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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Wagen möglich. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie es auf den Straßen aussehen würde, aber dableiben konnte ich nicht. Die Fahrt war fürchterlich.
    Ich konnte im Nebel nur langsam fahren, wenn ich keinen Unfall riskieren wollte, und die Leute, die ich unterwegs sah... allesamt Irre. Manche standen bloß teilnahmslos herum, andere krochen durch die Rinnsteine. Ich sah welche in brennenden Fahrzeugen sitzen und andere auf der Straße kopulieren. Ein Mann, den ich beobachtete, erstach sich gerade selbst; er stand in einem Hauseingang und rannte sich ein Messer in den Leib. Ich danke Gott, daß ich Ihnen begegnet bin. Ich glaube, ich wäre sonst verrückt geworden. Ich hatte mich verfahren, müßen Sie wissen. Ich wußte nicht mehr, wo ich war, und alles schien nur schlimmer und schlimmer zu werden.«
    »Haben Sie sich vergewissert, daß Ihre Frau sicher verwahrt ist, bevor Sie sie verließen?« fragte Holman, ohne den wachsamen Blick von der Straße zu wenden; wenn er zum unterirdischen Hauptquartier zurückfahren wollte, mußte er bald abbiegen. »Haben Sie Vorkehrungen getroffen, daß sie sich nicht verletzen kann?«
    »Oh, ich habe sie nicht verlassen«, antwortete der Mann. »Ich hätte Louise nicht sich selbst überlassen können. Ich liebe sie zu sehr, als daß ich sie dort hätte allein zurücklassen können, auf Gedeih oder Verderb irgendwelchen Einbrechern ausgeliefert. Aber es waren ihre Augen, verstehen Sie, und was sie sagte — ich konnte es nicht aushallen. Ich mußte sie daran hindern, mich so anzustarren und diese gräßlichen Reden zu führen. Und ich konnte sie nicht verlassen, also nahm ich sie mit; sie ist im Fond. Ich brachte sie dazu, die widerwärtigen Reden einzustellen und mich nicht so anzustarren, trug sie hinaus und legte sie auf den Rücksitz. Da ist sie, meine Louise, hinter Ihnen.«
    Holman blickte rasch über die Schulter und erstarrte. Der Wagen fuhr führungslos weiter und beschleunigte noch, da sein Fuß unwillkürlich das Gaspedal niedertrat.
    Auf dem Rücksitz saß zusammengesackt die gefesselte Gestalt einer Frau, als eine solche nur durch ihre Kleider kenntlich, denn der Körper endete in einem blutigen Stumpf am Hals. Sie war enthauptet worden.
    »Ich konnte sie nicht zurücklassen, verstehen Sie«, fuhr der Mann fort, »und ich konnte nicht ertragen, was sie sagte und wie sie mich ansah, also nahm ich eine Säge. Es war eine schmutzige Arbeit, muß ich sagen. Die Küche war in einem schrecklichen Zustand, und ich mußte mich umziehen. Und wissen Sie, sie redete weiter, noch während ich es tat, aber schließlich mußte sie aufhören.« Seine Stimme wurde traurig. »Aber ich konnte ihre Augen nicht daran hindern, mich in dieser Art und Weise anzustarren, selbst als der Kopf endlich abging. Sie starrte mich weiter mit diesem irren Ausdruck an. Sie tut es noch immer, sehen Sie selbst.«
    Er griff hinter sich, halb auf seinem Sitz kniend, und streckte den Arm nach etwas aus, was vor dem Rücksitz am Boden lag. Er zog es hervor und sah Holman treuherzig an. »Schauen Sie«, sagte er.
    Er hob den blutigen Kopf am Haar hoch und streckte ihn Holman hin. Er hatte recht — die Augen starrten noch immer.
    Holman schrie vor Entsetzen auf und prallte zurück. Alle Haare seines Körpers stellten sich auf, ein Würgen schnürte ihm die Kehle zu. Er schlug den abgetrennten Kopf beiseite, und die heftige Bewegung bewirkte, daß der Wagen ins Schleudern geriet und wild über die Straße kurvte. Sein Bemühen, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen, schenkte ihm nach dem Schock, der ihn gerade getroffen hatte, eine kurze Erholungspause.
    Der Mann neben ihm war erstaunt und empört, daß Holman den Kopf seiner Frau zur Seite geschlagen hatte. »Tun Sie das meiner Frau nicht an, Sie herzloser Mensch!« rief er aus und legte den Kopf behutsam in seinen Schoß. Dann griff er wieder hinter sich, sorgsam darauf bedacht, den Kopf zwischen seinen Beinen nicht davonrollen zu lassen und diesmal brachte seine Hand eine blutige Fuchsschwanzsäge zum Vorschein. »Ich bringe Sie um!« geiferte er. »Sie sind genau wie alle anderen!«
    Er versuchte, die scharfgezähnte Klinge Holman in den Nacken zu schlagen, doch fuhr der Wagen im selben Augenblick auf die Bordsteinkante des erhöhten Mittelstreifens der vierbahnigen Straße und warf ihn zurück gegen die Tür auf seiner Seite. Die Säge fiel herunter. Noch während er versuchte, den Schleuderbewegungen des Wagens gegenzusteuern, schlug Holman mit der Faust

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