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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ständig anwesenden Gestalten im Grau ahnte außer mir keiner etwas.
    In dieser unangenehmen Atmosphäre kam ich also unten an, als gerade die Nachtschicht zu Ende ging. Der Bereitschaftsdienst
sah erschöpft und müde aus, und keiner kümmerte sich um mich, als ich so langsam wie möglich auf den Empfangstisch zuging.
    Hinter mir öffnete sich der Lift, und die Männer aus dem Leichenwagen kamen mit ihrer Rollbahre den Flur entlang. Sie blieben am Empfang stehen, und ich stellte mich unauffällig hinter sie. Während sie dem Mann hinter dem Tisch die nötigen Papiere reichten, starrte ich auf die Bahre und die Plane, unter der Jennifer Novoy lag.
    Durch das Plastik war nichts zu sehen. Aber im Grau klammerten sich genügend Fasern und Fetzen an die Plane, um mir zu zeigen, dass ich recht gehabt hatte. Wie zuvor zeigten sich auch bei Jenny weiche Linien, die wie haarige Fäden an der Plane klebten. Dieselben Fäden hatte ich im Loch in der Tunnelwand und an dem Zombie gesehen. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht die gleiche Wirkung auf Jenny haben würden wie auf den Zombie. Genau das wollte ich herausfinden, auch wenn ich dafür ein gewisses Risiko eingehen musste.
    »Hi«, sagte ich. »Ist das Solis’ neue Leiche aus dem Occidental Park?«
    Die drei Männer, die um den Tisch standen, sahen verblüfft auf. »Äh … ja«, erwiderte einer der Typen. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Ich holte meine Detektivlizenz heraus und zeigte sie ihnen so rasch, dass sie meinen Namen nicht lesen konnten. »Ich bin gerade mit einem Fall beschäftigt, der mit diesem hier zu tun haben könnte. Solis meinte, dass ich mir die Leiche gerne einmal ansehen könne.«
    Die zwei Männer aus dem Leichenwagen sahen sich an und zuckten dann lässig mit den Achseln. Der Typ hinter dem Tisch seufzte. »Am besten legen wir sie erst einmal in
den Kühler – okay? Richards ärgert sich sonst, wenn sie länger als nötig hier draußen bleibt.«
    Die Männer mit der Bahre nickten und schoben sie durch die Schwingtüren in die Leichenhalle hinüber. Der Mann am Empfang – ein untersetzter Bursche mit einer Hautfarbe wie die Rinde von Erdbeerbäumen und kurzen schwarzgrauen Haaren – nahm ein Klemmbrett, an das er bereits eine ganze Reihe von Formularen geheftet hatte, und folgte den beiden. Mir gab er ein Zeichen, ebenfalls zu kommen.
    Wir gingen an mehreren Türen vorbei, bis wir in den Kühlraum kamen. Die kalte Luft war wärmer als die Temperaturen, die augenblicklich draußen herrschten. Schließlich wollte man die Toten nicht einfrieren.
    Die beiden Männer waren gerade dabei, die Leiche von der Bahre auf einen Stahltisch zu hieven, der in der Mitte des Raums stand. Dann zogen sie die Plastikplane beiseite und überließen den Rest dem Mann mit dem Klemmbrett. Er unterzeichnete ein Blatt Papier und reichte es den beiden, die ebenfalls unterschrieben. Dann gab er ihnen eine Kopie und behielt die restlichen Papiere für sich. »Okay, jetzt ist sie meine Verantwortung. Ihr könnt los.«
    Die zwei Männer murmelten etwas Unverständliches und fuhren dann mit ihrer Bahre davon.
    Der untersetzte Mann musterte mich neugierig. »Kenne ich Sie?«
    Das verblüffte mich ein wenig. Ich hatte ihn zwar auf den ersten Blick erkannt und wusste, dass ich ihn bereits das letzte Mal gesehen hatte, als ich im Leichenschauhaus gewesen war. Aber dass er sich an mich erinnerte, überraschte mich. »Kann schon sein. Ich bin Privatdetektivin. Einige meiner Nachforschungen enden immer wieder hier.«

    Er sah mich für einen Moment stirnrunzelnd an. Dann schnalzte er mit den Fingern. »Ja, natürlich! Es war letzten Oktober, stimmt’s? Wie viele Leichen müssen Sie sich denn jährlich so ansehen, wenn ich fragen darf?«
    »Sicher wesentlich weniger als Sie.«
    Er lachte. »Ich glaube, ich sehe in einer Woche mehr Leichen als die meisten Horrorfilm-Fans in einem ganzen Jahr. Also – wollen Sie sich diese jetzt zu Gemüte führen, damit wir hier rauskommen? Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber mir ist kalt.«
    »Ja, bringen wir es hinter uns.«
    Er zog blaue Latexhandschuhe über und schlug mit seinen großen weichen Händen die Plane beiseite. Es wirkte fast so, als würde er einem genau vorgeschriebenen Zeremoniell folgen. Irgendwie kam es mir wie der Ausdruck einer letzten traurigen Ehrbezeugung vor.
    Ich betrachtete Jennys blass bläuliches Gesicht und zuckte innerlich erneut zusammen, als ich die Überraschung darin sah. Was auch immer sie getötet haben

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