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Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Unglückskeks - Angermüllers achter Fall

Titel: Unglückskeks - Angermüllers achter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schöne Wetter sollten sie ausnutzen, wo sie heute am späten Nachmittag schon wieder in die Uniklinik nach Lübeck mussten und sicherlich Wartezeit in den wenig attraktiven Fluren abzusitzen hatten.
    Â»Sophie! Es gibt Essen!«
    Marlene rückte den Tisch etwas ab vom Haus, damit sie beide in der Sonne sitzen konnten.
    Â»Sophie, wo bist du?«
    Suchend sah sich Marlene um. Vielleicht hatte sie nicht mitbekommen, dass Sophie hinaus auf die Straße gefahren war? Gerade wollte sie den Garten verlassen, um dort nachzuschauen, da glaubte sie, jemanden ihren Namen rufen zu hören. War das etwa Sophies Stimme? Sie spähte in die Richtung, aus der das Rufen gekommen war. Und dann sah sie am Fuß des Hügels, den sich das Grundstück hinab zog, neben dem Gebüsch am Teich etwas in der Sonne blinken.
    Marlene lief los, stolperte fast, als sie auf der Wiese in eine kleine Senke geriet. Was da unten in der Sonne glänzte, war ein Rad von Sophies Rollstuhl, das hinter dem Holunderbusch hervorstand. Das Gefährt war umgekippt, lag mit den Rädern nach oben direkt am Wasser!
    Â»Sophie, Sophie! Ich komme!«
    Â»Marlene!«, rief es wieder kläglich. Endlich hatte sie Sophie erreicht. Die lag auf dem Bauch und war mit den Beinen unter dem Rollstuhl eingeklemmt. Marlenes Herz machte einen Satz, so erschreckend war der Anblick. Sophies Oberkörper befand sich im Wasser, aber zumindest hatte sie die Kraft, ihren Kopf zu heben, sodass die Gefahr des Ertrinkens nicht bestand. Mit fliegenden Fingern packte Marlene den Rolli und wuchtete ihn zur Seite. Dann fasste sie ihre Freundin unter den Achseln, zog sie seitlich aufs Trockene und drehte sie vorsichtig auf den Rücken.
    Â»Wie konnte das denn bloß passieren, mein Schatz? Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so gefährlich ist! Auf dem Rasen kann der Rollstuhl doch gar nicht so schnell werden, dachte ich immer.«
    Mit geschlossenen Augen lag Sophie da, schwer atmend. Marlene kniete daneben und streichelte ihr sanft über das Gesicht. Es war sehr blass unter dem dunklen Haar.
    Â»Hast du Schmerzen? Bitte zeig mir, ob dir irgendwas wehtut!«
    Langsam normalisierte sich Sophies Atmung, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie die Augen aufschlug. Sie seufzte tief, griff nach Marlenes Hand und drückte sie.
    Â»Marlene!«
    Da erst fiel Marlene das Unglaubliche auf. Das erste Mal seit dem Unfall hatte sie Sophie wieder ihren Namen nennen hören. Sie hatte sich nicht getäuscht, sie hatte vorhin schon nach ihr gerufen! Wenn ihr auch der Schreck über den Rollstuhlunfall in den Knochen saß, Marlene freute sich wahnsinnig. Tränen traten ihr in die Augen.
    Â»Oh mein Liebling, du hast Marlene gesagt! Ist das toll! Du glaubst nicht, wie mich das freut!«
    Sie beugte sich über ihre Freundin und nahm sie in die Arme. Die ließ es geschehen, verstand aber wohl die Begeisterung nicht so ganz. Plötzlich war das laute Röhren eines Wagens zu hören, ein hochdrehender Motor vielleicht oder ein kaputter Auspuff. Sophie fuhr zusammen. Auf der Straße, die auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Teich vorbeiführte, sah Marlene nur noch einen Schatten hinter der Kurve verschwinden.
    Â»Das Geräusch eben war nur irgend so ein verrückter Rennfahrer. Doch jetzt sag, hast du dich irgendwo verletzt?«
    Heftiges Kopfschütteln war die Antwort, aber etwas anderes schien Sophie umzutreiben. Aufgeregt deutete sie nach oben zum Haus, reihte ihre Silbenketten aneinander, mit denen Marlene rein gar nichts anfangen konnte.
    Auch als sie schließlich beide in sauberen, trockenen Sachen beim Essen saßen, ließ Sophies Unruhe nicht nach. Es war nicht der Schreck über den Sturz aus dem Rollstuhl und dass der so ein gefährliches Gefährt sein konnte, wie Marlene erst gedacht hatte. Nein, genau wie schon am Sonnabend nach dem Treppensturz wirkte Sophie total furchtsam, reagierte auf jedes ungewohnte Geräusch und suchte mit den Augen ständig ihre Umgebung ab. Langsam stieg in Marlene eine Vermutung auf, eine nicht sehr angenehme Vermutung. Konnte das denn wirklich sein? Gab es solche niederträchtigen Menschen?
    Â»Sophie, war da jemand? Hat dich irgendjemand da unten ins Wasser gekippt?«
    Â»Mamma mia! Mamma mia!«
    Marlene nahm Sophies Hand, die ziellos herumfuchtelte, und zwang sie mit sanftem Druck auf den Tisch.
    Â»Ich weiß, dass es schlimm für dich ist, mein Schatz.

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