Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
wunderschön, doch auch schrecklich und angsteinflößend. Dann, mit einem Male, spürte er ein starkes, stechendes Brennen an seiner Brust und auf dem Rücken, welches ihm für einen Augenblick den Verstand raubte.
So schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder und ehe Michael sich versah, hatten sich die vier Engel im Nichts aufgelöst und hinterließen nur einen schwelenden Ring um ihn und Joe. Michael keuchte und schwitzte. Noch nie zuvor hatte er eine so intensive Angst verspürt. Fahrig öffnete er die Knöpfe seines Hemdes und betastete das verkohlte, heiße Pentagramm auf seiner Brust.
„Was ist das?“, fragte er mit zittriger Stimme. „Joe, du hast gesagt, es würde nichts passieren! Was hast du mit mir gemacht?“
„Beruhige dich, Mike“, sagte Joe und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Die Male auf deiner Haut schützen dich. Sie bleiben drei Tage sichtbar, danach verschwinden sie und damit auch der Schutz. Mach dir keine Gedanken, es ist alles in Ordnung.“
Michael bezweifelte stark, dass alles in Ordnung war, schließlich hatte er handgroße Brandmale auf seinem Körper, die noch immer heiß waren. Doch Joe tat, als wäre überhaupt nichts gewesen, marschierte mit fröhlichem Pfeifen aus dem Zimmer und zupfte sich dabei sein Jackett zurecht.
„Komm schon“, rief er über die Schulter. „Wir haben noch was zu erledigen.“
Michael blieb einen Moment wie angewurzelt stehen, dann knöpfte er sein Hemd wieder zu und folgte Joe die Treppe hinunter. Ein Schauer jagte über seinen Rücken, doch er schüttelte ihn energisch ab und versuchte, bei klarem Verstand zu bleiben. Michael war nie ein Freund der Magie gewesen und hatte sich immer geweigert, diese anzuwenden, doch heute war er froh darum. Er vertraute Joe und seinem Zauber, auch wenn ihm dabei unwohl war.
„Beeil dich“, sagte Joe, der gerade in einen schwarzen Wollmantel schlüpfte. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“
Michael fand es schon ein starkes Stück, dass Joe ihn nun hetzte, wo er doch eben noch fast eine Stunde lang in seinem Arbeitszimmer herum getrödelt hatte, doch er murrte nur zusammenhangloses Zeug und zog seinen Trenchcoat an. Sie wollten gerade zur Tür hinausgehen, als das Telefon schrillte. Joe fletschte sofort die Zähne.
„Verdammt noch mal!“, fluchte er. „Wer ruft denn um diese Zeit noch an?“
Wutentbrannt stampfte er durch das Wohnzimmer und hob den Hörer ab.
„Was denn?“, fauchte er.
Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille, doch dann konnte Michael eine Frauenstimme sprechen hören.
„... Jonathan Bates?“
„Ja, wer ist da?“
Joe klang ziemlich unfreundlich, doch anscheinend war ihm das egal.
„Cordelia Waterman, ich bin Laborantin des Konvents in Los Angeles. Ich habe die Auswertung des Bluttests, den unsere Herrin Amelie mir zukommen ließ.“
Joe schnalzte ungeduldig mit der Zunge.
„Schön, und warum sagen Sie das nicht Amelie persönlich? Ich habe im Moment keine Zeit für so etwas!“
„Mr. Bates, es ist sehr wichtig! Leider konnte ich Amelie bisher nicht erreichen, da man mir sagte, sie wäre gegenwärtig im Ausland. Und da ich weiß, dass Sie einer ihrer direkten Untergebenen sind und Amelies Vertrauen genießen, waren Sie der nächste Ansprechpartner.“
Michael konnte sehen, wie Joe erbost mit den Fingern auf die Polsterlehne eines Sessels trommelte. Anscheinend war er über diesen Anruf, der sie beide aufhielt, nicht amüsiert.
„Um was geht es denn?“, zischte er. „Ich hoffe doch es ist wichtig genug! Andernfalls wäre ich wirklich sehr wütend!“
„Es ist sogar sehr wichtig! Amelie hat mir die Blutprobe eines kürzlich verwandelten Vampirmädchens zur Analyse gebracht und sie hat klar und deutlich verlauten lassen, dass ich ihr das fertige Ergebnis umgehend aushändige!“
„Dann schicken sie es ihr doch!“, sagte Joe, nun mit deutlichem Zähneknirschen. „Was habe ich damit zu tun?“
„Die Analyse ist beendet und Amelie befindet sich nicht im Land. Irgendjemandem muss ich das Ergebnis aushändigen.“
„Na schön!“, rief Joe und pochte hart auf die Sessellehne. „Faxen Sie mir das blöde Ding rüber, aber beeilen sie sich gefälligst! Ich habe wichtigere Dinge zu
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