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Und was, wenn ich mitkomme?

Und was, wenn ich mitkomme?

Titel: Und was, wenn ich mitkomme? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Prawitt
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Fußballspiel gestern Abend zugunsten von Manchester ausgefallen ist. Die Kerze hat also nichts genützt. Aber den Spaniern gegenüber erwähnen wir das natürlich nicht. Stattdessen besprechen wir die heutige Route. Christian ist ganz selbstverständlich dabei.
    Die Hamburgerin fragt, ob sie sich uns ebenfalls anschließen kann. Klar, grundsätzlich kann das jeder, warum auch nicht? Aber gestern hat sie erzählt, dass sie gerade erst mit dem Pilgern anfängt und ihre ersten Etappen kurz halten oder mit dem Bus fahren will. Deshalb gibt Pit ihr eine abschlägige Antwort. Jetzt, wo es gerade so gut bei uns läuft, da wollen wir keine Rücksicht auf eine »Anfängerin« nehmen. Außerdem ist heute Doris’ letzter Tag auf dem Jakobsweg. Ihr Urlaub neigt sich dem Ende zu. Morgen muss sie nach Bilbao, von wo aus sie zurück nach Deutschland fliegt. Morgen Abend wird sie schon wieder in ihrem eigenen Bett, in ihrem eigenen Schlafzimmer liegen. Komisch und schade... Wir vermissen sie schon jetzt. An diesem letzten Tag wollen wir Doris ganz für uns allein haben und sie nicht mit einer Hamburgerin teilen, die zwar auch Pilgerin, für uns aber noch völlig fremd ist. Sie hat sich nicht einmal vorgestellt, geschweige denn, dass sie sich gestern irgendwie am Gespräch beteiligt hätte, was auch gut ohne englische Sprach-kenntnisse möglich gewesen wäre. Schließlich sprechen wir ja deutsch! Dabei wirkte sie ganz und gar nicht schüchtern, sondern eher... Ach was, ich will fair bleiben und nichts und niemanden be- oder verurteilen. Fakt ist, dass wir zu viert und ohne Hamburgerin weiterziehen.
    Santillana ist ein kleines, mittelalterliches Städtchen mit Straßen aus buckeligem Pflaster und Häusern aus dicken Natursteinen, das spanische Rothenburg ob der Tauber. Pit sagt, er könne sich diesen Ort gut als Kulisse für einen historischen Film vorstellen. »Das Parfüm« zum Beispiel. Aber der ist ja schon gedreht. Nein, man müsste sich etwas Neues ausdenken, etwas Spanisches...
    Zwei Kilometer entfernt liegen die Altamira-Höhlen, die wir uns unbedingt ansehen wollen. In ihnen hat man die bisher ältesten Höhlenmalereien entdeckt, Bilder, die vor 15 000 Jahren entstanden sein sollen: Pferde, Hirsche, vor allem Bisons und Kinderhände. Die Originalhöhle ist der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich, zum Schutz der kostbaren und einzigartigen Gemälde. Aber sie wurde 300 Meter weiter nachgebildet, mit Felsen und Verwerfungen, Lichteinfall und simulierter Feuchtigkeit aus Kalksteinpulver und Polyesterharz. Für die Wandmalereien wurden Kohle und Erdfarbe verwendet, genauso wie vor 15 000 Jahren. Ich finde das alles sehr beeindruckend. Da haben Menschen Zeugnisse ihrer Existenz hinterlassen, über so viele Tausend Jahre hinweg, Menschen, von denen ich nichts weiß, von denen ich nichts kenne, außer diesen Bildern, die von ihrem Leben erzählen. Was hinterlasse ich? Und wie lange wird es Bestand haben?
    Zurück in Santillana picknicken wir auf dem Kirchplatz. Wir packen gerade unsere Reste zusammen und schultern unsere Rucksäcke, da tauchen Jean-Paul und Rachel auf. Sie haben hier übernachtet und freuen sich, uns zu sehen. Rachel macht gleich ein Gruppenfoto. Dann gibt es einen großen Abschied. Besonders Doris wird heute herzlich und heftig umarmt. Sie wird die Kanadier ganz sicher nicht wiedersehen. Ob Pit und ich sie wiedertreffen, ist auch nicht gewiss, aber weit wahrscheinlicher.
    Kurz hinter Santillana stoßen wir auf eine riesige Baustelle. Quer zu unserem Weg haben Bagger eine metertiefe und — breite Schneise gegraben. Aber nachdem wir die überwunden haben, öffnet sich vor uns eine wunderschöne Landschaft — Pit sagt, wie in Nordhessen. Wieder laufen wir viel auf Asphalt, und das ständige Rauf und Runter belastet leider ziemlich mein Knie. Heute bin ich die Letzte. Christian ist uns schon weit voraus. Oben auf einem Berg, an der Kirche San Pedro, wartet er auf uns. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf das Meer. Aber es ist zu weit entfernt und verbirgt sich auch gleich wieder hinter Hügeln.
    Gegen vier Uhr erreichen wir Cóbreces. Die gelben Pfeile führen uns kreuz und quer durch den Ort, der sehr malerisch ist, dessen Treppen und steile An- und Abstiege meinem Knie aber nicht besonders guttun. Als wir zu guter Letzt genau auf der Straße herauskommen, auf der wir in den Ort eingelaufen sind, bin ich echt sauer. Was soll das eigentlich? Wären wir einfach geradeaus gegangen, hätten wir das

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