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Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Unglaubliche Reise des Smithy Ide

Titel: Unglaubliche Reise des Smithy Ide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R McLarty
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ab, weil er heult?«
    »Nicht weinen, Smithy!«, schrie Norma.
    Ich wich zurück und drehte mich wieder zu meiner Schwester um. »Das kann man doch nicht machen, bloß weil er sich aufregt und heult? Menschen heulen auch manchmal. Mit Menschen würden sie das doch nicht machen, oder?«
    Ich hatte angefangen zu weinen, und Bethany umarmte mich. Norma versuchte, uns beide zu umarmen.
    »Pop wollte mich nicht mitgehen lassen, Hook. Aber ich hab’s versucht. Ich hätte keine Angst gehabt.«
    »Ich find’s blöd, dass ich zehn bin!«, schrie ich.
    »Ich find’s auch blöd, dass du zehn bist«, sagte Bethany leise.
    »Ich bin sechs!«, krähte Norma stolz.
    »Einfach so«, weinte ich. »Der arme Malzone. Mein armer Hund.«
    »Pop sagt, sie mussten es tun, weil er wegen der Hundemädchen verrückt wurde und weil er ein Läufer war.«
    Ich sah meine Schwester an, als hätte sie nicht alle Tassen im Schrank.
    »Natürlich ist er ein Läufer. Malzone ist ein Hund. Hunde laufen.«
    »Pop sagt, sie müssen schnippeln, damit das Laufen aufhört.«
    »Schnipp, schnipp!«, schrie Norma.
    »Aber Malzone ist glücklich, wenn er läuft.«
    Meine Schwester stemmte die Hände in die Hüften. »Du bist so dumm. Du hörst einfach nicht zu. Du hast nur Pudding im Hirn. Als sie dich damals aus der Entbindungsklinik nach Hause brachten, dachten wir alle, du bist zurückgeblieben.«
    »Gar nicht!«
    »Ich hab Mom und Pop überreden müssen, dich zu behalten.«
    »Ich würde dich behalten!«, schrie Norma.
    »Sie wollten mich behalten!«
    »Kann sein.« Bethany zuckte die Achseln.
    Ich setzte mich an den Tisch, und Bethany setzte sich mir gegenüber. Norma grabschte sich einen Stuhl, schob ihn neben mich und setzte sich auch. Eine Zeit lang schwiegen wir. Mein Pop rauchte im Wohnzimmer eine Zigarette, und wir konnten es riechen.
    »Glaubst du, Malzone wird wieder gesund?«
    »Ich glaube, er ist derselbe alte Malzone.«
    »Aber er wird nicht mehr laufen.«
    »Er wird laufen. Er wird nur nicht mehr weglaufen.«
    »Ich hab’s gern, wenn Malzone läuft.«
    »Weil du auch ein Hund bist«, sagte Bethany ernst. »Du bist auch ein Läufer, Hook. Hör nicht auf damit, okay? Hör nicht auf, sonst wirst du ein Fettarsch.«
    »Der Tierarzt hat gesagt, eine Zeit lang wird Malzone noch daran denken. Er wird eine Erinnerung ans Laufen haben oder so was, und nach einer Weile wird er die Hundemädchen vergessen und fett und glücklich werden.«
    »Hat er ›glücklich‹ gesagt?«
    »Willst du Marionetten spielen, Smithy?«, schrie Norma.
    Ich stand auf und ging zur Tür. »Hau ab, Norma, du kleine Spinnerin.«
    Am nächsten Tag holten wir Malzone alle zusammen ab. Mom kochte ein paar Hühnerbeine mit Reis, sein absolutes Lieblingsessen. Für uns gab es Kabeljau. Wir waren alle zusammen – auch Norma kam krähend zum Nachtisch herüber -, und bevor ich ins Bett musste, sang Bethany ihr Chorsolo aus Seven Last Words. Es war einfach wundervoll, und beim Singen rieb sie Malzone den Bauch.

19
    D ie Route 1 verschmilzt auf einer Brücke gleich außerhalb von New Haven mit der 95 und geht danach wieder allein weiter. Der Fußgängerweg auf dieser Brücke ist kein richtiger Gehweg, auf dem ich hätte fahren können, während dicht neben mir die Autos vorbeirasten. Ich ging zu Fuß und schob mein Raleigh neben mir her. Es war spät am Nachmittag, und ich war ziemlich müde. Ich hatte nämlich eine Fehlkalkulation begangen, wie es Reisenden passiert, wenn sie ein gewisses Zeitgefühl verlieren. Ich hätte früher Schluss machen sollen, an einer der Küstenausfahrten; dort hätte ich noch schwimmen gehen und dann gut schlafen können, aber jetzt musste ich damit warten, bis ich New Haven hinter mir hatte, und ich wurde müde.
    Als ich den Hafen von New Haven überquert hatte, hob ich mein Rad von der Straße auf die Grasböschung und schob es hinunter auf den Wartungsweg. Nach ungefähr hundert Metern kam ich zum Bahnhof New Haven. Ich drückte die hohen, reich verzierten Türflügel auf und ging hinein. Bahnhöfe sind was Tolles. Onkel Count ist ein Bahnhofsfan. Kein Eisenbahnfan. Er hat’s mit den Bahnhöfen. Als die großen Bahnhöfe in Boston, Providence und New York gebaut wurden, müssen die Menschen seiner Theorie zufolge geglaubt haben, die Eisenbahn sei die höchste und letzte Stufe des Reisens. Jetzt wirken sie wie Museen mit Zeitungsständen. Aber sie sind immer noch unglaublich mit ihren bemalten Decken und den in die hohen Wände gemeißelten

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