Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
entwickelten.
Viertes Kapitel
Am anderen Morgen traf Cressida um halb neun bei der Galerie ein. Sie war fest entschlossen, das Beste aus der Zeit zu machen, die ihr allein zur Verfügung stand. Detective Chief Inspector Williams hoffte sehr, dass sie konkrete Beweise finden würde, die Guy Cronje und die Galerie mit den Kunstfälschern in Verbindung brachten.
Sie ging in Marcias Büro und öffnete die obere rechte Schublade von Marcias Schreibtisch. Sie hatte schon befürchtet, sie könnte verschlossen sein, aber zu ihrer Erleichterung war das Schubfach nicht nur offen, es lag auch noch der Schlüssel für die anderen Schubladen da.
Sie öffnete sie flink und ging die einzelnen Akten durch. Die Titel waren reichlich vage; ›Viel versprechend‹ stand da, oder ›Abgelehnt‹, dann ›Kontakte Übersee‹ oder ›Aktiv‹. Cressidas Begeisterung erhielt einen Dämpfer, denn sie begriff, dass es Stunden dauern würde, bis sie alle Akten durchgestöbert hatte. Sie musste sich auf Stichproben beschränken und auf eine spätere Gelegenheit warten.
›Kontakte Übersee‹ klang nützlich, denn schließlich war auch Interpol an Guy Cronjes Aktivitäten interessiert, aber dann musste Cressida feststellen, dass der Ordner nur eine Liste von Sammlern in Frankreich, in der Schweiz, in den Niederlanden und in Deutschland enthielt: alle Sammler waren an viel versprechenden neuen Künstlern interessiert, deren Arbeiten sie jetzt noch für wenig Geld kaufen wollten, wobei Guy Cronje ihnen die Arbeiten unter dem Gesichtspunkt einer guten Vermögensanlage schmackhaft machte.
Cressida war entsetzt über die kühle berechnende Art – sie unterschied sich nicht von der Börse, was ihrer Meinung nach dem künstlerischen Talent nicht gerecht wurde.
»Hör auf damit, Cressida, du hast keine Zeit für moralisierende Ansichten«, schalt sie sich. »Sieh dich nach was Brauchbarem um.« Akte nach Akte nahm sie aus dem Hänger und stellte sie nach einem kurzen Stöbern wieder hinein. Sie wolle gerade zum Aktenschrank in der Ecke des Zimmers gehen, als ihr durch Zufall die Akte ›Renovierungen‹ auffiel, die fälschlicherweise unter dem Buchstaben E einsortiert war.
Die Akte war dick und in mehrere Unterordnungen aufgeteilt. Eine hieß ›Lord Summers‹, und Cressida blätterte sofort zu dieser Stelle. Lord Michaels voller Name und seine Adresse standen da, ebenso der Name seiner Frau und die Namen ihrer Eltern. Es folgte eine lange Liste von Gemälden; die meisten hatte er von der Galerie erworben. Unterhalb der Liste stand ein Vermerk, dass ein Rembrandt und ein Monet Ende des vergangenen Jahres wegen einer gründlichen Reinigung in die Galerie gebracht worden waren.
Cressidas Herz begann zu rasen. Wenn sie Undercover arbeitete, erlebte sie oft eine Mischung aus Aufregung und Angst, und die Tatsache, dass sie diesmal in einer renommierten Galerie statt in einer schäbigen Nachtbar arbeitete, änderte nichts an den Schaudern der Angst, die sie überfielen, wenn sie das Gefühl hatte, etwas entdeckt zu haben.
Es gab keinen Vermerk darüber, wohin man die Gemälde zum Reinigen gebracht hatte oder ob sie schon längst zu Lord Summers zurückgeschickt worden waren. Deshalb ging Cressida die anderen Namen in dieser Akte durch. Dabei stieß sie auf Sir Peter Thornton, ein Name, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Dann fiel es ihr ein – seine Tochter Leonora sollte in der Galerie arbeiten. Der Vater war auch ein Freund von Detective Chief Inspector Williams.
Unten auf der Seite stand der Hinweis, dass ein Holbein Ende April wegen ›fachmännischer Reparaturarbeiten‹ in die Galerie gebracht worden war,
Jetzt wusste sie, dass Guy und Marcia die Gelegenheit gehabt hatten, Fälschungen der Gemälde aus dem Haus von Lord Summers anfertigen zu lassen. Es schien sehr wahrscheinlich, dass Sir Peter Thornton diese Erfahrung mit seinem Kunstwerk auch noch machen würde.
In dem kleinen Raum hinter Cressidas Schreibtisch gab es ein Fotokopiergerät, und sie hatte gerade zwei wichtige Seiten kopiert, als sich die Tür zum Büro öffnete und Marcia hereinstürmte.
»Was, um Himmels willen, machen Sie denn da, Cressida?«, fragte sie verdutzt.
Cressida wusste, dass sie nicht erröten und auch nicht schuldbewusst aussehen durfte, während sich ihr Kopf anstrengte, eine halbwegs glaubhafte Erklärung zu finden; schließlich war sie dabei überrascht worden, in Marcias Schreibtisch zu stöbern.
»Gleich nachdem ich aufgeschlossen hatte, kam ein
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