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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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zahlreichen Computer besetzt. Viele Besucher sahen so aus, als ob sie noch auf die Highschool oder das College gingen. Einige wirkten angespannt und schienen fieberhaft nach etwas zu suchen. Ich vermutete, dass sie Material für eine Seminararbeit oder einen Aufsatz zu finden hofften, die sie am nächsten Tag einreichen mussten. Die meisten Büchereien von Seattle waren sonntags geschlossen, weshalb wohl viele hierherkamen – vor allem, wenn sie zu Hause keinen Internetzugang hatten. Ich fragte mich, wie viele Arbeiten aufgrund solcher Panikaktionen in letzter Minute einfach nur aus dem Internet kopiert wurden.

    Quinton suchte das Archiv der Bibliothek durch. Wir erstellten eine Liste von Zeitungsartikeln, die ich dann dem Bibliothekar mit dem Headset brachte. Er rief über sein Mikrofon einen Kollegen, und schon wenige Minuten später wurden mir ein Stapel gebundener Zeitschriften und Zeitungen sowie einige Microfiches gebracht. Ich deponierte alles auf einem Tisch in Quintons Nähe und trat dann wieder zu ihm, um zu sehen, wie weit er gekommen war.
    Er starrte gerade auf eine Seite voller Codes und einer Kommandozeile. Dann gab er einige Schrägstriche ein.
    Ich legte eine Hand auf seine Schulter. »Was machst du da?«, fragte ich.
    Er drehte sich zu mir um. »Ich wollte mir noch ein paar andere Quellen ansehen, falls sich dort etwas verstecken sollte, was wir woanders nicht finden.« Stirnrunzelnd wandte er sich wieder dem Bildschirm zu. »Aber dieses Archiv gibt sich auf einmal ziemlich schüchtern. Plötzlich verlangt es verschiedene Passwörter von mir. Das war bisher noch nie der Fall. Jemand scheint zu glauben, dass das System dadurch sicherer wird, aber das ist natürlich lächerlich. Es dauert einfach nur etwas länger, bis ich reinkomme …« Er strich mir über die Hand und begann dann wieder auf die Tastatur einzuhämmern.
    »Verstehe. Ich habe übrigens einige Sachen aus dem Zeitungsarchiv bekommen. Hast du schon etwas über dieses Sistu in Erfahrung bringen können?«
    »Noch nicht … Ich beende erst einmal das hier, und dann durchsuche ich die Volkskunde-Abteilung …« Seine Konzentration galt nun wieder dem Bildschirm und dem Versuch, das Sicherheitssystem zu überwinden. Er war derart damit beschäftigt, dass er weder bemerkte, wie ich nickte, noch, dass ich zu meinem Tisch zurückkehrte.

    Ich konnte es ihm nicht vorwerfen. Manchmal verhielt ich mich genauso. Aber insgeheim fragte ich mich doch, welches Archiv er so dringend durchsuchen wollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, was in dieser Bibliothek brisant genug war, um einen solchen Aufwand an Passwörtern zu rechtfertigen. Auch das, wonach wir suchten, war bestimmt nicht so geheim, dass es in einem virtuellen Fort Knox verborgen werden musste. Quintons Verhalten machte mich ein wenig stutzig.
    Ich durchblätterte die alten Ausgaben des Seattle Post-Intelligencer und machte mir über alle Todesfälle oder seltsamen Vorkommnisse Notizen, die irgendwie zu unserem Fall passten.
    Die Aufzeichnungen aus der Zeit vor dem Feuer förderten nichts ans Tageslicht, was gepasst hätte – nicht einmal andeutungsweise. Der erste seltsame Todesfall ereignete sich im April 1890 während des Wiederaufbaus, als das Kline & Rosenberg -Gebäude auf der Washington Street zwischen Commercial Street und Second Avenue unerwartet zusammenfiel. Einer der Arbeiter wurde unter den Trümmern begraben und später nicht nur tot, sondern auch ohne Arm und Bein entdeckt. Die fehlenden Gliedmaßen wurden nie gefunden. Der Zusammenbruch des Gebäudes galt als Folge eines schlecht eingesetzten Pfeilers. In diesem Teil der Stadt bestand der Boden hauptsächlich aus Watt und Sägespänen und bildete an vielen Stellen ein schwaches Fundament.
    Ich musste mir erst eine Karte der damaligen Stadt ansehen, ehe mir klar wurde, dass sich der Ort dieses Unfalls heutzutage an der nordwestlichen Ecke des Occidental Park befand. Die Washington Street war noch immer dieselbe, aber damals hatte die Occidental Avenue Second
Avenue geheißen, während man die First Avenue Commercial Street genannt hatte. Es war dieselbe Stelle, wo ich im Grau die Erinnerung der Stadt an das Jahr 1949 und das zusammengebrochene Gebäude gesehen hatte. Ich fragte mich, ob es sich wohl um das auf dem Platz neu erbaute Kline & Rosenberg -Haus gehandelt hatte.
    Ein weiteres Gebäude auf der Washington Street – das Brodeck & Schlesinger -Gebäude zwischen der Third und Fourth Avenue – stürzte einen Monat

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