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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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mich nicht.«
    »Die gute Nachricht ist, dass die Farbbehandlung prima angeschlagen hat. Die Viecher hatten genau denselben Farbton wie Sofias Kleid und Reds Hemd«, fährt Filly fort, als wäre nichts geschehen.
    »Ich bin begeistert.« Ich reibe mir mit einem feuchten Kosmetiktuch die Schläfen, so heftig, dass ich hinterher nicht sagen kann, ob die Flecken verschwunden sind, weil meine Haut jetzt kirschrot ist.
    »Das kann ich mit etwas Make-up kaschieren«, sagt Filly. »Du wirst sehen, es wird keiner Menschenseele auffallen. «
    Keine Ahnung, warum ich mich nicht zur Wehr setze. Ich schätze, es hat mit Johns unerwartetem Auftauchen zu tun und damit, dass heute von Anfang an alles schiefgelaufen ist, obwohl ich den Tag bis ins kleinste Detail durchgeplant hatte. Zu spät fällt mir ein, dass sich Filly zwar hervorragend darauf versteht, jemandem ein dramatisches Abend-Make-up zu verpassen, das bei gedämpftem Licht zugegebenermaßen toll aussieht, doch wenn es um den dezenten Büro-Look geht, schießt sie zwangsläufig übers Ziel hinaus. Sie bearbeitet mich mit dem gesamten Inhalt ihres
Schminkbeutels: Lippenstift, Gloss, Rouge, Puder, Grundierung, Abdeckstift, Lidstrich, Lidschatten, Mascara. Als sie fertig ist, sehe ich aus, als wollte ich mich um den Posten einer Stripperin in einem Nachtclub bewerben.
    Ich sehe auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Ich habe keine Zeit mehr. Eine gewisse Resignation erfasst mich, ein Gefühl, das ich erst nicht so recht einzuordnen weiß, weil es hier ein seltener Gast ist.
    »Steh auf und lass dich anschauen«, befiehlt Filly, und ich tue wie geheißen, was wohl teils der eben erwähnten Resignation zuzuschreiben ist. Filly betrachtet mich prüfend. »Ich glaube, es ist ganz gut geworden. Ich habe versucht, dich möglichst dezent zu schminken, schließlich bewirbst du dich ja nicht um einen Job als Stripperin in einem Nachtclub. Obwohl, wenn es nach Simon ginge …« Sie kichert.
    Ich schnappe mir meinen Laptop und meine Aktentasche. »Wünsch mir Glück.«
    »Ist das die Aktentasche, in die du dich übergeben hast?«
    »Ja.«
    »Vielleicht lässt du die besser hier. Könnte einen komischen Eindruck hinterlassen.«
    Ich stelle widerstrebend die Aktentasche ab. Ohne sie komme ich mir nackt vor, als würde ich durch eine belebte Straße laufen und keinen Slip unter dem Rock tragen.
    »Und ich werde dir kein Glück wünschen«, sagt Filly, »weil du das nämlich nicht brauchen wirst.«
    Plötzlich bin ich abergläubisch. »Wenn du mir jetzt nicht viel Glück wünschst, werde ich die Stelle nicht bekommen. «
    »Wirst du doch.«
    »Werde ich nicht.«

    »Wirst du doch.«
    »Werde ich nicht.«
    »Du kommst du spät.«
    Filly versteht sich darauf, mich abzulenken. Ich verlasse das Büro im Galopp.

33
    Das Gespräch fängt schon schlecht an. Im Konferenzraum riecht es nach Eau de Toilette. Ich verfluche Calvin Klein, der dafür gesorgt hat, dass nun auch Männer parfümiert herumlaufen dürfen. Ich registriere vier unterschiedliche Duftnoten. Seit Beginn der Schwangerschaft bin ich mit einem Geruchssinn ausgestattet, mit dem ich jedem Bluthund Konkurrenz machen könnte.
    »Sie sind ja so blass geworden«, stellt Raymond Darlington, der Leiter der Finanzabteilung, fest. Er ist unheimlich stolz auf seine feminine Seite, die sich hauptsächlich darin äußert, dass er jeden Monat für seine Frau Tampons kaufen geht. Wenn es nach ihm ginge, müsste in seiner Outof-Office-Reply stehen: »Raymond Darlington ist zurzeit unterwegs, um für seine Gattin Tampons und Schmerztabletten zu besorgen. Er wird Ihre E-Mail beantworten, sobald er wieder im Büro ist.«
    »Alles bestens«, sage ich. »Es ist bloß ziemlich heiß hier drin. Könnten wir ein Fenster öffnen?«
    Doch die Fenster sind verklebt, seit im Vormonat ein Maler, der sich im Nachhinein als polnischer Kellner entpuppte, die Fensterrahmen gestrichen hat. Mit einer Farbe, die für diese Zwecke völlig ungeeignet ist, wie mir Philip Webb sehr ausführlich erklärt, was gute fünf Minuten in Anspruch nimmt.
    »Okay, Philip, wir haben’s kapiert«, sagt Simon schließlich. »Können wir anfangen?«

    Alles nickt, selbst der mundfaule Roger Everett, der sich kaum je bewegt, was unter anderem auf seine Statur zurückzuführen ist. Filly nennt ihn Mount Everett, obwohl ich ihr immer sage, sie soll es bleiben lassen.
    »Hier, trinken Sie einen Schluck Wasser, Scarlett«, sagt Raymond, der wahrscheinlich meint, ich wäre »online« – sein

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