Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
und ein mattes Lächeln trat auf sein Gesicht. „Ich glaube nicht, dass wir aus der Sache heil wieder raus kommen.“
Sie lachte kurz auf.
„Nein, das glaube ich auch nicht.“
Beide grinsten.
„Was würdest du an deinem letzten Tag auf Erden machen?“, fragte Kyra.
Daniel legte sich zurück aufs Bett und faltete die Hände über seiner Brust.
„Wahrscheinlich etwas ganz dummes. Etwas Einfaches und Banales.“
„Ich glaube ich würde Sex haben.“
Kyra hörte Daniels Herz für einen Augenblick aussetzen. Es amüsierte sie.
„Ach ja?“
Seine Stimme klang fahrig. Kyra zog die Beine an den Körper und kicherte.
„Das ist doch etwas ganz Einfaches und Banales, oder nicht?“
„Ja, schätze schon. Aber...“ Daniel richtete sich wieder auf. „... ist dir eigentlich klar, dass Vampire keinen normalen Sex haben? Ernsthaft, sie fressen sich dabei halb auf. Wie die Tiere.“
„Und das weißt du woher?“
Daniel verfiel in peinliches Schweigen. Kyra kam ein Verdacht und sie musste ungehalten lachen.
„Was, mit Samara? Im Ernst?“
„Sei ruhig. Erinnerst du dich? Sie hat mich fast getötet.“
„Also war dein einziger Sex mit einem Vampir beinahe tödlich.“ Kyra schmunzelte. „Wie bedauerlich.“
Sie legte sich längs aufs Bett und schloss die Augen. In diesem Moment fühlte sie sich so entspannt und ruhig wie schon lange nicht mehr. Alles was sie hörte, war Daniels Herzschlag, immer noch ungewöhnlich schnell. Sein Atem ging jetzt flacher, etwas verkrampft. Kyra spürte, dass er sich zur Gelassenheit zwang, doch es gelang ihm nur halb. Jeden Menschen hätte er damit täuschen können wie ein perfekter Pokerspieler. Aber Kyra war kein Mensch. Nicht mehr.
„Wenn heute unser letzter Tag auf Erden ist“, sagte sie, „und wir morgen alle sterben … dann möchte ich ihn nicht alleine verbringen.“
„Wenn du möchtest, bleibe ich hier.“
Kyra wollte das unbedingt. Auf der anderen Seite jedoch konnte sie Daniels Nähe kaum ertragen. Sein Duft vernebelte ihre Sinne. Das monotone Rauschen seines Blutes drang wieder an ihr Ohr. Herrgott, war dies etwa das Einzige, was sie so sehr an ihm anzog? Immer, wenn er in ihrer Nähe war, konnte sie das Geräusch nicht mehr abstellen, sobald es ihr einmal aufgefallen war. Es machte sie wahnsinnig. Am liebsten wäre sie sofort über ihn hergefallen. Aber dann wäre sie tatsächlich wie Samara gewesen.
„Wenn das alles vorbei ist“, sagte Daniel, „und wir tatsächlich überleben sollten … dann hänge ich diesen Job an den Nagel. Ich habe die Jagd satt.“
„Ich dachte du wärst dafür geboren? Du hast doch dein Leben lang nichts anderes gemacht.“
„Genau das ist es ja. Wenn du einmal damit angefangen hast, siehst du die Welt mit anderen Augen. Überall sind nur noch Vampire, Werwölfe, Poltergeister, Dämonen … Man bekommt Vorurteile. Und die stehen einem nur im Weg, wenn man wichtige und vor allem richtige Entscheidungen treffen muss.“
„Was möchtest du stattdessen machen?“
Daniel zuckte mit den Schultern.
„Urlaub.“
Kyra lachte. Über Daniels Gesicht huschte ein Grinsen, das schnell bitterer Wehmut wich.
„Es ist traurig“, sagte er. „Dass du bist … was du nun mal bist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde es mir vielleicht gar nicht auffallen.“
Kyras Lachen erstarb.
„Bitte hör auf, mich ständig auf meine Spezies zu reduzieren“, sagte sie leise. „Ich bin, was ich bin, ja. Aber ich war einmal ein Mensch. Und ich bin immer noch ein Mädchen.“
Daniel lehnte sich über sie. Seine Stimme war völlig ernst.
„Was auch immer du bist … ein Mädchen bist du ganz sicher nicht mehr. Ich habe kein Interesse an Mädchen.“
Kyras Herz schlug bis zum Hals. Sie konnte seinen Atem in ihrem Gesicht spüren, fühlte die Hitze seines Körpers auf ihrer Haut. Seine Hände ruhten links und rechts von ihrem Körper. Durch ihr Shirt konnte sie spüren, wie sich seine Hände neben ihr zu Fäusten ballten. Das Gewicht auf ihnen verstärkte sich. Er beugte sich noch weiter zu ihr herunter.
„Du hast keine Sicherheiten“, flüsterte Kyra. „Seth deckt dir nicht den
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