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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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machen mußte, um sie zu halten. Im Augenblick sollte sie ihrem Schöpfer danken, daß sie nicht gefeuert worden ist. Was sie nicht tun sollte, ist, bei anderen Unterstützung suchen, um gegen mich Beschwerde zu führen. Und schon gar nicht sollte sie versuchen, meine eigene Frau gegen mich aufzubringen, das ist wirklich das letzte.«
    »Aber das tut sie doch gar nicht!«
    »Nein?«
    »Sie wollte zu Simon, nicht zu mir. Sie wußte nicht einmal, daß ich da war. Als sie mich gesehen hat, wäre sie am liebsten davongelaufen, das habe ich deutlich gemerkt. Und das hätte sie auch getan, wenn ich sie nicht aufgehalten hätte. Sie suchte jemanden zum Reden. Es ging ihr hundsmiserabel, und sie brauchte einen Freund – der du bisher immer für sie warst. Ich möchte wirklich gern wissen, warum du ihr jetzt kein Freund mehr bist.«
    »Helen, hier geht es nicht um Freundschaft. Für Freundschaft ist kein Platz in einer Situation, wo alles davon abhängt, daß ein Beamter sich an seine Anweisungen hält. Barbara hat das nicht getan. Schlimmer noch, sie hätte beinahe einen Menschen getötet.«
    »Aber du weißt doch genau, was passiert ist. Wieso kannst du nicht sehen –«
    »Ich sehe jedenfalls eines ganz klar: daß Dienstvorschriften ihren Sinn haben.«
    »Sie hat ein Leben gerettet!«
»Und es war nicht an ihr, darüber zu entscheiden, ob dieses
    Leben in Gefahr war oder nicht.«
    Helen ging auf ihn zu und blieb neben ihrem gemeinsamen Bett stehen. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie, eine Hand auf dem Bettpfosten. »Wie kannst du nur so unversöhnlich sein? Sie würde dir alles verzeihen.«
    »Das würde ich aber unter den gleichen Umständen nicht erwarten. Und genausowenig hätte sie das von mir erwarten sollen.«
    »Du hast doch selbst gelegentlich die Vorschriften umgangen. Das hast du mir erzählt.«
    »Willst du im Ernst einen Mordversuch mit einem simplen Regelverstoß vergleichen, Helen? So etwas ist ein Verbrechen. Für das übrigens die meisten Leute ins Gefängnis wandern.«
    »Ach, und in diesem besonderen Fall fühlst du dich offensichtlich zum Richter berufen. Schon klar.«
    »Ach ja?« Er begann wütend zu werden, und dabei hätte er besser den Mund halten sollen. Wie kam es nur, daß Helen wie kein anderer fähig war, seine wunden Punkte zu treffen? »Dann solltest du dir aber auch folgendes klarmachen. Barbara Havers geht dich nichts an. Ihr Verhalten in Essex, das nachfolgende Disziplinarverfahren und die bittere Medizin, die sie jetzt als Folge dieses Verhaltens und des Verfahrens schlucken muß, sind nicht deine Sache. Wenn du dich in deinem jetzigen Leben so eingeengt und unausgefüllt fühlst, daß du dich genötigt siehst, dich für höhere Ziele einzusetzen, um etwas zu tun zu haben, könntest du dir vielleicht mal überlegen, mit mir an einem Strang zu ziehen. Ich würde es wirklich zu schätzen wissen, zu Hause Unterstützung vorzufinden und nicht Opposition.«
    Ihr Zorn flammte ebenso rasch auf wie seiner, und sie war ebenso fähig, ihm Ausdruck zu verleihen. »So eine Frau bin ich nicht. Da hast du die falsche geheiratet. Wenn du eine unterwürfige, demütige kleine –«
    »Das ist ein Pleonasmus«, sagte er.
    Und dieser kurze Einwurf beendete ihre Auseinandersetzung. Helen zischte nur noch: »Du Schwein!« und lief aus dem Zimmer. Als er sie später, nachdem seine Sachen gepackt waren, gesucht hatte, um sich von ihr zu verabschieden, war sie nirgends zu finden gewesen. Er hatte sie, sich selbst und Barbara Havers, den Anlaß seines Zerwürfnisses mit Helen, zornig verwünscht. Auf der Autofahrt nach Derbyshire hatte er jedoch Zeit gehabt, sich wieder zu beruhigen und darüber nachzudenken, wie oft er schon Schläge unter die Gürtellinie verteilt hatte. Diese Szene mit Helen war ein gutes Beispiel dafür; er konnte nicht umhin, das zuzugeben.
    Er wußte, als er jetzt mit Winston Nkata draußen vor der Polizeidienststelle in Buxton stand, daß es eine Möglichkeit gab, bei Helen Wiedergutmachung zu leisten. Nkata wartete nur darauf, daß er ihm für die Erledigung seines Auftrags in London einen zweiten Beamten zuweisen würde, und sie wußten beide, wer dafür logischerweise in Frage kam. Doch Lynley scheute vor dem entscheidenden Wort zurück und suchte Zeit zu gewinnen, indem er zunächst einmal dem Constable seinen Bentley übergab. Er könne von den Kollegen in Buxton nicht verlangen, daß sie für die Fahrt nach London einen Wagen zur Verfügung stellten, erklärte er Nkata; da bleibe

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