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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Ort in Frage – seine Wohnung. Barbara erklärte also Cilla, sie müsse sich dringend Terrys Wohnung ansehen. Ob Cilla ihr das gestatten wolle?
    Aber sicher, erwiderte Cilla. Sie wäre spätestens um fünf zu Hause, wenn Barbara dann vorbeikommen wolle. Aber über eines solle sie sich von Anfang an klarsein, nämlich daß Cilla Thompson mit irgendwelchen finsteren Geschäften, die Terry Cole vielleicht gemacht hatte, absolut nichts zu tun habe.
    »Ich bin Künstlerin. Was anderes gibt’s für mich nicht«, verkündete Cilla. Sie rückte die tote Maus noch einmal zurecht und zog die Pfote der ausgestopften Katze ein wenig weiter vor, so daß sie drohender und räuberischer wirkte.
    »Natürlich, das sehe ich«, versicherte Barbara.
    Auf der Polizeidienststelle in Buxton angekommen, trennten sich Lynley und Hanken, nachdem dieser veranlaßt hatte, daß dem Kollegen vom Yard ein Wagen zur Verfügung gestellt wurde. Hanken hatte vor, nach Calver zu fahren, um Will Upmans Angaben bezüglich seines Abendessens mit Nicola Maiden zu überprüfen. Lynley seinerseits wollte nach Maiden Hall.
    Als er dort ankam, stellte er fest, daß in der Küche die Vorbereitungen für das Abendessen bereits in vollem Gange waren. In der Bar war man dabei, die Bestände aufzufüllen, und im Speisesaal wurde für den Abend gedeckt. Es herrschte eine Atmosphäre allgemeiner Betriebsamkeit, als wollte man demonstrieren, daß das Leben irgendwie weitergehen mußte.
    Im Foyer kam Lynley dieselbe Frau entgegen, die die beiden Beamten am Nachmittag zuvor empfangen hatte. Als er nach Andy Maiden fragte, murmelte sie: »Der arme Mann«, und eilte davon, um ihren Arbeitgeber zu holen. Lynley ging, während er wartete, zur Tür des Speisesaals, der an den Salon anschloß. Eine zweite Frau – etwa im gleichen Alter wie die erste und ihr im Aussehen ziemlich ähnlich – war damit beschäftigt, weiße Kerzen auf den Tischen zu verteilen. Neben ihr auf dem Boden stand ein Korb mit gelben Chrysanthemen.
    Die Durchreiche zwischen Speisesaal und Küche war offen, und von der anderen Seite war ein hitziger französischer Wortschwall zu hören, gefolgt von einer Erwiderung in Englisch mit ausgeprägtem französischem Akzent: »Nein! Nein! Nein! Wenn ich Schalotten verlange, dann meine ich Schalotten. Das hier sind Zwiebeln zum Schmoren.«
    Die mit gedämpfter Stimme gesprochene Antwort, die Lynley nicht mitbekam, ging beinahe unter in einer neuerlichen französischen Tirade.
    »Tommy?«
    Lynley drehte sich um. Andy Maiden war mit einem Spiralheft in der Hand in den Salon getreten. Er sah schlecht aus, hohläugig und unrasiert, und steckte noch in denselben Kleidern wie am Nachmittag zuvor.
    »Ich konnte den Ruhestand kaum erwarten«, sagte er tonlos.
    »Ich habe praktisch für den Tag gelebt, an dem ich endlich in Pension gehen könnte. Ich hab die Arbeit ohne einen Mucks ertragen, weil sie mich meinem Ziel näher brachte. Immer wieder habe ich mir das gesagt. Und ihnen genauso – Nan und Nicola. Nur noch ein paar Jahre, habe ich immer gesagt, dann haben wir genug.« Er straffte die Schultern, aber der kurze Weg durch den Salon zu Lynley schien ihn seine letzten Kräfte zu kosten. »Und was hat uns das am Ende eingebracht? Meine Tochter ist tot, und ich habe die Namen von fünfzehn Kerlen gefunden, die ihre eigene Mutter umbringen würden, wenn auch nur der geringste Profit für sie dabei rausspringen würde. Wie zum Teufel bin ich nur auf den Gedanken gekommen, sie würden ihre Zeit absitzen, verschwinden und sich nie wieder um mich kümmern?«
    Lynley blickte auf das Ringheft. Er wußte jetzt, was es war.
    »Sie haben eine Liste für uns.«
    »Ich habe die ganze Nacht meine Aufzeichnungen durchgelesen. Dreimal. Vielleicht auch viermal. Und jetzt habe ich das Resultat. Wollen Sie es wissen?«
    »Ja.«
    »Ich habe sie getötet. Ich. Ich war es.«
    Wie oft, fragte sich Lynley, bin ich diesem intensiven Bedürfnis, die Schuld zu übernehmen, schon begegnet? Hundertmal? Tausendmal? Es war immer das gleiche. Und wenn es ein simples Wort gab, das die Schuldgefühle derer lindern konnte, die zurückblieben, nachdem sie eine geliebten Menschen durch ein Gewaltverbrechen verloren hatten, so hatte er es jedenfalls noch nicht gefunden. »Andy –« begann er.
    Maiden ließ ihn nicht aussprechen. »Sie wissen doch noch, wie ich damals war, nicht? Ich müßte die Gesellschaft vor den ›kriminellen Elementen‹ schützen, habe ich mir immer eingeredet. Und ich war gut

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