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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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Hang des Menschen zur »freien Liebe« also weniger stark als bei Schimpansen, andererseits können sich Männer ihrer Partnerin wohl nicht ebenso sicher sein wie ein Gorilla.
    Eine Frage der Kultur
    Viele Wissenschaftler sind deshalb der Überzeugung, dass Menschen von Natur aus weder streng monogam noch ausgeprägt polygam sind. Wie bei keiner anderen Art ist das Sexualverhalten von Homo sapiens von kulturellen Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Zwängen beeinflusst. Nur bei den wenigsten Menschen weltweit dürfte das Sexualleben ihren biologischen Anlagen entsprechen. »Sigmund Freud hat argumentiert«, so der US-amerikanische Psychologe David Barash von der University of Washington, »dass die Zivilisation auf der Unterdrückung von Instinkten beruht. Jetzt scheint klar, dass einer dieser Instinkte uns von der Monogamie wegführt. Ob wir ihm folgen, ist aber unsere Entscheidung.«
    Entscheidender Moment: Sexualität und Fortpflanzung
    Für den Verhaltensforscher Desmond Morris ist der Mensch der »Sexprotz unter den Primaten«, und zwar sowohl was die Häufigkeit als auch was die erotische Bandbreite seiner geschlechtlichen Aktivitäten betrifft. Denn erstens ist Homo sapiens im Gegensatz zu den meisten Tieren das ganze Jahr hindurch sexuell aktiv, zweitens zieht er den Akt deutlich mehr in die Länge und versucht mit allerlei Kunstgriffen den Genuss zu steigern. Im Vergleich dazu wirken tierische Kopulationen oft »mechanisch«. Ganz so einzigartig wie man früher dachte, ist das Sexualleben des Menschen allerdings auch wieder nicht. Denn viele seiner erotischen »Erfindungen« sind zumindest auch den Menschenaffen bekannt.
    Biologen haben sich lange mit dem Sinn der geschlechtlichen Vermehrung beschäftigt. Schließlich gäbe es auch andere Wege, Nachwuchs zu erzeugen. Bakterien zum Beispiel teilen sich einfach quer. Bei manchen Insekten, Krebsen, Schnecken und Schlangen entwickeln sich die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen der Mutter. Das erspart den Weibchen die Partnersuche. Eine rein weibliche Population könnte sich überdies schneller vermehren, zumal sich die Männchen oft nicht einmal an der Brutpflege beteiligen. Für die Weibchen scheint der Sex also auf den ersten Blick nur Nachteile zu haben.
    Sex ist gut für die Gene
    Allerdings hat diese Form der Vermehrung auch Vorteile. Sie vermischt das Erbmaterial DNA des Vater- und Muttertiers, und das ist günstig für den Nachwuchs. Denn bei allen Lebewesen tauchen im Erbgut immer wieder winzige Veränderungen auf. Diese so genannten Mutationen können sowohl positive als auch negative Effekte haben. Sexuell gezeugte Nachkommen können die positiven Mutationen beider Elternteile vereinen und die gefährlichen ausgleichen. Bei Wasserflöhen haben US-amerikanische Wissenschaftler die Konsequenzen dieses genetischen Puzzlespiels genau untersucht. Die Jungtiere dieser kleinen Krebse entstehen meist ohne Zutun eines Vaters aus unbefruchteten Eiern der Mutter. Unter bestimmten Umweltbedingungen entwickeln sich aber auch männliche Tiere, die sich dann mit den Weibchen paaren. Im Erbgut der sexuell gezeugten Wasserflöhe fanden die Forscher deutlich weniger schädliche Mutationen als bei den vaterlosen Krebsen. Dieser genetische Vorteil ist offenbar so groß, dass sich die meisten Tierarten heutzutage geschlechtlich vermehren.
    Große Bandbreite an Paarungsritualen
    Zu diesem Zweck haben alle Arten ihre eigenen Paarungsrituale entwickelt. So unterschiedlich diese auch sind: Lange Zeit war für Wissenschaftler unumstritten, dass es keine Arten gibt, deren Sexualleben dem des Menschen ähnelt. Inzwischen haben Primatenforscher wie Frans de Waal von der Emory University in Atlanta allerdings einige erstaunliche Parallelen zwischen den Menschen und den Bonobos entdeckt.
    Im Leben dieser Zwergschimpansen spielt Sex eine große Rolle. Dabei zeigen sie sich so erfinderisch, dass de Waal sie als »die Menschenaffen von der Venus« apostrophiert. Die Tiere kennen etliche erotische Praktiken, bei denen es eindeutig nicht um Fortpflanzung geht. Während ein Schimpansen-Kuss meist aus einer fast platonischen Berührung der Lippen besteht, haben Bonobos eine Vorliebe für intensive Zungenküsse. Sie kennen aber auch Oralverkehr, stimulierende Massagen und Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Bei heranwachsenden Männchen und erwachsenen Weibchen lassen sich außerdem auch noch Praktiken der Selbstbefriedigung beobachten – obwohl bei den

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