Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
Vom Netzwerk:
geschmückten Abendhimmel entgegen. Die mit Onyxringen bestückten Finger krümmten sich und kurze Zeit später kam auch der in einem Rüschenärmel steckende Arm zum Vorschein. Ademar kämpfte sich mit aller Kraft an die Oberfläche und durchbrach sie schließlich mit seinen Schultern. Als er die restlichen Strahlen der sterbenden Sonne auf seinem Gesicht spürte, lächelte er erleichtert und holte tief Atem. Er zog sich aus dem Loch und blickte sich auf den Knien um.
         Es herrschte Stille. Nicht einmal der Wind gab einen kläglichen Laut von sich. Aus dem Loch wand sich eine kleinere, zartere Hand hervor. Ademar ergriff sie und zog Illyria mit einem einzigen Ruck nach oben. Nach ihr erreichte William den Rand der Schneedecke. Er war selten so wütend gewesen wie in diesem Augenblick und seine Augen strahlten noch weißer als der fahle Sichelmond, der bereits am Horizont aufgegangen war.
         „Wo ist er!“, brüllte er und lief mit gefletschten Zähnen umher. „Ich werde ihm eigenhändig das Herz aus dem Leibe reißen!“
         „Beruhige dich, alter Freund“, sagte Ademar und hob beschwichtigend die Hand. „Er ist längst nicht mehr hier.“
         Doch William konnte und wollte sich nicht beruhigen. Er knurrte wie ein wildes Tier und sog die Luft um sich herum ein, um Witterung aufzunehmen.
         „Hat einer von euch diesen Samael je zuvor gesehen?“, fragte Ademar in die Runde und runzelte dabei leicht die Stirn. „Mir ist er nicht bekannt und ich erinnere mich nicht, dass er in den Archiven irgendwo Erwähnung fand.“
         Illyria schüttelte kaum merklich den Kopf.
         „Hätte ich gewusst, wer er ist, dann wäre er schon vor Jahrhunderten zur Hölle gefahren!“, schrie William.
         „Du regst dich unnötig auf.“ Ademar bedachte ihn mit einem warnenden Blick. „Nicht er ist unser Ziel. Und wir haben einige wertvolle Informationen von ihm erhalten.“
         „Von welchen Informationen sprichst du? Soweit ich weiß hat dieser Kerl nur ein paar kryptisch anmutende Drohungen von sich gegeben und seinen ach so tollen Meister in den Himmel gelobt. Was war daran informativ?“
         Ademar musste lachen. Wie immer hatte William nicht genau zugehört. Das tat er nie.
         „Er hat unsere Vermutung nur bestätigt.“, meinte er ruhig. „Marius ist noch am Leben. Und Samael wird uns früher oder später direkt zu ihm führen.“
         William hörte endlich auf im Kreis zu laufen und stemmte die Hände in die Hüften.
         „Wir müssen Amelie umgehend davon in Kenntnis setzen“, meinte er laut. „Dieser Vampir hat uns hier erwartet und vielleicht sind auch die anderen Mitglieder wie wir in eine Falle getappt. Marius hat irgendetwas vor und dieses Mädchen, von dem alle sprechen, scheint der Schlüssel zu sein.“
     
         Joe war gereizt. Mit halboffenem Mund und ausgefahrenen Zähnen lehnte er, die Arme verschränkt, an seiner Kochinsel und rührte keinen Muskel. Sein Blick ruhte auf dem jungen Mann, der in einem seiner Sessel saß und die Beine übereinander geschlagen hatte. Sein Gast gab sich nicht einmal die Mühe, seine offensichtliche Abneigung zu verbergen und sah sich abschätzend in dem prunkvollen Wohnzimmer um. Sein Blick blieb kurz an den Gläsern auf dem Tisch haften  und zog dann weiter über die Bücherregale.
         „Immer noch so dekadent wie früher“, sagte er spöttisch. „Wem willst du denn etwas beweisen, Joe? Wo doch jeder weiß, dass du deinen Ruf und deinen Reichtum nur der Vorsitzenden eures Rates verdankst.“
         Joe knirschte laut mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten.
         „Werd nicht frech, Daniel“, knurrte er. „Sonst vergesse ich meine guten Manieren.“
         „Wir beide wissen, dass deine sogenannten Manieren nichts weiter als Lug und Trug sind.“ Der junge Mann drehte seinen Oberkörper zur Seite und sah völlig ungehemmt in Joes mittlerweile weiße Augen. „Du bist schlimmer als wir alle zusammen. Während wir Jäger Vampire nur dann töten, wenn es absolut notwendig ist, empfindest du es als völlig normal, deine Artgenossen hinzuschlachten, wenn sie deine Autorität in dieser Stadt untergraben. In den letzten hundert Jahren hast du mehr Vampire exekutieren lassen, als wir seit der großen Inquisition. Also sprich nicht von Manieren, denn das ist das Letzte, was du besitzt.“
         Joes Unterlippe zitterte. Er verspürte

Weitere Kostenlose Bücher