Und taeglich grueßt die Evolution
Scheitelfeder geschmückt. Der Nachwuchs der verzierten Eltern zeigte später eine große Vorliebe für Partner mit dem gleichen extravaganten Detail. Offenbar bestimmt das Aussehen der Eltern, auf das die Küken im Nest geprägt werden, das spätere »Schönheitsideal« der Tiere.
Bei der Partnerwahl im Tierreich geht es allerdings nicht nur um Äußerlichkeiten. Etliche Arten werben auch mit Präsenten um die Gunst des anderen Geschlechts. Bei Heuschrecken und verschiedenen anderen Insekten überreichen die Männchen ihren Partnerinnen häufig ein Beutetier oder einen Bissen hochgewürgtes Futter. Evolutionsbiologen erklären diese Geschenke als eine Investition des Vaters in den eigenen Nachwuchs. Es gibt aber auch Arten, bei denen die Weibchen Geschenke machen. Weibliche Wasserläufer der Art Phoreticovelia disparata zum Beispiel tragen ihre deutlich kleineren Partner tagelang auf dem Rücken und versorgen sie mit einem Sekret aus zwei speziellen Drüsen. Bei Futtermangel kann diese nahrhafte Hochzeitsgabe den Männchen sogar das Leben retten. Was die Weibchen mit ihren Geschenken allerdings bezwecken, weiß bisher niemand so genau. Möglicherweise würden die Männchen ohne diese »Bestechung« auf die Idee kommen, dem Weibchen Futter wegzunehmen oder es sogar ganz zu verspeisen.
Der Homo sapiens: Eine wählerische Art
Präsente machen, aufs eigene Äußere Wert legen und Konkurrenten durch Sportlichkeit ausstechen – das alles kennen auch Menschen, die auf Partnersuche sind. Sie sind allerdings noch deutlich kreativer, wenn es gilt, sich ins rechte Licht zu setzen. Auf diesen Erfindungsreichtum sind sie auch angewiesen, denn was die Partnerwahl betrifft, gehört Homo sapiens zu den wählerischsten Arten überhaupt. Während viele andere Primaten kein langes Liebeswerben kennen, kann sich die Annäherungsphase bei Menschen durchaus über Monate oder Jahre erstrecken. Bei der Bewertung der Attraktivität eines möglichen Partners sind die Menschen eindeutig »Augen-Tiere«, die zunächst vor allem auf visuelle Signale reagieren. Was als attraktiv empfunden wird, ist dabei offenbar nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Vielmehr scheint es universelle Merkmale zu geben, die ganz allgemein als schön empfunden werden.
Mit einer Reihe von Tests haben Psychologen der Universitäten in Regensburg und Rostock versucht, der Schönheit menschlicher Gesichter auf die Spur zu kommen. Dazu haben sie Digitalfotos von 64 Frauen und 32 Männern im Computer verändert. Testpersonen sollten anschließend die Attraktivität der Originale und verschiedener abgewandelter Versionen bewerten. Bei einem Versuchsdurchgang wurden die Gesichter zum Beispiel symmetrischer gemacht. Denn eine gängige Theorie besagt, dass Menschen eine Vorliebe für eine möglichst große Symmetrie der beiden Gesichtshälften haben. Tatsächlich schnitten sehr asymmetrische Gesichter im Attraktivitätstest eher schlecht ab. Allerdings waren nicht alle ungünstig beurteilten Gesichter auch zwangsläufig asymmetrisch und nicht alle symmetrischen wurden unbedingt als schön empfunden. Gerade die am besten eingestuften Gesichter zeigten häufig kleine Abweichungen von der perfekten Symmetrie.
Der Katalog der Schönheit
Eine zweite Schönheits-Theorie besagt, dass Menschen eine Vorliebe für Gesichter haben, die dem in ihrer Umgebung üblichen Durchschnitt entsprechen. Um diese These zu überprüfen, haben die Psychologen anhand mehrerer Fotos »durchschnittliche Gesichtszüge« errechnet. Das klare Ergebnis: Durchschnitt zu sein genügt nicht, um attraktiv zu wirken. Aus mehreren hässlichen Gesichtern lässt sich kein wirklich schönes konstruieren. Und doch schnitten die meisten künstlichen Durchschnittsgesichter in dem Test gut ab. Das aber muss nicht unbedingt daran liegen, dass Menschen ein Faible für das Mittelmaß haben. Vielmehr verschwinden beim Zusammenrechnen mehrerer Gesichter unschöne Asymmetrien, Falten und Pickel, die Haut wirkt insgesamt glatter und jünger. Und das ist für das menschliche Schönheitsempfinden womöglich ein viel wichtigeres Kriterium.
Aus den Ergebnissen von einer ganzen Reihe solcher Attraktivitätstests haben die Forscher eine Art Schönheitskatalog für menschliche Gesichter erstellt. Ein attraktives Frauengesicht ist demnach schmaler als ein unattraktives, es hat hohe Wangenknochen und eine schmale Nase. Der Abstand zwischen den Augen ist größer, die Wimpern sind dichter und länger, die
Weitere Kostenlose Bücher