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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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schon seit ihrem zwölften Lebensjahr. Daneben besaß sie jedoch noch eine andere, eine wenig liebenswürdige Eigenschaft: Sie war absolut empathielos und eiskalt.
    Dennis A., der augenscheinlich Nicole getötet hatte, war kein hübscher Junge. Von kräftiger Statur, hatte er kurz geschnittenes, rötliches, dichtes Haar. Die durchscheinende, mit Sommersprossen gesprenkelte Haut und die hellen Augenbrauen ließen ihn fast wie einen Albino aussehen. Wohl deshalb hatte er kein Glück bei Mädchen. Wenn die Clique in einer Disco tanzte, blieb er meist auf seinem Platz sitzen und trank Cola. Alkohol mied er, da er mit seinem Auto für die anderen den Chauffeur spielte, was ihm seinen Platz in der Gruppe verschaffte. Wann wohin gefahren wurde und wer mitfahren durfte, bestimmte ausschließlich Nicole.
    Plötzlich geschah ein Wunder. Vier Wochen vor der Tat lernte Dennis in einer Disco tatsächlich ein Mädchen kennen, Andrea. Was er selbst nie und nimmer für möglich gehalten hätte, trat tatsächlich ein. Andrea akzeptierte ihn so, wie er war. Die hübsche Gymnasiastin, die in einem Jahr ihr Abitur machen wollte, mochte diesen schüchternen, höflichen und wohlerzogenen Jungen, der so anders war als die anderen jungen Männer. Schon am ersten Abend tanzten sie miteinander und am Ende sogar eng umschlungen. Dennis bekam den ersten Kuss seines Lebens. Was seine »Chefin« Nicole be obachtete und was ihr missfiel. Auch wenn sie nichts sagte und merkwürdigerweise gar nicht wissen wollte, wer die Blonde war, mit der er sich so intensiv beschäftigt hatte.
    Dennis A. schwebte in den nächsten Wochen im siebten Himmel. Er war bis über beide Ohren verliebt, und Andrea erwiderte seine Zuneigung, hatte schon bei ihm übernachtet. Die erste Liebesnacht sei zwar nicht berauschend gewesen – verfügten sie doch beide nicht über einschlägige Erfahrung –, aber später klappte es immer besser mit dem Sex. Auch in der Familie ihres Freundes wurde Andrea herzlich aufgenommen, und insbesondere die Schwes ter freute sich, dass ihr Bruder endlich ein Mädchen gefunden hatte.
    Dann beging Dennis einen entscheidenden Fehler: Er führte Andrea in die Clique ein. Nicht weil er Sehnsucht nach den Leuten hatte, dazu war ihm die Zeit mit Andrea viel zu wichtig, sondern weil er stolz war. Er, der Außenseiter, der Loser, der Rotschopf, befand sich jetzt auf Augenhöhe mit den Schönlingen, den Coolen, und konnte hocherhobenen Hauptes ein ganz anderer sein als bisher. Mit Andrea an seiner Seite erntete er sogar neidische Blicke und genoss das neue Leben. Endlich gehörte er dazu, endlich war er kein Verlierer mehr. Nur eines hatte er vergessen. Mit Nicole gab es eine Chefin, die noch immer die Fäden im Hintergrund zog, auch wenn sie immer wieder beteuerte, sie würde sich über sein Glück freuen. Deshalb kümmerte sie sich ganz besonders um Andrea, wenn die Clique zusammentraf. Stundenlang saßen die beiden Mädchen abseits und unterhielten sich, wobei meistens Nicole redete. Dennis beobachtete dies mit Argwohn. Es gefiel ihm nicht, dass Nicole seine Freundin immer mehr vereinnahmte.
    Und dann begann Andrea sich plötzlich von Dennis zurückzuziehen, fühlte sich mehr und mehr zu Nicole hingezogen und distanzierte sich richtiggehend von Dennis. Bis er schließlich von Panik erfasst wurde. Wollte ihm Nicole die Freundin wegnehmen?
    »Was willst du denn mit dem?«, lautete einer der Sätze, die er hörte, als er Andrea zum Tanzen aufforderte, nachdem sie wieder den ganzen Abend mit Nicole geredet hatte.
    Tagelang überlegte Dennis, was er tun könnte, um Andrea von Nicole loszueisen und für sich zurückzugewinnen. Inzwischen waren die beiden immer häufiger zusammen, und es bestand für ihn nicht der geringste Zweifel, dass Nicole alles daran setzte, ihm die Freundin auszuspannen – nicht weil sie Interesse an Andrea gehabt hätte und erst recht nicht aus sexuellen Gründen, sondern nur, weil sie Dennis für sich alleine wollte. Sie gönnte ihm keine Freundin, er hatte nur für sie da zu sein. Und sie duldete es nicht, dass jemand aus ihrer Clique aus scherte, eigene Entscheidungen traf. Dennis, der kei nen anderen Ausweg sah und unter der Situation litt wie ein Hund, beschloss, Nicole zu töten. In der Tatnacht lockte er sie aus dem Haus, indem er sie um eine Aussprache unter vier Augen bat, am alten Treffpunkt am Waldrand …
    D ennis A. wurde zu sieben Jahren Jugendhaft verurteilt und nach vier Jahren entlassen. Er fand den Weg zurück

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