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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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wecken, schiebe ich mich unter die Decke, und dann kneife ich die Augen zu und beginne alle meine Bräute aufzuzählen, geordnet nach ihrem Alter. Damit sollte ich eine Weile beschäftigt sein, und danach überlege ich mir eben eine neue Ablenkungsmaßnahme. Ich strecke die Hand nach Blue aus und vergrabe die Finger in seinem weichen Fell. Er zuckt zweimal mit dem Kopf, lässt mich aber gewähren. Ich atme tief ein und aus, wie es Schlafende tun. Doch obwohl der Tag unendlich lang und anstrengend war, spüre ich, dass ich ungefähr so weit davon entfernt bin, einzuschlafen, wie die irische Nationalmannschaft vom Sieg bei der nächsten Fußballweltmeisterschaft.

6
    Wenn es heißt, jemand verschließt die Augen vor den Tatsachen, dann klingt das, als wäre es etwas Negatives. In meinem Fall ist Verleugnung eine reine Überlebenstaktik, ein Krückstock, auf den ich mich in diesen ersten Tagen stütze und mit dessen Hilfe ich mich morgens aus dem Bett quäle, in die Dusche steige und mein Frühstück hinunterwürge. Mein Krückstock namens Verleugnung erlaubt es mir auch, vorerst den Zustand meiner Brüste zu ignorieren, die steinhart sind und meinen BH Größe 32B sprengen. Nur so gelingt es mir irgendwie, weiterzumachen.
    Ich hebe den Kopf, als sich die Tür zu meinem Büro öffnet. Es ist Filly, meine Assistentin. Eigentlich heißt sie Felicity, aber sie stammt aus Australien, der Heimat der Kängurus und Abkürzungen, und ganz abgesehen davon passt die verknappte Version ihres Namens viel besser zu ihr.
    Filly hat vor zwei Jahren im Rahmen einer Weltreise einen fünftägigen Zwischenstopp in Irland eingelegt, bei dieser Gelegenheit ihren Brendan, einen Fleischer aus Marino kennengelernt, und das war’s dann.
    Sie betritt mein Büro mit der üblichen Begrüßung (»Morgensorryfürdieverspätung«) und stellt zwei Becher Latte Macchiato mit entrahmter Milch, drei Hotdogs (für sich selbst) und einen Fruchtsalat (für mich) auf meinem Schreibtisch ab. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass eigentlich schon Nachmittag ist, worauf sie kontert, in Australien sei es gerade mitten in der Nacht.

    Ich kann nicht anders, als sie zu belehren, dass es in Sydney jetzt keineswegs mitten in der Nacht ist, sondern neun Uhr morgens, was sie geflissentlich überhört. Sie wickelt den ersten ihrer drei Hotdogs aus seinem fettgetränkten Wurstpapier und verschlingt ihn mit zwei Bissen.
    Dann setzt sie sich und zieht die Beine an, so dass nur noch die Schuhspitzen ihrer Doc Martens unter dem langen Fransenrock hervorlugen. Sie verschränkt die dünnen Ärmchen vor der Hühnerbrust und beugt sich nach vorn. Jetzt wirkt sie wie eine Dreizehnjährige mit ihrer Igelfrisur in den Farben der australischen Flagge – ein Überbleibsel des australischen Nationalfeiertags vorigen Monat.
    »Verzeihst du mir, wenn ich dir etwas Interessantes erzähle? «, sagt sie, nachdem sie den zweiten Hotdog mit dem Großteil ihres Kaffees hinuntergespült hat.
    »Möglicherweise.« Ich kippe zwei Tütchen Zucker in meinen Kaffee, obwohl ich ihn sonst immer ungesüßt trinke, was mir einen erstaunten Blick von meinem Gegenüber einträgt, doch Filly enthält sich jeden Kommentars. Ich nehme einen Schluck. Der Kaffee ist so süß, dass ich mich frage, wie ich ihn je ohne Zucker trinken konnte.
    »Also«, sagt sie und fischt den dritten Hotdog aus der Tüte. »Hast du schon Anna Barlows Kolumne in der heutigen Ausgabe des Herald AM gelesen?«
    »Nein.«
    Filly mustert mich schweigend. Sie weiß, dass etwas im Busch ist. »Sofia Marzoni hat ihre Verlobung bekanntgegeben. «
    »Sofia? Bist du sicher? Soweit ich mich erinnere, wurde sie noch nie mit einem Mann an ihrer Seite gesichtet.«
    »Ich bin hundertprozentig sicher. Sie ist die Einzige, die noch unverheiratet ist. Alle anderen hast du ja schon unter die Haube gebracht.«

    »Wer ist denn der Glückliche?«
    »Irgendein Künstler. Ronan Butler heißt er, glaube ich. Oder Donald. Ich kannte ihn jedenfalls nicht.«
    Mir ist egal, wen Sofia Marzoni heiratet. Keine Ahnung, warum ich überhaupt danach gefragt habe. Eine Marzoni-Hochzeit ist genau das, was ich jetzt brauche.
    »Du weißt, was das bedeutet, oder?« Fillys Grinsen gerät zur Grimasse.
    Ich nicke bedächtig. Ich habe für Extraordinary Events International bereits die Hochzeiten ihrer vier Schwestern organisiert. Ihrem Vater, der sie abgöttisch liebt, gehört ein Fish-and-Chips-Imperium mit Niederlassungen in ganz Irland und England. Ihre Mutter hat

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