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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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beiseite und konzentrierte mich stattdessen auf das, was vor mir lag.
    Edward und einige seiner Spießgesellen saßen in einer Ecke um einen Tisch, und ich näherte mich ihnen entschlossen.
Je näher ich kam, desto langsamer wurde ich. Drei Leute hatten sich um den Obervampir versammelt. Es waren zwei Männer in Anzügen, die mich an Immobilienmakler erinnerten, und eine schmale Frau mit langen strohblonden Haaren. Sie waren alle Vampire, wobei die Frau nur eine schwache Aura hatte, in der die schwarze Düsterkeit fehlte. Sie trug eine Art romantisches Kleid aus weißem fließendem Stoff, das weniger Gothic als vielmehr das Kostüm aus einem präraphaelitischen Gemälde zu sein schien. Auf einmal erkannte ich sie. Überrascht blieb ich stehen.
    Edward blickte auf. Er gab den beiden Männern einen Wink, zu verschwinden. Wieder einmal verblüffte mich sein Anblick. Er wirkte wie eine kleinere Version von Pierce Brosnan, der mit vierzig eingefroren worden war. Den dazu passenden englischen Akzent besaß er auch. »Einen Moment noch, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit Gwen zu.
    Edward mochte zwar wie Dorian Gray noch immer so aussehen wie beim letzten Mal, doch von Gwen ließ sich das nicht sagen. Seit unserer letzten Begegnung hatte sie sich sehr verändert. Damals wirkte sie so zerbrechlich und durchsichtig wie ein Geist. Während sie früher fast farblos gewesen war, zeigte ihre Energie im Grau jetzt wesentlich deutlichere Konturen. Fäden aus Rot und Schwarz schwebten um ihren Kopf.
    Es war zwar noch immer eine verhältnismäßig kleine Aura, doch sie war jetzt klar sichtbar. Bei unserer ersten Begegnung war Gwen krank gewesen, und ich hatte erst später begriffen, dass sie sich auf eine seltsame Weise zu Tode hungern wollte. Sie war ganz langsam aus beiden Welten verschwunden und hatte sich in einer Spirale aus
Apathie, Wahnsinn und Selbstzerstörung befunden. Das hatte sich inzwischen offensichtlich geändert.
    Ich wusste nicht, ob mich der Anblick eines Vampirs, der wieder zu Kräften gekommen war, freuen sollte. Aber ich war auch nicht ganz unglücklich, sehen zu dürfen, wie es jemandem gelungen war, dem schrecklichen Kreislauf der Selbstzerstörung zu entkommen. Außerdem hatte »Lady Gwendolin von Anorexia« stets dazu tendiert, sich selbst zu bemitleiden – eine Angewohnheit, die ich nur schwer ertrug. Ich konnte zwar Langeweile verstehen, aber die meisten Vampire tendierten eher zur Arroganz als zum Ennui, und ein Vampir mit einem völligen Desinteresse am Überleben passte so gar nicht zu ihnen – zumindest soweit ich das beurteilen konnte.
    Ich beobachtete, wie Edward Gwen etwas ins Ohr flüsterte und ihr dann einen Handkuss gab, bevor er sie ebenfalls fortschickte. Gwen lächelte, stand auf und kam aus der Nische heraus. Sie blickte mich an und schenkte mir ebenfalls ein Lächeln, wodurch ihre scharfen Zähne entblößt wurden. Der Anblick gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Hallo«, hauchte sie zart. »Es freut mich, Sie wiederzusehen.«
    Ich nickte ihr zu. »Es scheint Ihnen besser zu gehen«, bemerkte ich, wobei ich mir Mühe gab, so neutral wie möglich zu klingen.
    »Das tut es auch«, erwiderte sie voller Enthusiasmus. »Ja, das tut es. Ich trinke nicht einmal mehr Tee, wissen Sie?«
    »Gehen Sie noch immer ins Kino und nehmen an Rollenspielen teil?«
    »Oh, nein. Dafür bin ich viel zu beschäftigt. Aber mir fehlen die Filme. Ich hoffe, bald wieder einmal ins Kino
zu kommen, ehe der Winter vorüber ist. Aber die langen Nächte ermöglichen uns so vieles.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    Gwen warf einen Blick auf Edward und lächelte. Ihre Zungenspitze fuhr blitzschnell über ihre Vorderzähne, und dann schwebte sie davon.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl in der Nische, wobei ich den ganz außen wählte, um jederzeit fliehen zu können.
    »Sie haben also weitere Schützlinge unter Ihre Fittiche genommen«, stellte ich fest und sah Edward mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ich bin noch immer dabei, einige Lücken zu füllen. Dazu haben Sie mich gezwungen.«
    »Das war auch keine schlechte Idee.« Die Kälte und Übelkeit, die ich stets in der Gesellschaft von Vampiren empfand, wurde bei Edward noch durch eine erotisch angehauchte Hitze ergänzt, die er mit jedem Blick auslöste, den er mir schenkte.
    Ich hielt sowohl physisch als auch emotional Abstand zu ihm und versuchte durch einen gewissen Zynismus einen Schild um mich zu errichten, um so seiner

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