anderen Symptome, die ich habe. Von der Tatsache, dass ich flaschenweise Gaviscon konsumiere, und davon, dass mich die Leute anlächeln, wenn sie meinen Bauch sehen. Einfach so, wegen Ellen. Ellen, deren Augen so blau sind wie der Himmel in diesem sonnigen Sommer, in dem die Tage ineinander zerfließen und ich nie weiß, welches Datum wir haben.
    Red Butler ist auch so ein Schnipsel des Lebens, der vorbeifliegt. Er besucht mich in regelmäßigen Abständen im Büro und bringt stets kleine Geschenke für Ellen mit – einen rosaroten Strampelanzug mit Teddybären und Häschen und Lämmchen. Ein Paar unfassbar winzige weiße Babystiefel mit rosa Hunden. Eine rosarote Mütze mit orangefarbenen Love-Herzen, in die kaum seine Faust hineinpasst.
    »Sieh dir das an«, sagt er und holt eine Art Beutel mit Löchern aus einer Einkaufstüte mit der Aufschrift »Mothercare«. »Das ist ein Babytragegurt.« Er schiebt sich die Riemen über die Schultern. »Hier kommt das Baby rein. Warte, ich demonstriere dir das mal mit diesem Teddybär.« Er entnimmt der Tüte einen gelben Plüschbären mit rosaroten Ohren und Pfoten und setzt ihn behutsam in den Beutel. Prompt rutscht der Bär durch eines der Beinlöcher. »Oh. Das sollte natürlich nicht passieren.«
    Ich überfliege die Gebrauchsanweisung. »Aha«, sage ich. »Dieser Gurt muss dort rüber, und der hier gehört um die Taille. So, jetzt musst du bloß noch den Verschluss einschnappen lassen und … Siehst du, das war’s.«
    »Woher wusstest du das?«, staunt er.
    »Äh, ich habe bloß einen Blick in die Gebrauchsanweisung geworfen.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, gesteht er zerknirscht. »Meine Güte, ich lasse sie schon fallen, ehe sie überhaupt auf der Welt ist.« Er hebt den Bären auf, drückt ihn an sich und tätschelt ihm sanft den Rücken. »Immerhin habe ich das mit dem Bäuerchen machen schon verinnerlicht. Und ich habe das Halten geübt, siehst du?«
    Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, wie ich Ellen im Arm halten werde. »Lass mich mal«, sage ich, und er überreicht mir den Bären. Ich deponiere ihn auf

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