Undercover Lover
Abgründe gesehen, Kaylin. Ich weiß, dass du niemandem zuvor diesen Einblick gewährt hast. Warum wehrst du dich dagegen? Ich kenne dich, weiß, was du wirklich brauchst.“
Ciarán trat von ihr zurück. Keuchend sank sie ein Stück in sich zusammen. Er breitete seine Arme lächelnd aus.
„Ich bin hier, Kaylin. Mach es dir nicht schwerer, als es ist. Ich weiß, dass du mich brauchst.“
Wie benebelt taumelte sie, presste sich Halt suchend gegen die Wand und schluckte. Seine Stimme hallte in ihrem Kopf nach und drang immer tiefer in sie hinein. Hörig! Dieses eine Wort zuckte durch sie hindurch wie ein Messerstich, der sich langsam durch ihre Eingeweide wühlte. Sie grub ihre Nägel in den schmutzigen Wandputz, bis sie splitterten. Alles in ihr drängte sich ihm entgegen, wollte in diese sinnlichen und gefährlichen Arme sinken und Schutz suchen. Doch sie wusste, bei ihm würde sie sich nicht sicher fühlen. Der innerliche Kampf drohte zu kippen, und es würde nur einen Verlierer geben … Kaylin.
„Kämpf nicht dagegen an.“
„Hör auf!“
Ihre Stimme klang schwach und gebrochen.
„Ich weiß, was du brauchst.“
„Hör auf …“
„Ich kann all die dunklen Flecken auf deiner schmutzigen Seele sehen, und ich bin bereit, sie hinzunehmen. Du musst dich davor nicht fürchten.“
Ciarán blieb direkt vor ihr stehen, ohne sie zu berühren. Sie hob ihr Gesicht und fühlte sich so schwach wie nie zuvor.
„Du gehörst mir.“
Sie schüttelte den Kopf, doch der letzte Funke Gegenwehr erlosch, als er sie an sich zog, festhielt und wissend lächelte. Angst mischte sich mit Fassungslosigkeit und Aufgabe. Sie würde niemals von ihm loskommen, davon war sie felsenfest überzeugt.
Ciaráns Lachen in ihren Ohren klang wie pure Demütigung. Doch er war es nicht, der sie so erniedrigte; sie war es, denn sie ließ es geschehen. Kaylin spürte die aufsteigende Kälte und seine Nähe wärmte sie nicht im geringsten. Als sie in seinen Augen sah, erkannte sie den eisigen Blick, den er für sie übrig hatte.
„Ich wusste doch, dass du vernünftig wirst. Komm, kleines Luder. Es wird Zeit, dass ich dir eine Lektion erteile.“
Wie betäubt ließ sie sich von ihm fortführen und alles um sie herum versank wie in einem grauen Nebelschleier. Sie erreichten seinen Wagen und Kaylin stieg ein, als er ihr die Beifahrertür aufhielt. Ciarán startete den Motor und fuhr mit ihr davon.
Kapitel 19
Geknebelt und gefesselt führte Ciarán sie durch die leeren Hallen eines verlassenen Lagerhauses. Die Fahrt war schweigend verlaufen und Kaylin war kaum in der Lage auszumachen, wohin er sie gebracht hatte. Ihre Gedanken waren nur um ein Gefühl gekreist; Hörigkeit! Sie hatte sich nicht einmal dagegen gewehrt, nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er sie gefesselt und geknebelt hatte. Kaylin wagte kaum zu atmen, und eingeschüchtert von der Erkenntnis, ihm völlig hörig zu sein, bewegten sich ihre Beine wie ferngesteuert.
„Du wirst tun, was ich dir sage.“
Der Hohn in seiner Stimme war neu und traf sie tief. Er war sich ihrer so sicher, dass sie es ihm abnahm und selbst daran glaubte, alles zu tun, was er wollte. Ciarán schob sie durch den Spalt einer schweren Eisentür, und die plötzliche Helligkeit schmerzte in ihren Augen.
„Ich will dich mit ein paar meiner Freunde bekannt machen.“
Angst schoss durch ihre Adern, und sie ließ sich von ihm in die Mitte des Raumes führen. Kaylin war nicht mehr in der Lage, bis fünf zu zählen. Die Männer, die sie umrundeten, grinsten dreckig, musterten sie wie ein Stück Fleisch. Die Gier war ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Laute aus Kaylins Kehle wurden von dem Knebel gedämpft.
„Shhhh, ganz ruhig, Kaylin. Das sind alles gute Freunde, hab keine Angst. Sie wollen dich bloß kennenlernen.“
Ihr wurde schwindelig. Ihr Fuß stieß gegen eine Art Matratze, die auf dem Boden lag. Ein panisches Geräusch drang aus ihrer Kehle, und Bilder, was mit ihr geschehen könnte, manifestierten sich in ihren Gedanken. Jedem Einzelnen blickte sie verängstigt ins Gesicht, konnte sich nicht abwenden, konnte nicht woanders hinsehen, so gelähmt fühlte sie sich. Ciarán zeigte auf die Männerrunde und lächelte.
„Ich möchte, dass du sie alle kennenlernst.“
Er wusste, was gerade in ihrem Kopf vor sich ging, was seine Worte in ihr anstellten, und genoss dieses machtvolle Gefühl über sie sichtlich. Hinter ihr stehend zog er ihren bebenden Körper an sich, hob ihr Kinn und drehte sich
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