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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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Gefriertruhe und suchte an der Oberfläche nach dem Eisbeutel. Count und Paula hatten Mahlzeiten aller Art eingefroren und säuberlich Dose auf Dose gestapelt. Ich fing an, nach dem blau-silbernen Eisbeutel zu wühlen. Ich fand einen großen Beutel mit Truthahnteilen; Tante Paula hatte einen weißen Zettel daraufgeklebt, auf dem stand: »Gut für Suppe.« In einer Papiertüte waren kleine Kugeln in Alufolie, und auf die Tüte hatte Paula geschrieben: »Tomaten. Gut.«
    Es war unvermeidlich, dass der Eisbeutel ganz unten in der Truhe lag. Ich brauchte ihn ja; also musste er an einer möglichst unzugänglichen Stelle liegen. Unter dem Stapel der gefrorenen Fruchtsäfte sah ich das obere Ende. Den silbernen Schraubdeckel mit der schwarzen Aufschrift THERMOS. Ich zog daran, aber er schien irgendwo festzuhängen. Wahrscheinlich angefroren. Kondenswasser beim Hineinlegen oder so was.
    »Na prima«, sagte ich sauer. Laut. Ich hatte schon angefangen, meine Stimmungen mit nichts und niemandem zu teilen.
    Ich zog noch einmal, und der Beutel gab kaum merklich nach. Schließlich riss ich heftig daran, und der Gummibeutel mit dem silbernen Schraubdeckel löste sich und tauchte schwer in meiner Hand auf, und Wiggy tauchte mit auf, die eisige Schnauze unter den hart gefrorenen Lebensmitteln verzweifelt in den Gummibeutel verbissen.

61
    V ierundzwanzig Meilen hinter Williams, in der Fernfahrernacht der Route 40, kam ich nach Ash Fork. Ich war steif von der trockenen Kälte, und ich konnte an nichts anderes denken als an meinen warmen Schlafsack auf der Pritsche und an Chris, nur ein Flüstern weit entfernt. Meine Gedanken machten die Kälte noch schlimmer. Meine Füße waren taub, und die Ohren taten mir weh, obwohl ich die Wollmütze fest darüber gezogen hatte. Außerdem kam ich mir noch blöder vor als sonst. Das Telefongespräch mit Norma ging mir unaufhörlich im Kopf herum.
    »Lippen!«, schrie ich laut. »Augen!«
    Ich schrie nur aus einem einzigen Grund: um ein übles Gefühl hinauszuschreien. Ein Gefühl der Einsamkeit. Ein Gefühl, das mich peinlich berührte.
    Und so war ich auf der Flucht, als ich nach Ash Fork hineinrollte. Chris, Norma, der kleine Bill, Carl und Bethany begleiteten mich, in den Sternen diesmal, die zwischen mir und Gott flimmerten. Ich war benommen. Mir war, als könnte ich einschlafen, ohne vom Rad zu fallen.
    Ich fuhr an ein paar alten Tankstellen und einer kleinen Ansammlung von Geschäften vorbei, die allesamt geschlossen waren, und radelte die Ringstraße entlang, bis ich die blinkenden Lichter von Randy’s 24 Hour Restaurant sah. Ich stellte mein Rad am Straßenrand ab und ging zur Tür. Abgeschlossen. Alle Lichter brannten, und ich spähte hinein. Eine alte Frau in einem blauen Kellnerinnenkleid mit weißer Schürze legte Besteck aus. Langsam. Tisch für Tisch. Ich klopfte an die Scheibe. Als sie zu mir aufblickte, lächelte ich und winkte ihr durch mein frostiges Elend hindurch zu. Sie kam zur Tür.
    »Wir haben geschlossen. In einer halben Stunde wieder.« Sie sah aus wie Mrs. Santa Claus, und als sie sagte, sie habe geschlossen, tat sie es mit Warmherzigkeit und Verständnis, wie man es von Mrs. Claus erwarten konnte. Aber es war kalt, und ich hatte mein Verständnis auf den letzten sieben oder acht Meilen verloren. Ich brauchte einen Kaffee. Ich brauchte ein warmes Plätzchen.
    »Aber auf dem Schild steht« – ich deutete nach oben – »Randy’s 24 Hour Restaurant.«
    »Das stimmt, Honey, aber das Schild stimmt nicht. Es ist Randy’s 23 Hour Restaurant. Ich schließe zwischen drei und vier Uhr morgens, damit ich alles auf Hochglanz bringen kann.«
    In einer ausladenden Bewegung hob sie die Hand mit der Armbanduhr und sagte mir die Zeit an. »Es ist drei Uhr fünfundvierzig … jetzt sechsundvierzig.«
    »Okay«, sagte ich.
    Mrs. Claus schloss die Tür und kehrte zu ihrem auf Hochglanz gebrachten Besteck zurück. Ich schaute ihr einen Augenblick nach und ging dann zu meinem Rad zurück. Meine Beine wurden steif, und in meinen Schultern pochte es. Es war beunruhigend, wieder Schmerzen zu haben, wie ich sie in der ersten Woche auf dem Rad gehabt hatte. Ich hockte mich hin und berührte meine Zehen, aber der Schmerz blieb, ein beinahe Schwindel erregender Hagel von Nadelstichen. Ich legte die Hände auf den Fahrradrahmen und ließ den Kopf kläglich auf den Ledersattel sinken. Ich schloss die brennenden Augen. Bethany sang ein Solo mit dem Chor unserer Kirche. Ihr Kinn sah weicher aus, als

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