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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Inspector Peter Hanken von der Kriminalpolizei sich auf den Weg zum Tatort machte, wo die Spurensicherung bereits an der Arbeit war, sprach er mit der Frau, die den Toten gefunden hatte. Sie saß, ihren Hund auf dem Schoß, hinten in einem Streifenwagen. Hanken hatte Hunde eigentlich sehr gern. Er hatte selbst zwei irische Setter, die ihm beinahe so lieb und teuer waren wie seine drei Kinder. Aber diesem häßlichen Mischlingshund mit dem ungepflegten, verdreckten Fell und den schlammbraunen Augen konnte er nichts abgewinnen. Der Köter stank wie ein Mülleimer, den man in der Sonne stehengelassen hatte.
    Die Sonne allerdings war nirgends zu sehen, und das trübte Hankens Stimmung noch mehr. Rundherum alles grau – der Himmel, die Landschaft, das dauergewellte Haar der alten Frau im Auto. Bei soviel Grau mußte man ja trübsinnig werden.
    Über den Wagen hinweg sagte Hanken zu Patty Stewart, einer Beamtin mit herzförmigem Gesicht und einem Busen, an dem sich die Phantasie der meisten jüngeren Kollegen entzündete:
    »Name?«
    Constable Stewart beantwortete alle offenen Fragen mit der für sie charakteristischen Kompetenz. »Phoebe Neill. Sie ist bei einem Pflegedienst angestellt. Aus Sheffield.«
    »Was zum Teufel hatte sie hier draußen zu suchen?«
    »Einer ihrer Patienten ist gestern abend gestorben. Das ist ihr an die Nieren gegangen. Sie ist mit seinem Hund hierhergefahren, um ein Stück zu laufen. Das hilft, sagt sie.«
    Hanken hatte in den Jahren seiner Arbeit den Tod oft genug erlebt. Seiner Erfahrung nach half da gar nichts. Er klatschte mit der offenen Hand auf das Wagendach und öffnete die Tür. »Gut, dann machen Sie mal«, sagte er zu Patty Stewart und stieg in den Wagen.
    »Miss oder Mrs.?« fragte er, nachdem er sich der alten Frau vorgestellt hatte.
    Der Hund stemmte sich gegen ihre Hände, die sie ihm oberhalb der Vorderbeine um die Brust gelegt hatte. Sie hielt ihn eisern fest. »Er ist nicht bissig«, sagte sie. »Wenn Sie ihn nur mal an Ihrer Hand schnuppern lassen.« Als Hanken der Bitte nachkam, fügte sie hinzu: »Miss.«
    Er ließ sich die Einzelheiten von ihr berichten und bemühte sich dabei, den Gestank des Hundes zu ignorieren. Er vergewisserte sich, daß sie keinerlei Anzeichen von Leben bemerkt hatte außer den Raben, die, wie Leichenfledderer das an sich haben, beim Erscheinen des Hundes das Weite gesucht hatten.
    »Sie haben doch nichts angerührt?« fragte er und kniff die Augen zusammen, als sie errötete.
    »Ich weiß, wie man sich in so einer Situation zu verhalten hat. Man schaut sich ja ab und zu im Fernsehen einen Krimi an. Aber sehen Sie, ich hatte ja keine Ahnung, daß unter der Decke ein Toter lag – ich meine, unter dem Schlafsack. Es war keine Decke, es war ein aufgeschlitzter Schlafsack. Und überall lag Zeug herum, da kann es schon sein, daß ich –«
    »Zeug?« unterbrach Hanken ungeduldig.
    »Na ja, Papiere. Campingsachen. Überall weiße Federn. Wie gesagt, es lag eine Menge Zeug herum.« Die Frau lächelte, rührend bemüht, es Hanken recht zu machen.
    »Aber Sie haben nichts angerührt?« fragte Hanken noch einmal.
    Nein. Natürlich nicht. Außer der Decke, die hatte sie hochgehoben. Aber es war natürlich keine Decke gewesen, sondern ein Schlafsack. Und darunter hatte die Leiche gelegen. Wie schon gesagt – Du lieber Gott, dachte Hanken, die Frau kann einem ja ein Loch in den Bauch reden. So etwas Aufregendes hatte sie wahrscheinlich noch nie erlebt und war nun entschlossen, dieses Ereignis gründlich auszukosten.
    »Und als ich – als ich ihn gesehen habe ...« Sie zwinkerte hastig, als befürchtete sie, in Tränen auszubrechen, und wüßte schon, daß Hanken heulende Frauenzimmer nicht ausstehen konnte. »Ich glaube an Gott, wissen Sie, ich glaube, daß hinter allem, was geschieht, ein großer Plan steht. Aber wenn ein Mensch auf solche Weise sterben muß, stellt das meinen Glauben auf eine harte Probe. O ja.« Sie senkte den Kopf zu ihrem Hund, der sich herumdrehte und ihr die Nase leckte.
    Hanken erkundigte sich, ob sie etwas brauche, ob es ihr lieber wäre, wenn ein Beamter sie nach Hause begleite. Er sagte, man werde ihr höchstwahrscheinlich weitere Fragen stellen müssen. Sie dürfe das Land vorläufig nicht verlassen. Sollte sie verreisen, so müsse sie ihn wissen lassen, wo sie zu erreichen sei. Allerdings glaube er nicht, daß er sie noch einmal brauchen würde. Aber manches an seiner Arbeit tat er ganz automatisch.
    Ärgerlicherweise war der

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