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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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ich gedacht hatte, und das Lied kannte ich nicht. Es war ein seltsamer – ich könnte sagen, ein leichter – Traum, denn er kam, bevor ich schlief, aber er war viel klarer als ein Tagtraum. Meine Tagträume haben weiche Konturen, und die Personen darin sind in einer vorherbestimmten Situation. Erst die Personen, dann die Situation. Bei einem Tagtraum sitze ich mehr oder weniger auf dem Fahrersitz. Bei einem richtigen Traum habe ich keinen Einfluss auf die Ereignisse, aber es sind ganz bestimmte Ereignisse und Leute, und absolut niemand würde ein Lied singen, das ich nicht kenne, ebenso wenig wie sie eine Fremdsprache sprechen würden. Leichte Träume sind Problemträume. Es gibt keine Regeln. Mein Kopf lag auf dem Sattel, und meine Schwester sang mit zarter Stimme und hoch erhobenem Kopf. Vielleicht rief sie Vögel – ich bin nicht sicher -, aber ein Stück weit neben ihr, in der leeren Sopranabteilung, bewegte sich etwas, und es hatte Hände wie ein Rechen. Es hatte lange Finger, wie die Bambuszinken an einem Rechen, und Arme, die sich um Altäre schlingen konnten, um zu erreichen, was sie wollten. Und was es wollte, war meine Schwester, die dort in der Reihe stand, die Hand erhoben, den Blick in die Ferne gerichtet, auf einen Spiegel, der nicht da war. Ich sah sie klar und deutlich, und auch die Rechenhand und ihre Finger. Ich schrie, aber die einzigen Worte, die aus meinem Mund kamen, waren »lauter« und »Chevrolet«. Und dann strahlte ein helles Licht auf, von dem ich Kopfschmerzen bekam, und meine Augen, die sowieso schon brannten, brannten jetzt wie Feuer. Dann wurde es wieder dunkel. Dann wieder das grelle Licht, und … ich öffnete die Augen. Das Licht ging weiter an und aus. Es gehörte nicht mehr zu meinem Traum, sondern zum Parkplatz des Restaurants. Ich sah mich danach um. In der hinteren Ecke stand ein riesiger Fernlaster; seine Scheinwerfer leuchteten auf und erloschen, und der Motor grollte. Die starken Lichter strahlten noch einmal auf und gingen wieder aus, und jetzt blieben sie dunkel. Ich stand auf und wandte mich dem Lastwagen zu. Langsam deutete ich auf meine Brust.
    »Ich?«, fragte ich leise. Blöde.
    Die Scheinwerfer blitzten noch einmal, und ich ging darauf zu. An der Fahrerseite blieb ich stehen, und eine tiefe, gelassene Stimme sagte: »Sind noch ein paar Minuten. Steigen Sie ein. Die Heizung ist an.«
    Ich ging vorn um den Laster herum zur Beifahrerseite und kletterte in die hohe Kabine. Kaffeeduft und Zigarettenrauch wehten mir entgegen. Warm. Ich lächelte den Fahrer an.
    »Danke.«
    »Ist kalt da draußen.«
    Er reichte mir seinen Kaffeebecher und goss den letzten Rest Kaffee aus seiner verbeulten Thermosflasche hinein.
    »Wird Sie wärmen«, sagte er.
    Es war eine geschmeidige und, wie gesagt, tiefe Stimme, ein bisschen wie Honig, und sie passte zu ihm. Er war dunkelbraun, vielleicht sechzig, und weiße Haarbüschel schauten unter einer runden, braun-golden karierten Mütze hervor. Ein sauber gestutzter Schnurrbart spielte im Lächeln der kräftigen Lippen. Der Teil des Gesichts, in dem die müden schwarzen Augen saßen, sah sehr jung aus – fast so, als wären die Augen und die Haut und die Knochen ringsherum noch neu und vielleicht erst kürzlich hinzugefügt.
    »Gut, der Kaffee«, sagte ich. »Danke.«
    »Philip Wolsey.« Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Smithson Ide.« Es war bitterer Kaffee, und der Geschmack ließ mich lächeln. Mom füllte Pops Thermosflasche jeden Morgen mit so einer bitteren, säurebetonten Mischung. »Das war richtiger Kaffee«, sagte Pop immer. Philip Wolsey hatte auch richtigen Kaffee in seiner Thermosflasche. Wunderbare Düfte gehörten dazu. Toast. Speck. Dieser Kaffee war ein Fest der Erinnerungen. Ich lächelte wieder, und mein Magen knurrte.
    »Gut?«
    »O ja, Sir. Das hab ich gebraucht.«
    »Richtiger Kaffee. Nennen Sie mich Philip.«
    »Mein Pop hat genau solchen Kaffee getrunken.«
    »Ich mach das so, wissen Sie, ich sag denen am Tresen, sie sollen mir den Kaffee noch mal aufkochen, bevor sie ihn in die Thermosflasche gießen. Der Trick besteht darin, dass man in die richtigen Lokale gehen muss. Keine Fastfoodläden.«
    Ich gab Philip den Becher zurück, und er nahm einen Schluck und reichte ihn zurück.
    »Trinken Sie aus. Randy macht guten Kaffee. Noch fünf Minuten.«
    Drei weitere Lastwagen fuhren auf den Parkplatz. Ein Polizeiwagen. Ein kleiner Elektrikerlieferwagen. Niemand stieg aus.
    »Also, wenn mich das nichts angeht, müssen

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