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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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»Was hat er gesagt?«, wollte er wissen.
    »Er hat noch nie davon gehört, will aber bei seiner Familie nachfragen.«
    »Gut. Möchtest du noch etwas außer Kaffee, bevor wir uns zur Bibliothek aufmachen?« Er zeigte auf ein Stück Donut, das er noch nicht berührt hatte. »Die Dinger sind ziemlich gefährlich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich bin nicht so scharf auf Schokolade.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und nickte dann. Ich mochte seine Zurückhaltung. Einige Männer konnten sich in solchen Situationen nie den Kommentar verkneifen, dass es ziemlich unweiblich sei, Schokolade nicht zu mögen. Aber ich hatte als Kind nie die Chance bekommen, eine große Vorliebe für Süßigkeiten und insbesondere Schokolade zu entwickeln, da mir meine Mutter ununterbrochen vorhielt, zu dick zu werden, und mein Vater Zahnarzt war.
    Es machte mir also nichts aus, den Donut auszuschlagen. Doch meinen Kaffee wollte ich mir bestimmt nicht entgehen lassen, ehe wir uns wieder in der Kälte auf den
Weg machten. Draußen war es bereits ziemlich dunkel, und es blieb uns nicht viel Zeit, bevor die Bücherei zumachte. Ich nahm den Kaffee also mit und trank einen Schluck davon, als wir aus der Tür des Cafés traten. Überrascht stieß ich einen leisen Schrei aus.
    »Was ist los? Hast du dich verletzt?«, fragte Quinton besorgt.
    »Nein«, murmelte ich und warf den Becher in einen Mülleimer. »Ich habe mir nur die Zunge verbrannt.«
    »Ehrlich? Zeig mal her.«
    Ich streckte meine Zunge heraus und schnitt dazu eine Grimasse.
    »Oh, Gott. Das ist ja schrecklich! Ein Zeqwa!«, brüllte er, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und tat dann so, als ob er verängstigt zurückweichen würde.
    »Spinner!«, sagte ich.
    »Glaube ja nicht, dass du mich mit solchen Kosenamen um den Finger wickeln kannst«, sagte er und sah mich streng an. »So wurde ich schon einmal genannt. Kurz bevor die Typen in den weißen Jacken kamen.«
    Ich lachte, und wir schlitterten auf dem eisigen Bürgersteig weiter. Vermutlich wirkten wir wie zwei Betrunkene, da wir immer wieder kicherten. Mein Knie schmerzte inzwischen so sehr, dass ich kaum noch normal gehen konnte. Trotzdem schafften wir es in die Bibliothek. Uns blieb noch eine Stunde, bevor sie schloss.

ELF
    Q uinton kannte sich in der Bibliothek besser aus als die meisten – vermutlich sogar besser als einige der Bibliothekare. Mir gefiel das Koolhaas-Gebäude zwar nicht sonderlich, aber ich empfand es auch nicht als eine Beleidigung für das Auge, wie andere das taten. Nein, eine solche Beleidigung stellte meiner Meinung nach nur die grellgelbe Rolltreppenverkleidung dar. An manchen Stellen war die Innenverkleidung aufgerissen, und man konnte projizierte Gesichter und einen riesigen Augapfel darin erkennen. Lichtstrahlen schienen die Fratzen und das Auge zu durchbohren, sodass sie auf den ersten Blick wie eigentümliche Trophäen wirkten, die etwas zu sagen versuchten, aber sich nicht verständlich machen konnten. Ich konnte mir das Ganze nicht lange ansehen. Die flackernden, zuckenden Gesichter erinnerten mich viel zu sehr an meine ersten albtraumartigen Erfahrungen mit dem Grau.
    Quinton bemerkte, wie ich mich abwandte. »Ziemlich verstörend, was?«
    »So könnte man es bezeichnen – ja.«
    Er nickte, und wir traten aus dem Rolltreppentunnel in den so genannten Mischsaal. Es war ein riesiger Raum, der das gesamte Stockwerk umfasste. Überall standen kleine
Gruppen von Tischen, Stühlen, Stehpulten, Regalen und Theken, wo sich die Besucher und die Bibliothekare »vermischen« sollten, um die Informationen zu finden, nach denen sie suchten. Die meisten Leute standen in Gruppen herum und redeten leise miteinander. Quinton trat zu einem der Bibliothekare, der ein kabelloses Headset trug und an einen Bühnenarbeiter in einem großen Theater erinnerte. Nach einer kurzen Unterhaltung schüttelte der Mann bedauernd den Kopf.
    »Tut mir leid. An das Intranet können Sie gerade nicht. Leslie sitzt dran. Die normalen Computer stehen Ihnen aber natürlich jederzeit zur Verfügung, die sind auch ziemlich schnell. Einen Moment, bitte – ich glaube, da hinten ist einer frei.«
    Er eilte durch den Raum zu einem Computer, der auf einem der Lesepulte stand. Ich war froh, dass wir nicht allzu lange hier bleiben konnten, denn es gab für mich im Grunde nichts Langweiligeres und Anstrengenderes als langes Herumstehen vor einem Bildschirm.
    Obwohl die Bibliothek bald schließen sollte, waren die meisten der

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