Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
neben dem Truck stehen, während Gav zusammengesackt auf dem Rücksitz saß und kraftlos in den Schal hustete, den er sich mehrfach ums Gesicht gewickelt hatte. Leo, Justin und ich gingen einzeln in die nächstgelegenen Gebäude, um drei von ihnen auf einmal inspizieren zu können.
    Es waren sieben Anläufe nötig, bis Leo mit einem schiefen Lächeln zurückkehrte. »Nicht gerade wie in Schöner Wohnen , sagte er, »aber es gibt einen Kamin.«
    So schnell und so leise wir konnten, trugen wir unsere Sachen nach oben. Der Eingangsbereich und der erste Stock stanken nach Katzenpisse, obwohl keine Spur von der verantwortlichen Katze zu sehen war. Als wir sechs Treppen bis zum obersten Stockwerk hinaufgeklettert waren, ließ der Gestank endlich nach. Wir stürzten in die erste Wohnung, deren Tür unverschlossen war. Sie hatte zwei Schlafräume, einen schäbigen gepunkteten Futon als Couch und Flecken auf dem Teppich. Gav marschierte direkt in das erste Schlafzimmer und brach mit rasselndem Atem auf dem Bett zusammen, während Tobias wieder zurück nach unten ging, um den Truck irgendwo loszuwerden. Wir anderen zerschlugen einen der wackeligen Esszimmerstühle, verteilten unsere restlichen Zweige auf dem lackierten Holz und versuchten, ein Feuer in Gang zu bekommen.
    »Wir müssen jetzt noch vorsichtiger sein, solange wir in der Stadt sind«, sagte Leo, als die Flammen langsam begannen, über das Holz zu kriechen. »Einer von uns sollte immer die Straße beobachten. Und wir müssen uns einen Fluchtweg suchen, für den Fall, dass diese Typen hier auftauchen.«
    Er rieb sich die Augen, und ich merkte plötzlich, wie spät es schon war. Ich war die ganze Zeit voll auf Adrenalin gewesen, doch langsam ließ es nach.
    »Wir können morgen früh nach einem Fluchtweg suchen«, antwortete ich. »Keiner von uns kann jetzt noch klar denken.«
    »Aber Wache halten müssen wir trotzdem«, sagte Justin. »Ich fang an. Diese Arschlöcher können froh sein, wenn sie mich nicht finden.«
    Als er sich auf den Weg nach draußen machte, ging ich ins Schlafzimmer. Gav schien zu schlafen, doch kaum hatte ich mich neben ihn gelegt, glitt sein Arm um mich. Er griff mich an der Taille und ich rollte mich auf die Seite, um ihn anzusehen. Seine Hand ruhte auf meiner Hüfte, wo sein Daumen begann, langsam Kringel zu malen, die ich sanft durch meine Kleider spürte.
    »Sind wir jetzt in Sicherheit?«, fragte er.
    Ich hatte ihm nur die schnelle Kurzfassung einer Erklärung gegeben, als ich ihn weckte, um zum Truck zu kommen. Am liebsten hätte ich ja gesagt, aber als er mich so fest ansah, brachte ich es nicht fertig, zu lügen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. Die restlichen Worte blieben mir im Hals stecken. Ob er mitbekommen hatte, dass wir darüber nachdachten, die Stadt zu verlassen?
    Ich hatte die ganze Zeit versucht, nicht daran zu denken, was es bedeuten würde, wenn wir es nicht schafften, hier jemanden zu finden, der etwas mit dem Impfstoff anfangen konnte. Wenn wir diesen ganzen Weg gekommen waren, so viel durchgemacht hatten und nichts ausrichten konnten. Ich schluckte.
    »Vielleicht hätten wir gar nicht herkommen sollen.«
    Gavs Hand stoppte in der Bewegung. »Was?«
    »Du hast geahnt, dass es so sein würde«, erwiderte ich. »Dass keiner mehr da sein würde, um zu helfen. Du hast schon immer gedacht … Und jetzt …«
    »Kaelyn.« Er berührte mein Gesicht, ließ die Finger über mein Kinn gleiten. Als er den Mund öffnete, um noch etwas zu sagen, musste er sich stattdessen abwenden, um in seine Schulter zu husten. Sein Arm zitterte. Ich wollte aufstehen, ihm etwas Wasser holen, doch er ergriff meine Hand und schüttelte den Kopf, während der Husten weiter aus ihm herausstotterte.
    Eine Minute später ließ der Anfall langsam nach. Er drehte sich wieder zu mir um. Seine Finger legten sich erneut auf meine Wange, strichen mir einzelne Haarsträhnen aus den Augen. Seine Berührung ließ meine Haut kribbeln.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Es ist nicht deine Schuld«, erwiderte ich.
    Sein Atem stockte. »Nicht das. Das, was du vorher gesagt hast. Es tut mir leid, dass … dass ich nicht daran geglaubt habe, dass du es schaffen kannst. Es tut mir leid, dass ich das nicht so gut verbergen konnte, wie ich eigentlich wollte. Wahrscheinlich wollte ich es auch gar nicht wirklich verbergen, weil ich dachte, ich hätte recht.«
    »Gav«, sagte ich, doch er sprach weiter.
    »Ich hatte nicht recht, verstanden?«, sagte er. »Ich will dich

Weitere Kostenlose Bücher