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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Kehle aufgeschlitzt, doch Joe war vorsichtig gewesen und hatte eine Bannlinie aus Grabesstaub vor die Tür gezogen. Sie konnte nicht hinaus. Michael ließ die Hand wieder sinken und steckte sie in die Jackentasche.
         „Hör zu“, sagte er beschwichtigend. „Ich hatte nichts damit zu tun. Ich wusste nicht, dass Joe so etwas vorhatte. Wenn doch, hätte ich es niemals zugelassen.“
         Eine dumpfe Stille trat ein. Michael wusste nicht, ob sie ihn verstanden hatte.
         „Kyra?“
         Ein Schlag donnerte gegen die Tür.
         „Ich sagte du sollst verschwinden!“, brüllte Kyra. „Hau ab!“
         Ein weiterer Schlag folgte und die Tür bog sich bereits bedenklich.
         „Beruhige dich doch“, sagte Michael, doch seine Worte wurden erstickt von Kyras Gebrüll.
         Er trat einen Schritt zurück.
         „Verzogene Göre!“, fauchte er und trat gegen den Türstock.
         „Scheiß Bulle!“, entgegnete Kyra, die ihn gehört hatte.
         „Ich hab dir das nicht angetan“, rief Michael. „Vergiss das nicht. Ich bin nicht dein Feind.“
         Es herrschte Stille. Kyra hatte aufgehört, auf die Tür einzuschlagen.
         „Hau endlich ab“, sagte sie. „Du gehst mir auf die Nerven.“
         Michael verzog das Gesicht.
         „Na gut“, sagte er. „Aber beschwer dich hinterher nicht, wenn du vor einem Flammenwerfer landest.“
         Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt den Gang zurück zur Treppe. Dort blieb er ruckartig stehen. Ein bekannter, rauchiger Duft stieg ihm in die Nase. Es roch nach Moschus und Zedern, doch gleichzeitig auch süßlich wie Honig. Übertüncht wurde dieses Gemisch nur von dem Geruch starker Verwesung, ähnlich dem Geruch von Pacouli. Er hielt inne, um den Duft tief in sich
    aufzunehmen. Amelie.
         So schnell hatte er sie nicht erwartet. Er war nur etwa fünf Minuten hier oben gewesen und hatte dabei nicht gemerkt, wie sie angekommen war. Michael hatte sie das letzte Mal vor etwa dreißig Jahren gesehen, als er vor dem Rat Zeugnis von Jonathans Taten ablegen musste. Sie hatte ihn mit ihren blauen Augen regelrecht durchbohrt und er hatte sich dabei so hilflos gefühlt, als wäre er wieder ein schwacher Mensch. Doch sie war wider seiner Erwartung eine sehr erhabene, ruhige und freundliche Person, die ihn beruhigend angelächelt hatte, als er in Gegenwart des Rates vor Furcht und Nervosität nicht hatte sprechen können. Nachdem er seine Aussage gemacht und beteuert hatte, dass Jonathan keineswegs böswillig gehandelt habe, hatte sie ihm gedankt und ihm später sogar erlaubt, ihre Hand zu küssen. Obgleich er gemischte Gefühle für sie empfand, siegte doch die Angst vor allem anderen. Er kannte ihre Macht nur von Erzählungen, doch die Aura, die sie ausstrahlte, war erdrückend und gefährlich, ebenso wie sinnlich und fordernd. Eine sehr undurchsichtige Persönlichkeit.
         Er stieg die Treppe hinunter und sah sie sofort. Joe kniete vor ihr nieder und berührte mit seinen Lippen sachte ihren Handrücken, der in seidenen Spitzenhandschuhen steckte. Als er wieder aufstand, wanderte ihr Blick zu Michael. Er schluckte, so unerträglich war ihr sanfter Wimpernaufschlag. Sein Körper zitterte wieder vor Furcht und schnell ging auch er in die Knie und senkte demütig den Kopf. Er traute sich nicht, den Kopf zu heben, bis sie vor ihm stand und ihn mit einer Handbewegung aufforderte, sich wieder aufzurichten. Hinter ihr, in einigem Abstand, stand ihr Leibwächter Victor, gehüllt in eine schwarze Robe, die seinen großen Körper umschmeichelte. Die Kapuze verhüllte sein Haupt, nur das Gesicht mit den glühend gelben Augen war zu sehen. Aus seinen Gesichtszügen konnte Michael keinerlei Emotion lesen. Er war starr wie eine Statue. Joe warf Michael einen nervösen Blick zu.
         „Michael“, sagte Amelie freundlich. „Es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“
         „Ja“, sagte er.
         Er fühlte sich sicherer, wenn er so wenig wie möglich sagen musste. Auch Amelie bemerkte seine Unsicherheit und sah ihn nur lächelnd an. Dann wandte sie sich an Joe.
         „Jonathan“, sagte sie und ihre Stimme war nun viel fester und forscher. „Zeig mir das Mädchen. Ich möchte keine Zeit verlieren.“
         Joe war angespannt, dennoch ging er die Treppe voran nach oben. Amelie und Victor folgten ihm, Michael blieb zurück. Als die drei

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