Unglaubliche Reise des Smithy Ide
ich aus, an vieles erinnerte ich mich. Als ich fertig war, sagte er: »Dann geht’s um das alles, junger Mann. Gefällt mir sehr, wie Ihre Norma denkt. Ich fahre auf der Route 40 nach Needles, Kalifornien, wo ich die Hälfte meiner Ladung abliefere. Hundefutter. Trocken. In Hundert-Pfund-Säcken. Dann geht’s mit dem Rest rauf nach Vegas. Ich kann Ihnen nur ganz entschieden empfehlen, dass wir Ihr Fahrrad hinten in den Laster packen und Sie mit mir nach Needles fahren – wenn das nicht gemogelt ist.«
»Das ist nicht gemogelt«, sagte ich.
62
E r war ganz hart, und weißer Reif bedeckte sein schwarz und braun und weiß geflecktes Beaglefell. Ich bekam den Eisbeutel nicht aus seiner Schnauze. Beinahe sofort wurde das Fell feucht und dann nass. Ich legte ihn auf Onkel Counts Werkbank. Mir war nie aufgefallen, wie lang Wiggy war. Er war dauernd wegen irgendwas aufgeregt gewesen: weil er fressen oder gestreichelt werden oder weil er spielen wollte. Ich strich sanft über ihn hinweg, von den Ohren bis zum Schwanz.
»Wiggy«, sagte ich.
Ich ging zurück in Tante Paulas Küche und wusch mir die Hände mit kochend heißem Wasser. Dann nahm ich eins ihrer Geschirrtücher und kippte eine Schale Eiswürfel aus dem Küchenkühlschrank darauf.
»Ich konnte den Eisbeutel nicht finden, Tante Paula. Da hab ich das hier gemacht.«
»Das genügt auch«, sagte sie.
Mein Pop stand Wache, als Tante Paula Onkel Count den Eisbeutel auflegte.
»Ich hab das Eingefrorene überall herumliegen lassen«, sagte ich. »Ich räum’s rasch wieder ein.«
Ich lüge nicht gut. Ich lüge nicht so oft. Aber das war eine gute Lüge, glaube ich. Ich kehrte in die Garage zurück, wickelte Wiggy in eine Autodecke, schnappte mir eine Gartenschaufel von der Wand und rannte durch den Garten und ums Haus herum nach vorn. Unter einer Laterne überquerte ich die Straße und betete zum Himmel, dass niemand mich sehen möge. Die Schaufel. Wiggy. Mich. Auf der anderen Straßenseite war ein Brachgrundstück, und dahinter hatte ein Bach so etwas wie eine kleine Schlucht gegraben. Als Kind hatte ich da gespielt, wenn Tante Paula und Onkel Count auf mich aufpassten. Der Boden der Schlucht war mit Generationen von Laub bedeckt, und die Erde war schwammig weich. Ich legte Wiggy hin und fing an zu graben. Ich arbeitete wie ein Verrückter, und die Anstrengung ließ alles weniger schrecklich erscheinen. Ich zerrte an Steinen, ich hackte auf Wurzeln ein. Als das Loch so tief war, dass ich auf den Knien arbeiten musste, zog ich die Decke mit Wiggy heran und legte ihn in das Loch, in rotes Schottenkaro gewickelt für alle Zeit.
Ich habe lange nicht über Gott nachgedacht. Ich würde sagen, ungefähr fünfundzwanzig Jahre nicht. Leute, die an Gott denken, haben wahrscheinlich einen Kreis von Freunden, mit denen sie nachdenken und über Gott sprechen können. Darüber, ob es einen gibt, zum Beispiel. In letzter Zeit denke ich über Gott nach. Auf dem Feld, in meinem Zelt denke ich an Gott und an mich und an den ganzen Rest, aber damals war Gott das Letzte, woran ich dachte. Aber als ich die Grube zugeschaufelt und platt gestampft und sogar eine Schicht Eichen- und Ahorn- und Birkenlaub über dem albernen Hund verteilt hatte, kniete ich nieder und sage: »Lieber Gott, tu etwas, um Wiggy glücklich zu machen. Er war ein netter Hund, und jetzt ist Onkel Count krank.« Einen Moment lang presste ich die Augen fest zu, und dann rannte ich wie ein Wahnsinniger zurück in die Garage meines Onkels.
63
E ine Viertelstunde lang folgte ich dem Schlag meines Herzens auf dem Weg zu meinen Füßen. Ich stellte mir auch vor, wie ich die Bröckchen von Philip Wolseys extra starkem Aspirin umherbewegte. Für mich sorgte. Mir half. Ich öffnete die Augen. Das Brennen hatte aufgehört oder doch wenigstens nachgelassen, und ich fühlte mich nicht mehr erschöpft. Ich war jetzt müde.
Die Sterne wurden schwarz, aber die Dunkelheit hatte Klarheit, und die Dinge am Rande des Highways lagen im Schatten und nicht in der Nacht. Philip spürte, dass ich nicht schlief.
»Schlafen Sie. Tut Ihnen gut.«
»Mir geht’s gut, Ich fühle mich viel besser. Ich mach da was mit meinem Herzschlag. Ich bewege ihn. Wenn ich mich darauf konzentriere, kann ich den Herzschlag in meinem Körper umherbewegen. Und wenn ich bei den Füßen ankomme, kann ich ihn in den Boden hinunterschicken.«
»Dann meditieren Sie also.«
»Wahrscheinlich.«
»Ich grüble«, sagte Philip. »Ich grüble und hoffe, dass
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