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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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eine der Beamtinnen durch das Zimmer.
    »Na klar«, sagte Hanken mit einem geringschätzigen Lachen und ergänzte seinen angefangenen Satz mit: »- bekommen wir die nötigen Informationen von der Zulassungsstelle.«
    »Das Motorrad könnte gestohlen sein«, murmelte Nkata.
    »Das würde uns der Computer dann ebenfalls sagen.« Hanken kramte seine Zigarette heraus und zündete sich eine an.
    Eine der Beamtinnen sagte: »Mensch, Pete, muß das sein? Wir hocken den ganzen Tag hier drinnen«, aber Hanken kannte kein Erbarmen.
    »Was halten Sie denn bis jetzt von der Sache?« fragte Lynley, nachdem er die Fotos gründlich inspiziert hatte.
    Hanken zog einen großen braunen Umschlag unter der Generalstabskarte hervor. Darin waren Fotokopien der anonymen Briefe, die man zu Füßen des toten Jungen gefunden hatte. Einen behielt er zurück, bevor er Lynley den Umschlag reichte und sagte: »Schauen Sie sich die mal an.« Nkata stellte sich neben Lynley, als dieser begann, die Briefe durchzublättern.
    Insgesamt waren es acht, jede Mitteilung aus Großbuchstaben und Wörtern zusammengesetzt, die der Absender aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und auf weiße Briefbogen geklebt hatte. Die Texte glichen einander, jeder begann mit den Worten: »Du mußt sterben, und zwar früher wie du glaubst« ; dann folgte: »Was ist das für ein Gefühl für dich, wenn du weißt, daß deine Tage gezählt sind?«; und der Schluß lautete: »Paß bloß auf, weil ich nämlich plötzlich da bin, wenn du grade überhaupt nicht drauf gefaßt bist, und dann mußt du sterben. Du kannst dich nirgends verstecken.«
    Lynley las jeden einzelnen Brief, ehe er schließlich den Kopf hob und seine Brille abnahm. »Wurden die bei einem der Toten gefunden?«
    »Nein, sie lagen innerhalb des Steinkreises, allerdings in der Nähe des Jungen.«
    »Aber sie könnten praktisch an jeden gerichtet gewesen sein, nicht wahr? Sie brauchen noch nicht einmal etwas mit diesem Fall zu tun haben.«
    Hanken nickte. »So habe ich das zunächst auch gesehen. Aber sie scheinen aus einem Umschlag zu stammen, der am Tatort lag und mit dem Namen ›Nikki‹ beschriftet war. Außerdem waren Blutspuren auf dem Papier. Das sind diese dunklen Flecken da; die sind beim Kopieren so rausgekommen.«
    »Fingerabdrücke?«
    Hanken zuckte die Achseln. »Das Labor ist an der Arbeit.«
    Lynley nickte und sah wieder auf die Briefe in seiner Hand.
    »Hm, böse Briefe. Aber wenn sie wirklich an die junge Frau gerichtet waren, warum dann?«
    »Das Warum ist unser Mordmotiv.«
    »Und wie paßt Ihrer Meinung nach der Junge da hinein?«
    »Irgendein dummer Halbstarker, der im schlimmstmöglichen Moment am falschen Ort war. Er hat die Sache kompliziert, aber das ist auch alles.«
    Lynley schob die Briefe wieder in den Umschlag und reichte diesen Hanken zurück. »Er hat die Sache kompliziert? Inwiefern?«
    »Er hat den Mörder genötigt, Verstärkung zu holen.« Hanken hatte den ganzen Tag Zeit gehabt, Betrachtungen über den Tatort anzustellen, die Fotos durchzusehen, das Beweismaterial zu sichten und sich aufgrund des Gesehenen eine Vorstellung vom Ablauf der Ereignisse zu machen. Er erläuterte seine Theorie.
    »Wir haben es mit einem Killer zu tun, der das Moor gut kennt und genau wußte, wo die junge Frau zu finden war. Aber als er ankam, machte er eine Entdeckung, mit der er nicht gerechnet hatte: Sie war in Begleitung. Er hatte aber nur eine Waffe –«
    »Das Messer, das nirgends zu finden ist«, bemerkte Nkata.
    »Genau. Er hatte also zwei Möglichkeiten: Er mußte die beiden entweder voneinander trennen und erst den einen töten und dann den anderen –«
    »– oder Hilfe holen«, vollendete Lynley. »Und Sie glauben, daß es sich so abgespielt hat?«
    Hanken bejahte. Vielleicht habe der Helfer im Wagen gewartet. Vielleicht sei er – oder sie – auch mit dem Mörder zu Nine Sisters Henge hinausgewandert. Wie auch immer – als sich gezeigt habe, daß dort draußen zwei junge kräftige Menschen waren, statt nur eines Opfers, man aber nur ein Messer hatte, um den Job zu erledigen, sei der Helfer auf den Plan gerufen worden. Und die zweite Waffe – ein Brocken Kalkstein – benutzt worden.
    Lynley sah sich noch einmal die Aufnahmen und den Lageplan an. »Aber wieso sind Sie so überzeugt, daß der Mörder es auf die Frau abgesehen hatte? Wieso nicht auf den Jungen?«
    »Deswegen.« Hanken reichte Lynley das Blatt Papier, das er in Erwartung seiner Frage bisher zurückgehalten

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