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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in meiner Arbeit. Ich war so verdammt gut. Aber in meinem Eifer, unserer beschissenen Gesellschaft zu dienen, war ich blind und taub dafür, daß meine eigene Tochter ... meine Nick –« Seine Stimme begann zu zittern. »Entschuldigen Sie«, sagte er.
    »Entschuldigen Sie sich nicht, Andy. Das ist doch ganz in Ordnung.«
    »Es wird niemals in Ordnung sein.« Maiden klappte das Heft auf und riß die letzte Seite heraus. Er hielt sie Lynley hin. »Finden Sie ihn.«
    »Das werden wir.« Lynley wußte, daß seine Worte Maidens Schmerz ebensowenig lindern konnten wie eine Verhaftung dazu imstande wäre. Dennoch berichtete er, daß er einen Beamten beauftragt hatte, die SO10-Unterlagen in London durchzusehen, bisher jedoch noch nichts gehört hatte. Alle Angaben, die Maiden ihnen machen könne – über Namen, Verbrechen, Ermittlungsverfahren –, würden dazu beitragen, die mühselige Suche per Computer abzukürzen, so daß der damit befaßte Beamte die Zeit hatte, andere Spuren zu verfolgen. Die Polizei wisse Maidens Bemühungen selbstverständlich zu schätzen.
    Maiden nickte wie benommen. »Wie kann ich sonst noch helfen? Können Sie mir irgend etwas zu tun geben, Tommy ... ganz gleich, was ... ich muß irgendwie aus diesem Alptraum ...« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das noch lockig und voll war, wenn auch schon ziemlich stark ergraut. »Ich bin ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Immer auf der Suche nach Beschäftigung und Ablenkung, um das nicht aushalten zu müssen.«
    »Das ist doch eine ganz natürliche Reaktion. Jeder von uns versucht, sich gegen einen Schock abzuschotten, bis er fähig ist, ihn zu verarbeiten. So sind wir Menschen nun einmal.«
    »Das. Ich spreche immer nur von das. Denn wenn ich das Wort ausspreche, wird alles real, und ich glaube nicht, daß ich das ertragen kann.«
    »Kein Mensch erwartet von Ihnen, daß Sie sofort alles in den Griff bekommen. Sie und Ihre Frau brauchen ganz einfach Zeit, um erst einmal zu verdrängen, was geschehen ist. Oder auch zu verleugnen. Oder völlig zusammenzubrechen. Glauben Sie mir, ich verstehe das.«
    »Wirklich?«
    »Ich denke, das wissen Sie.« Die nächsten Worte fielen Lynley schwer, zumal es kein Mittel gab, um ihnen etwas von ihrer Schmerzhaftigkeit zu nehmen. »Ich muß die Sachen Ihrer Tochter durchsehen, Andy. Möchten Sie dabeisein?«
    Maiden zog die Brauen zusammen. »Ihre Sachen sind in ihrem Zimmer. Aber wenn Sie nach einer Verbindung mit der SO10 suchen, wozu müssen Sie sich dann Nicolas Zimmer ansehen?«
    »Wir dürfen keine Möglichkeit unberücksichtigt lassen«, antwortete Lynley. »Wir haben heute morgen mit Julian Britton und Will Upman gesprochen. Es gibt da verschiedene Einzelheiten, denen wir gern nachgehen würden.«
    Maiden sagte: »Großer Gott, Sie können doch nicht im Ernst glauben, daß einer von ihnen ...?« Er starrte an Lynley vorbei zum Fenster hinaus, anscheinend in Gedanken darüber versunken, welche Greuel sich hinter dem Hinweis auf Britton und Upman verbergen könnten.
    »Es ist noch viel zu früh, um irgend etwas mit Sicherheit zu sagen, Andy«, sagte Lynley hastig.
    Maiden wandte sich wieder ihm zu und sah ihn forschend an. Schließlich schien er diese Antwort zu akzeptieren. Er führte Lynley in die zweite Etage des Hauses und zeigte ihm das Zimmer seiner Tochter. Er selbst blieb an der Tür stehen, während Lynley mit der Durchsicht von Nicola Maidens Eigentum begann.
    Vieles entsprach genau dem, was man im Zimmer einer fünfundzwanzigjährigen Frau zu finden erwarten würde, und bestätigte größtenteils die Aussagen, die entweder Julian Britton oder Will Upman gemacht hatten. In einem Schmuckkasten aus Holz lagen die Beweise für Nicolas Vorliebe für Piercing, von der Julian Britton gesprochen hatte: goldene Ringe in verschiedenen Größen, lauter Einzelstücke, die sie vermutlich im Nabel, in der Lippe und den Brustwarzen getragen hatte; zierliche Stecker zum Schmuck der Zunge; blitzende Rubin- und Smaragdstecker für die Nasenflügel. Angesichts der Steine und Metalle, aus denen die Schmuckstücke gearbeitet waren, war Will Upmans Behauptung, sie habe irgendwo einen gutbetuchten Liebhaber gehabt, durchaus glaubhaft.
    Im Kleiderschrank hingen fast durchweg Designermodelle: Die Etiketten waren das reinste Who’s Who der Haute Couture. Upman hatte erklärt, daß sie sich von dem, was er ihr bezahlt hatte, niemals derart teure Kleider hätte leisten können, und ihre Garderobe war eine Bestätigung seiner

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